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20. Februar 2014

Frauenportrait #1


Wetti Teuschl (1851-1944)
Barbara, genannt Wetti, Baumgartner (geb. Teuschl)


Fräulein Wetti Teuschl
(Privatarchiv Fam. Hörner)

Barbara Baumgartner (1851-1944) entstammte einer gutbürgerlichen Fuhrwerksunternehmersfamilie aus Krems.
Mit ihrem Ehemann Johann Baumgartner eröffnete sie verschiedene Geschäfte und Fachhandlungen in Wien und Krems, die sie jedoch jeweils nach kurzer Zeit wieder schließen mussten.

In der Ausstellungspublikation „Frauenleben in Niederösterreich“ hat Nikola Langreiter in ihrem Katalogbeitrag „Einblicke in ein bürgerliches Frauenleben zwischen Wien und Krems“ (S. 29-35) das Tagebuch der Wetti Teuschl (1870-1885) analysiert.

Hier ein kurzer Auszug:
„Beim ersten Eintrag in ihr Tagebuch 1870 war die Schreiberin 18 Jahre alt. Sie verlebte in ihrem Kremser Elternhaus verhältnismäßig sorglose Tage, nicht untypisch für eine mittelständische Bürgerstochter in einer Kleinstadt der Habsburgermonarchie zu dieser Zeit. Die Familie war gesellschaftlich angesehen, führte ein standesgemäßes Leben. Die Mutter leitete, unterstützt von einer Dienstbotin, das Hauswesen. Dem Vater gehörte ein Stellwagen- und Fuhrwerksunternehmen, er hatte ein Amt bei der Feuerwehr inne und nahm am örtlichen Honoratiorentisch Platz. Zwei Stadthäuser befanden sich im Besitz der Familie, Wohnungen und Geschäftslokale wurden vermietet. Welche Ausbildung Wetti Teuschl zuteil geworden war, ist nicht überliefert. […]
„Mit Gott!“ hatte Wetti Teuschl ihre Aufzeichnungen begonnen und damit einen zeitgenössisch üblichen Einstieg gewählt. Auffallend ist, dass sie ein kleines, einfaches Notizbuch verwendete und nicht das typische (Mädchen-)Tagebuch mit Prägedruck, Goldschnitt und Schlösschen.“

Das Original befindet sich in Familienbesitz, eine Kopie in der Sammlung Frauennachlässe (http://www.univie.ac.at/Geschichte/sfn/) der Universität Wien, und als kommentierte Edition ist es 2010 bei Böhlau erschienen.

„Das Tagebuchschreiben war im 19. Jahrhundert überaus modern geworden und in bürgerlichen Kreisen besonders Mädchen und jungen Frauen anempfohlen. Unter Aufsicht ihrer Mütter oder Lehrerinnen sollten sie sich schreibend darauf vorbereiten, taugliche Bräute und Ehefrauen zu werden. Diese Tagebücher wurden daher „Warte-Hefte“ genannt und folgerichtig meist mit der Verheiratung beendet. Es war also ungewöhnlich, dass Wetti Teuschl ihr Diarium – in anderer Form, aber doch – auch als Ehefrau weiter führte.
Bevor sie heiratete, schrieb sie regelmäßig und ausführlich: Die junge Frau war viel unterwegs, ging mit ihren Freundinnen Milli und Dini auf Bälle und Feste, in Ausstellungen und ins Theater, unternahm mit FreundInnen und Familie Ausflüge und kleinere Reisen. In Krems schien sie von zahlreichen Verehrern umgeben, die sie sämtlich abwimmelte, denn Wetti Teuschl hatte sich schon für Johann Baumgartner, einen Gehilfen in einem Herrenbekleidungsgeschäft, entschieden. Die Schilderungen der komplizierten Liebesgeschichte – durchsetzt von vielen Streitereien und Enttäuschungen – sagen viel über die Möglichkeiten der Begegnung zwischen wohlerzogenen jungen Frauen und deren Verehrern in der kleinen Stadt aus. […] Für kurze Zeit arbeitete er [Johann Baumgartner] bei einem Herrenausstatter auf der Mariahilfer Straße, mitten im traditionellen Textilviertel, um dann mit einer eigenen Gemischtwarenhandlung ein heiratsfähiger Geschäftsmann zu werden. Geheiratet wurde im Juni 1872 in Krems, die Braut hielt dazu im Tagebuch fest: „Ich will und werde meine Hochzeit in Krems feiern, warum? ich weiß es nicht vieleicht ist es die letzte Mädchenlaune.“ […]“

Text (gekürzt): Nikola Langreiter aus: Frauenleben in Niederösterreich, Einblicke in ein bürgerliches Frauenleben zwischen Wien und Krems, S. 29-35

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