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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

27. März 2014

Frauenportrait #6

#6 Elsa Plainacher, geb. Holtzgasser (um 1513-1583)
– ein Opfer des Hexenwahns





Zur Hinrichtung der Elsa Plainacher gibt es
keine Bildquelle. Das hier gezeigte Gemälde
zeigt die Hinrichtung der Hexe Maria Kropf
1675 zu Feldbach in der Steiermark.
Man kann sich leider nicht aussuchen, in welche Familie man hineingeboren wird. Elsas Voraussetzungen für ihr zukünftiges Leben waren denkbar schlecht. Zur Welt kam sie irgendwann um 1513 in einem kleinen Weiler in der Nähe von Melk; dort, wo die Pielach in die Donau mündet, stand die Mühle ihres Vaters, die er für das Kloster Melk als Hofmühle betrieb. Müller waren zwar notwendig für das Funktionieren der Versorgung, sie standen aber während des Mittelalters und der frühen Neuzeit immer am Rande der Gesellschaft. Man verdächtigte sie u. a. des Betruges; Mühlen galten aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage als Treffpunkt zwielichtigen Gesindels oder auch als Orte der Prostitution. Sie wurden wie Scharfrichter als Paria – Unberührbare – behandelt. Man mied ihre Gesellschaft. Söhne und Töchter von Müllern heirateten Partner, deren Väter ebenfalls Müller waren oder andere „unehrliche“ Berufe ausübten.

Elsa war eines von mehreren Kindern, deren Spuren sich aber alle bis auf die ihres Bruders  verlieren. Ihr Bruder Vitus – ein Schiffmann – wohnte später in Melk unter der „Schlachtprugge“. Ganz jung war Elsa noch, als sie von einem Gehilfen ihres Vaters geschwängert wurde. Das Kind blieb nicht lange am Leben. Dann heiratete sie einen Müller namens Paumgartner, der vermutlich früh starb, da sie sich ein zweites Mal verehelichte. Zwei Kinder bekam sie in dieser Ehe, den Sohn Achatius, der die Mühle des Vaters übernahm, und die Tochter Margareth.
Auch der zweite Mann Elsas starb. Sie ging noch eine Ehe ein; ihr dritter Mann namens Plainacher bewirtschaftete einen Hof in der Nähe von St. Pölten, vermutlich der Gschwendthof in der Gemeinde Rammersdorf, der der Grundherrschaft des Georg Achaz Mattseber zu Goldegg unterstand. 


Um 1550 ehelichte ihre Tochter Margareth den Bauern Georg Schlutterbauer aus Strannersdorf in der Gemeinde Mank. Zunächst ging alles gut. Drei Kinder kamen in rascher Reihenfolge – Catharina, Ursula und Hensel; nach zehn Jahren kam noch eine Nachzüglerin – Anna, die der Mutter das Leben kostete. Am Totenbett hatte Elsa ihrer Tochter versprochen, sich um den Säugling zu kümmern, da der Ehemann mehr in den Wirtshäusern zu finden war als am Hof  und im Suff zu Gewalttätigkeiten neigte. Binnen einem Jahr starben die drei älteren Kinder, die beim Vater verblieben waren, alle angeblich im Schlaf während der Nacht. Man geht wohl nicht fehl mit der Annahme, dass sie Übergriffen ihres Vaters zum Opfer fielen. Anna blieb zunächst bei ihrer Großmutter, die vermutlich bereits zu dieser Zeit zum Protestantismus übergetreten war – wir befinden uns gerade mitten in der Zeit der Reformation, in der sich große Bevölkerungsteile aller sozialen Schichten in Niederösterreich dem neuen Glauben zuwandten. 


Georg Schlutterbauer begann nun eine Verleumdungskampagne gegen seine Schwiegermutter. Er bezichtigte sie, ihr Enkelkind verhext zu haben, nachdem sie Anna schon vom rechten Glauben abgebracht hatte und mit ihr nur protestantische Gottesdienste besuchte. Mit seinen Beschuldigungen hatte er leichtes Spiel, da Anna etwas schwachsinnig war und überdies an krampfartigen Anfällen litt, vermutlich Epilepsie, deren Entstehen in der Vergangenheit oft mit dem Einwirken des Teufels erklärt wurde. Bei den Verhören, denen das junge Mädchen in der Folge unterzogen wurde, erzählte sie, ihre Großmutter hätte im Stall Schlangen mit Milch gefüttert. Sie berichtete auch über einen schwarzen zotteligen Mann, mit dem sie die Großmutter bekannt gemacht habe, vermutlich ein Freier, der sich für das Mädchen interessierte. Dreimal wurde an dem Mädchen ein Exorzismus vollzogen, in St. Pölten, in Mariazell und schließlich in Wien – ohne Erfolg. Da man natürlich auch ihren Schwachsinn bemerkt hatte, brachte man  das Mädchen im Wiener Bürgerspital unter. Schlutterbauer ließ von seinen Beschuldigungen nicht ab; schließlich nahm die  Behörde Elsa Plainacher Mitte 1583 fest und brachte sie nach Wien. Die Anklage lautete auf  zauberische Schädigung ihrer Enkelin, Giftmord an ihrem Mann und den anderen Schlutterbauer-Kindern. Die untersuchenden Ärzte und Priester konstatierten allerdings nur, dass die Frau alt und bei „schwachem Verstand“ sei. Man wollte sie nun auch in das Bürgerspital einweisen.
Aber es kam nicht dazu. Der aus Tirol stammende Hofprediger, der Jesuit Georg Scherer, hielt vor dem Stephansdom eine Predigt wider die Hexen und Elsa Plainacher im Besonderen. Mit seiner Predigt hetzte er das Volk derart auf, dass es die Folterung  der vermeintlichen Hexe verlangte. Die ersten Foltern überstand die alte Frau, bei der dritten gestand sie schließlich ihr Bündnis mit dem Teufel und Hexenflüge auf den Ötscher. Sie wurde zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am 27. September 1583 wurde sie auf ein Brett gebunden und zur Hinrichtungsstätte auf der Gänseweide – heute die Kreuzung Weißgerberlände-Kegelgasse – geschleift. Ihre Asche wurde in die Donau gestreut. Elsa Plainacher war die einzige Hexe, die in Wien auf dem Scheiterhaufen den Tod fand. In Wien Donaustadt wurde eine Gasse nach ihr benannt.


Text: Dr. Elisabeth Vavra

Quelle: Anita Lackenberger, Ein teuflisches Werk. Die Torturen der Hexe von Wien, Folterprotokoll 1583. Linz 1988; Anna Ehrlich, Hexen, Mörder, Henker. Die österreichische Kriminalgeschichte. Wien 2006.

20. März 2014

Frauenportrait #5

#5 Maria Emhart

Diese Woche widmet sich das Frauenportrait der Sonderausstellung im Stadtmuseum St. Pölten: 




Maria Emhart um 1934,
© Stadtarchiv  St.Pölten

„Maria Emhart und der Bürgerkrieg 1934 in St. Pölten“

http://www.stadtmuseum-stpoelten.at/Maria_Emhart_und_der_Buergerkrieg_1934_in_St._Poelten 

Am 12. Februar 2014 eröffnete Bürgermeister Mag. Matthias Stadler um 19 Uhr im Stadtmuseum eine Ausstellung zu den Bürgerkriegs-Ereignissen des Februar 1934 in St. Pölten. Nach der Ausschaltung des Parlaments im Jahr 1933 war es vor achtzig Jahren in verschiedenen Städten Österreichs zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der de facto bereits autoritär regierenden Obrigkeit und aufständischen Sozialdemokraten gekommen. In St. Pölten wurde der Aufstand von Maria Emhart (27. Mai 1901 in St. Pölten - 9. Oktober 1981 in Bischofshofen) angeführt, deren mutiges Vorgehen in dieser Ausstellung näher beleuchtet wird. 
Maria Emhart wuchs als älteste von 5 Kinder einer Landarbeiterin und eines Eisenbahners in einer St. Pöltener Barackensiedlung auf. 1919 trat sie mit 17 Jahren in die Sozialdemokratische Partei ein. Mit 20 Jahren heiratete sie Karl Emhart. Ihre politische Tätigkeit begann als Betriebsrätin. 1932 wurde sie in den Gemeinderat St. Pölten gewählt und im Februar 1934 beteiligte sie sich in führender funktion an den Februarkämpfen. Sie wurde verhaftet und musste befürchten, gehängt zu werden, da noch das Standrecht galt. Nach 17 Wochen wurde sie jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Nach der Verhaftung von Rosa Jochmann im August 1934 übernahm Emhart unter dem Decknamen Grete Mayer deren führende Position bei den Revolutionären Sozialisten, die nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei im Untergrund agierten. Nach der Verhaftung stand sie im März 1936 als zweite Hauptangeklagte im "Großen Sozialistenprozess" vor Gericht. Die zu Beginn des Prozesses verlangte Todesstrafe konnte wegen schwacher Belastungszeugen nicht durchgesetzt werden. Maria Emhart wurde stattdessen zu 18 Monaten Kerker verurteilt, kam jedoch bei der Amnestie im Juli 1936 frei.
1945 wurde sie als einzige Frau im November 1945 in den Salzburger Landtag gewählt. 
1946 wurde sie als erste Frau zur Vizebürgermeisterin in Bischofshofen gewählt. Dieses Amt hatte sie bis 1966 inne und 1953-1965 war sie Nationalratsabgeordnete.

Eine Toninstallation bringt den BesucherInnen originale Zitate aus Briefen und Erinnerungen Maria Emharts näher. Zeitungsberichte, Gerichtsakten, Fotografien und Plakate aus den Februartagen 1934 sowie ein Film mit Zeitzeugeninterviews ergänzen die Ausstellung.
Am 12. Februar wurde auch eine Gedenktafel am Blauen Haus, Herzogenburger Straße 32, enthüllt, die an die Widerstandskämpfer erinnert. 

Mehr zu ihrem außergewöhnlichen Leben findet man auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Emhart

„Maria Emhart und der Bürgerkrieg 1934 in St. Pölten“
Sonderausstellung Stadtmuseum St. Pölten, 12. Februar bis 14. Mai 2014
Öffnungszeiten: Mi - So, 10 bis 17 Uhr
Führungen gegen Voranmeldung unter 02742/333-2643 oder 2620

13. März 2014

Frauenportrait #4

#4 Dr. Brigitte Schlögl





Aus gegebenen Anlass ist das dieswöchige Frauenportrait die Geschäftsführerin der Museum Betriebs GmbH Dr. Brigitte Schlögl.
In der St. Pöltner Zeitschrift "MFG - Das Magazin" ist in der aktuellen Ausgabe März ebenfalls ein Frauenschwerpunkt mit interessanten Interviews zu finden. 
Auch Dr. Schlögl hat sich darin zu Wort gemeldet:

Dr. Brigitte Schlögl,

© Daniel Hinterramskogler
Brigitte Schlögl steht ihren Mann: Ein Satz, den die Geschäftsführerin des Landesmuseums gar nicht gerne hört. Sie ist sich sicher: "Das Wichtigste für jeden Menschen ist es, authentisch zu bleiben. Eine Frau ist kein Mann, wird es nie sein und soll es auch nicht sein." Man müsse sich nicht wie ein Mann kleiden und gebärden, um den Job zu machen, den man möchte. "Ganz im Gegenteil: Ich darf bitte orange tragen. Es laufen schon zu viele im schwarzen Anzug herum", konstatiert sie selbstbewusst. Sie ist mittlerweile 25 Jahre in Führungsebenen tätig und hat vieles in der Geschäftswelt schon erlebt. Wie arbeitet es sich so in den österreichischen Führungsriegen, die nach wie vor eine Männerdomäne darstellen? "Man braucht als Frau vielleicht einen längeren Anlauf, um akzeptiert zu werden. Ist die Akzeptanz aber einmal da, gibt  es kein Problem mehr. Frauen haben ihre eigenen Stärken in der Geschäftswelt, die sie auch ausspielen müssen. Ich habe in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt, dass ich von einem Mann abgedrängt wurde. Am Ende des Tages geht es um die Leistung", fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Als Karrierefrau würde sie sich selbst nicht bezeichnen, das dürfen gern andere tun. Schlögl sieht ihren Werdegang pragmatisch: "Ich habe immer das getan, was der nächste logische Schritt war. Ich habe die meisten Positionen, in denen ich war, selbst geschaffen und daher gab es auch nie einen Gehaltskonflikt mit einem männlichen Kollegen. Ich habe verlangt, was ich das Gefühl hatte, wer zu sein. Frauen müssen aufhören, tief zu stapeln und auch für das einzustehen,was ihnen zusteht. Da muss ich mich selbst auch bei der Nase nehmen." Die vorsichtige Herangehensweise an die eigene Karriere sei der große Hemmschuh einer Frau. "Vielleicht liegt es doch am Testosteron", schmunzelt Schlögl. Ob sie auch dort stehen würde, hätte sie Familie, fragt sie sich nicht. Für sie war es keine Entscheidung zwischen Kind und Karriere, sondern Kind hat sich einfach nicht ergeben. Aber auch das soll möglich sein. "Das alte 8 bis 17 Uhr Arbeitsmodell hat schon längst ausgedient. Die Zukunft sind flexible Lösungen, die - und das sage ich auch als Arbeitgeberin - in den meisten Jobs möglich sind. "Wer leisten möchte, soll das auch tun können. Hier sei die Politik gefragt, die Schlögls Ansicht nach hier grob säumig ist. "Die Geschäftswelt wird härter. Aber die Küche für Frauen ist auch keine Lösung. Flexibilität tut uns allen gut!"








Alle weiteren Beiträge zum Frauenschwerpunkt im MFG gibt's zum Nachlesen unter: http://dasmfg.at/









12. März 2014

Ein Interview mit unseren Ausstellungsarchitekten

Als kleinen Vorgeschmack auf unsere nächste Sonderausstellung im Bereich Natur mit dem Titel „Pilze – Mehr als nur Schwammerl“ haben wir uns mit unseren Ausstellungsarchitekten Hanno und Victoria zusammengesetzt und einmal hinterfragt, wie eine Ausstellung überhaupt zustande kommt.

Wie geht ihr an eine Ausstellung heran?

Grundsätzlich erstellt man zu Beginn ein Konzept, überlegt sich die Inhalte und arbeitet diese dann gemeinsam mit den Kuratoren aus.
Im konkreten Fall der „Pilze“-Ausstellung haben wir die Vorlage vom Biologiezentrum in Linz
(http://www.landesmuseum.at/biologiezentrum/ueber/ausstellungen/event-detail/pilze-1/ )
übernommen und an die großzügigen Räumlichkeiten des Landesmuseums angepasst.
Die Inhalte verändern sich dabei kaum, teilweise ergeben sich allerdings andere Gewichtungen.


Hanno und Victoria mit dem Modell zur Ausstellung "Kraut & Rüben"

Was ist für euch grundlegend  bei der Planung einer Ausstellung?
An oberster Stelle steht für uns die Wissensvermittlung. Daher gehen wir optisch oft lieber einen Schritt zurück und stellen die Informationen und das Wissen klar in den Vordergrund.
Beispielsweise wird es in der „Pilze“-Ausstellung viele kleinere Modelle geben. Optisch würde es sich anbieten, die Größe der Beschilderung dem Objekt anzupassen. Hier wählen wir dann aber lieber ein etwas größeres Schild, das in Proportion zum Exponat vielleicht übertrieben wirkt, dafür aber eine gute Lesbarkeit gewährleistet und somit die Informationen leicht zugänglich macht.


Wie lange dauert der gesamte Ablauf vom ersten Gedanken bis zur Eröffnung einer Ausstellung?
Das ist immer unterschiedlich und kommt auch darauf an, ob man mit einem fertigen Konzept bzw. mit  Vorgaben arbeitet oder ob man bei Null beginnt.
Bei den Pilzen kann man von 10 Monaten ausgehen – von der ersten Besichtigung bis zur Eröffnung am 12. April 2014.
Im Vergleich dazu hatten wir bei der Ausstellung „Kraut & Rüben“ keinerlei Vorgaben, somit hat der gesamte Ablauf ca. 1 Jahr gedauert.
(http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/rueckblick/2011/kraut-rueben-1)
Wenn wir es uns aussuchen könnten, würden wir immer von Null weg arbeiten, da man so mit mehr Freiheiten und ohne Einschränkungen an das Projekt herangehen kann.


Werden Exponate/Modelle/Vitrinen/etc. aus vergangenen Ausstellungen aufgehoben und gegebenenfalls wiederverwendet oder entsteht alles für jedes Thema neu?

Wir versuchen selbstverständlich Vieles wieder zu verwenden. Vor allem bei der „Grundausstattung“, wie z.B. Vitrinen haben wir mittlerweile eine umfangreiche Liste angelegt und müssen nur selten für neue Ausstellungen etwas zukaufen. Das wirkt sich dann natürlich auch positiv auf das verbleibende Budget aus.


Besucht ihr regelmäßig andere Ausstellungen, um euch Anregungen oder Ideen zu holen?

Ja, das machen wir natürlich sehr gerne! Es ist immer interessant zu sehen, was möglich ist und wie andere Ausstellungsarchitekten arbeiten und Schwerpunkte setzen.
Oft sieht man dabei auch, dass vieles eine Kostenfrage ist und stark von den räumlichen Gegebenheiten abhängt.
Entwurf zur Ausstellung "Schmetterlinge"


Eingangsbereich "Schmetterlinge" in der Umsetzung



Text: Bianca Gramm
Bilder:
© Hanno Baschnegger und Victoria Golub

Infos zur Ausstellung "Pilze - Mehr als nur Schwammerl" gibt's unter:
http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/vorschau/pilze-1/pilze

7. März 2014

BIBERGESCHICHTE 2.0

Hallo!
Mein Name ist Bibsi und ich möchte euch gerne meine abenteuerliche Geschichte erzählen.

Biber Bibsi, Foto: Andreas Gießwein
Ich wurde als kleiner Babybiber Ende April 2013 in der Nähe von Klein Pöchlarn geboren. Bald danach wurde ich leider durch das große Hochwasser im Juni von meiner Familie getrennt. Ich hatte  aber Glück im Unglück, denn sehr liebe und hilfsbereite Menschen fanden mich und brachten mich ganz schnell zu einer Tierärztin. Ich wurde untersucht, gewogen – ich brachte nach der vielen Aufregung nicht einmal ein ganzes Kilo auf die Waage – und bekam schließlich den Spitznamen „Justin Biber“.


Wenige Tage später, nachdem ich mich etwas erholt hatte, wurde ich zu meinen neuen Ziehmamis Marlene und  Lisa ins Landesmuseum Niederösterreich gebracht.

Wenngleich ich anfangs ein wenig skeptisch war, mochte ich die beiden eigentlich auf Anhieb sehr gerne. Sie kümmerten sich ganz toll und mich und gaben mir schließlich meinen neuen Namen „Bibsi“, den ich richtig hübsch finde. 

Biber Bibsi, Foto: Andreas Gießwein

Biber Bibsi, Foto: Andreas Gießwein
Weil ich noch viel wachsen und wieder zu Kräften kommen musste, hatte ich ständig riesengroßen Hunger. Daher nahm mich Lisa kurzer Hand mit zu sich nach Hause, um mich alle 3-4 Stunden mit guten und gesunden Sachen zu versorgen. An den Wochenenden durfte ich abwechselnd mit zu Marlene oder Lisa heim. Schnell hatten wir uns aneinander gewöhnt und bald schon begrüßte ich meine zwei Ersatzmamis mit freudigem Fiepen und Pfeifen, denn so zeige ich anderen, dass ich sie mag.


Zu Beginn wurde ich mit Milch, Babybrei – Karotte mochte ich am allerliebsten, ein bisschen Brot und geraspelten Äpfeln und Karotten gefüttert. Bald wurde mir das aber zu langweilig, denn als Biber gehören bekanntlich ganz andere Dinge zu meinen Hauptnahrungsmitteln. An Weiden-, Pappel- und Apfelbaumzweige fand ich sehr schnell Gefallen, denn an denen konnte ich nach Lust und Laune knabbern.
Obwohl sich Marlene und Lisa sehr viel mit mir beschäftigten, fehlten mir meine Familie und meine Artgenossen doch sehr. Damit ich mich ein bisschen weniger einsam fühlte, bekam ich von Marlene eine Kuschelmaus zum Spielen, Schlafen und Liebhaben. Ich hatte sie so gerne, dass ich sie sogar zum Baden mitnahm. Leider hielt die kleine Maus die Raufereien und das Baden nicht sehr lange aus und so wurde mein neuer Spielgefährte ein Kuschellöwe, den mir Lisa schenkte.

Biber Bibsi, Foto: Andreas Gießwein
Meine ersten Schwimm- und Tauchversuche unternahm ich übrigens in einer  Badewanne. Das war mir anfangs so gar nicht geheuer, nach und nach machte es mir aber immer mehr Spaß und ich wurde zu einer richtigen Wasserratte … äh, Biber!
Nachdem ich lange bei Marlene und Lisa zu Hause gewesen war, wurde ich in ein Gehege im Landesmuseum umquartiert. Dort bekam ich täglich frische Zweige, Karotten und Äpfel, denn für Babybrei und Milch war ich mittlerweile schon zu groß geworden.
Ich mochte mein neues Heim sehr und gewöhnte mich schnell an die neue Umgebung. Jeden Morgen, wenn ich meine Ziehmamis kommen hörte, begann ich an den Fenstern zu scharren, um mich bemerkbar zu machen. Danach gingen wir zu dritt zu dem kleinen Teich im Museumsgarten, in dem ich mich beim Schwimmen und Tauchen austoben konnte. In meinem Gehege hatte ich zur Überbrückung ein paar größere Wannen stehen, die jeden Tag gereinigt wurden. So konnte ich auch ganz selbstständig, während Marlene und Lisa sich den anderen Tieren im Museum gewidmet haben nach Lust und Laune plantschen.
Aber auch meine Zeit als „Museumsbiber“ hatte ein Ablaufdatum, denn als ausgewachsener Biber habe ich einen wesentlich höheren Platz- und Baumknabberbedarf, als mir das Museum mitsamt dem Gartenhätte bieten können. Zudem wuchs auch der Wunsch nach etwas biberiger Gesellschaft mit jedem Tag.

Übergabe an den Zürcher Wildpark

Und so kam es, dass ich am 23. Oktober 2013 zusammen mit Marlene und Lisa eine lange Reise nach Innsbruck antrat, wo ich einem Tierpfleger des Zürcher Wildparks übergeben wurde.
Gegen Abend kamen wir in meinem neuen Zuhause, worüber ich mich sehr freute.
Und stellt euch vor: hier ist auch eine sehr liebe Biberdame, mit der ich von nun an eine wunderbare gemeinsame Zeit verbringen kann.

Allgemeines zum Biber:

Die Paarungszeit beginnt im Jänner bis etwa März.
Tragzeit der Biber beträgt 105-107 Tage. Meist werden 1-4 Junge geboren, im seltenen Fall sogar 6. Einmal im Jahr können sie Junge bekommen. Sie kommen sehend, behaart und mit einem Gewicht von etwa 500-700 g zur Welt.  Die Jungen bleiben ca. 4-5 Wochen im Bau und  säugen etwa 8 Wochen.  In der zweiten Lebenswoche beginnen sie an Pflanzen zu knabbern, die ihnen in den Bau gebracht werden. Um diese effektiv verdauen zu können, nehmen sie von ihren Eltern Blindarmkot mit den entsprechenden Bakterien auf. Gelingt es den Kleinen nicht, ihren Verdauungsapparat mit den notwendigen Bakterien zu infizieren, können Entwicklungsstörungen bis hin zum Tod die Folge sein. Die Öldrüsen der Jungen beginnen erst mit 4 Wochen zu funktionieren. Daher ist das Fell vorher nicht wasserabweisend und wird deshalb von den Eltern eingefettet. Tauchen können die Jungen anfangs nicht, da sie zu leicht sind. Schwimm- und Tauchversuche laufen nur unter Aufsicht der Familie ab. Die Jungen werden mit ca. 2 Jahren Geschlechtsreif und verlassen dann auch ihre Eltern um einen Partner zu finden. Biber können in freier Wildbahn 12-14 Jahre alt werden. In Menschenhand wurde ein Biber sogar 35 Jahre alt.

Mehr Information gibt es auch hier: http://landesmuseum.blogspot.co.at/2012/01/biber.html

Wenn ihr Biber finden solltet, unbedingt Kontakt mit einem Tierheim, Wildtierhilfe Wien oder den Tierpflegerinnen im Landesmuseum Kontakt aufnehmen.

6. März 2014

Frauenportrait #3

#3 Emmy Feiks Waldhäusl 
(1899 – 1975)


© Stadtarchiv St. Pölten
Emmy Waldhäusl wurde in Pottenbrunn als Tochter des Pächters des dortigen Schlossgutes geboren.
1917 maturierte sie am Institut der Englischen Fräulein in St. Pölten.


1918 und 1919 erlangte sie am Gymnasium Wien-Wieden die Studienberechtigung für die Fächer Geschichte und Germanistik. 1923 promovierte sie und unterrichtet diese Fächer bis 1957 in Wien und Linz. Als Literatin debütierte sie 1939 mit einem historischen Roman, der auf dem Pottenbrunner Schloss spielt. 1946 erschien der „Spielmann von Pottenbrunn“, der im 14. Jahrhundert angesiedelt ist. Es folgten weitere Romane sowie ein Kinderbuch. Die Trägerin des niederösterreichischen Kulturpreises, des Handel-Mazzetti-Preises und des Jugendbuchpreises der Stadt Wien verstarb 1975. Ihre Bücher sind allesamt längst nicht mehr im Buchhandel erhältlich.
1975 wurde in Pottenbrunn eine Straße nach ihr benannt.


Text: Mag.a Martina Eigelsreiter