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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

27. Mai 2016

Ab ins Freie – Paradeiser auspflanzen

Paradeiser © Natur im Garten, Foto: Joachim Brocks
Die Eisheiligen haben wir erfolgreich hinter uns gebracht, ab jetzt dürfen die jungen Paradeispflanzen getrost ins Freie.

Sie lieben einen sonnigen und warmen Platz, etwa an der Südost- oder Südseite unter einem Dachvorsprung. Wer kein geschütztes Plätzchen zur Verfügung hat, kann ihnen auch im Beet ein Foliendach bauen. Denn Pilzkrankheiten wie Braunfäule breiten sich besonders gerne aus, wenn es feucht ist. Daher ist es wichtig, dass die Blätter gut abtrocknen können oder erst gar nicht nass werden.

Paradeiser sind Starkzehrer, das bedeutet, sie haben einen hohen Bedarf an Nährstoffen. Um diesen zu decken, eignen sich am besten Kompost und zusätzliche Dünger wie Brennnesseljauche oder handelsübliche organische Dünger.

Paradeiservielfalt © Natur im Garten,
Foto: Joachim Brocks
Beim Einpflanzen darauf achten, dass das untere Blattpaar knapp über der Erdoberfläche liegt, denn dann bildet die Pflanze zusätzliche Wurzeln aus.
Stützstäbe werden bei der Pflanzung gleich dazugesteckt. Vor allem, wenn die Tomaten im Vorjahr Krankheiten hatten, sollten die Stäbe vorher desinfiziert werden, damit Keime aus dem Vorjahr keine Chance haben. Verwenden Sie gewundene Stäbe, kann die Pflanze einfach „eingefädelt“ werden und muss nicht angebunden werden.
Abschließend wird der Boden rund um die Pflanzen noch gemulcht, zum Beispiel mit Grasschnitt oder Flachsschäben. Das schützt vor Austrocknung.
„Natur im Garten“ wünscht Ihnen eine gute Paradeiser-Ernte!





Aktion Natur im Garten

weitere Informationen:
www.naturimgarten.at
www.facebook.com/naturimgarten


Buchtipp aus der kurz&gut Reihe von „Natur im Garten“: 

Helga Buchter-Weisbrodt: Paradeiser im naturnahen Garten
Tomaten ziehen, ernten und genießen – die schmackhaftesten Sorten für den Hausgarten.
Kaum eine Art bietet so vielseitigen Genuss wie die Tomate. Vor allem für den Hausgarten gibt es in den letzten Jahren unzählige, wieder so richtig gut nach Tomaten schmeckende Sorten. Alle Liebhaber der runden Köstlichkeit finden in diesem Buch eine Vielzahl an Sorten beschrieben. Ausprobieren lohnt sich, denn die paradiesischen Früchte schmecken aus eigener Ernte gleich noch mal so gut.
ISBN 978-3-8404-8116-1, erhältlich z.B. bei http://naturimgarten-shop.at/

24. Mai 2016

Die letzten Tage: 2. Mai 1945 – 8. Mai 1945

Mittwoch, 2. Mai 1945

 
Im Westen Österreichs rückten französische und amerikanische Truppeneinheiten weiter vor. Die französische 5. Panzerdivision nahm ohne Widerstand Dornbirn und Lustenau ein. Auf wenig Widerstand stießen die amerikanischen Truppen im Bregenzerwald.
Heftige Kämpfe gab es dagegen am Fernpass; hier versuchte die 47. Jägerdivision der 44. US-Infanteriedivision den Zugang ins Inntal zu versperren. Am späten Nachmittag brach ihr Widerstand.
Abb. 1: Volksgasmaske. Waidhofen an der Ybbs, Museumsverein.

An der Ostfront verlief der Tag relativ ruhig. Gefechte gab es nur im Gebiet des Wechsels. Hier versuchte das Gebirgsjägerregiment 99 noch immer das Vordringen der Roten Armee in die Steiermark zu verhindern.
Das Oberkommando der Wehrmachte berichtete abends: „Aus dem Raum Füssen vorgehende amerikanische Kräfte wurden östlich Garmisch-Partenkirchen und bei Lermoos abgeschnitten. Zwischen Mur und Donau in der Ostmark hielt auch gestern die Kampfpause an.“

 

Donnerstag, 3. Mai 1945

 
Schon am Vortag hatte es heftig geregnet. In der Nacht hatte sich unter den Regen Schnee gemischt. Die Wolken hingen tief in die Täler hinein.
In Vorarlberg ging der Vormarsch der französischen Einheiten weiter; knapp nach Mittag nahmen sie Feldkirch ein. Der Widerstand war gering. Hinderlich waren nur die zahlreichen gesprengten Brücken, die Umwege nötig machten. In Tirol drangen amerikanische Truppen über den Zirler Berg in das Inntal vor. Eine beabsichtigte Falschmeldung im Rundfunk ermöglichte eine kampflose Einnahme Innsbrucks: Die Widerstandsbewegung hatte um 17 Uhr bekanntgegeben, dass ein Waffenstillstand in Kraft getreten war. An der Ostfront herrschte Ruhe. Die „Österreichische Zeitung“ – die „Frontzeitung“ der 3. Ukrainischen Front der Roten Armee berichtete in ihrer in Wien erscheinenden Ausgabe: „Die 1. französische Armee ist nach der Einnahme von Friedrichshafen und Lindau nach Österreich vorgestoßen und hat Bregenz erobert.“

Freitag, 4. Mai 1945

Abb. 2: Waidhofen an der Ybbs in den letzten Kriegstagen.
Waidhofen an der Ybbs, Stadtarchiv
Das wichtigste Ereignis dieses Tages war wohl die kampflose Übergabe Salzburgs. Noch in der Nacht zuvor hatte Oberst Hans Lepperdinger den Befehl erhalten, Salzburg unter allen Umständen zu verteidigen. Die Lage in der Stadt war katastrophal. Die Stadt war von Flüchtlingen und Verwundeten überfüllt. Am Morgen hatte das in der Kaserne Glasenbach lagernde SS-Bataillon den Befehl erhalten sich hinter den Pass Lueg zurückzuziehen.
Um 6 Uhr verlautbarte Lepperdinger über den Rundfunk: „Mein ganzes Bestreben ging dahin, alle zuständigen Stellen von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung der Stadt zu überzeugen Gestern Abend übernahm General von Borgkh den Befehl über meinen Abschnitt und befahl mir, Salzburg zu halten. Dieser Befehl stellt einen Wahnsinn dar, wie ihn nur militärische Unfähigkeit und menschliche Verantwortungslosigkeit gebären können. Ich habe mich daher entschlossen, diesen Befehl, an dem mich seit dem Tode des Führers kein Eid mehr bindet, nicht auszuführen. Ich erkläre die letzte deutsche freie Stadt zur offenen Stadt und biete den Amerikanern die Übergabe an.“

In Oberösterreich ging der Vormarsch der amerikanischen Truppen langsam voran. Sie rückten über Lambach und Fischlham Richtung Linz weiter vor. Wels und Vöcklabruck ergaben sich kampflos. In Niederösterreich gab es nur vereinzelte Kämpfe. In Enns meuterten die Soldaten, legten die Waffen nieder und traten für ein freies Österreich ein. Auch Zug- und Gruppenführer des nun schon seit Wochen am Wechsel liegenden Gebirgsjägerregiments 99 verließen ihre Einheit.   
 

In den letzten Wochen hatte der Wehrmachtsbericht immer erst zeitverzögert Niederlagen eingestanden gegeben. Der Bericht vom 4. Mai schilderte diesmal die Ereignisse zeitnah: „In Süddeutschland erzielten die Anglo-Amerikaner weitere Fortschritte. Entlang der Autobahn von München nach Osten vorgehend, besetzten sie Salzburg und drangen weiter in den Raum von Innsbruck vor. Innsbruck ging verloren. Zwischen Rosenheim und Passau erreichte der Gegner auf breiter Front den Inn, nahm Braunau und, von dort nach Osten vorstoßend, Ried und Wels. Südlich Linz wurde der Feind zum Stehen gebracht, nachdem er seine Spitzen weiter in den Raum Oberdonau vorgetrieben hatte.“ 

Samstag, 5. Mai 1945

Abb. 3: Reste der Geschütze zur Verteidigung 1945.
Waidhofen an der Ybbs, Museumsverein
Die Lage war verworren. Gerüchte über einen Waffenstillstand kursierten, wurden aber von offizieller Seite nicht bestätigt. Vom Westen drangen französische Truppen weiter Richtung Arlberg vor. Im Inntal stießen amerikanische Truppen immer wieder auf Widerstand. Um Linz wurde heftig gekämpft. Südlich der Donau erreichte das 20. US-Korps kampflos Enns. Aufklärungseinheiten drangen bis Steyr vor. Nördlich der Donau leisteten SS-Einheiten noch Widerstand. Vorrückenden Truppen der 11. US-Panzerdivision der 3. US-Armee erreichten Mauthausen; der Delegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Louis Haefliger, der sich seit wenigen Tagen in Mauthausen aufhielt, führte zwei amerikanische Panzerspähwagen ins Lager. Diese fuhren nach wenigen Stunden aber wieder ab. Erst am 7. Mai wurde das Lager von der 11. Panzerdivision der 3. US-Armee unter dem Kommando des Colonel Seibel übernommen und endgültig befreit.
Heinz von Gyldenfeld, Generalstabschef der Heeresgruppe Süd, vermerkte an diesem Tag in sein Tagebuch: „Nachdem der Amerikaner in unserem Rücken bis an die Enns und nördlich der Donau zur Brücke von Mauthausen – also dicht vor unsere Tür – gekommen ist, machen wir mit dem Oberkommando wieder Stellungswechsel Richtung Osten und ziehen nach Waidhofen a. d. Ybbs in das Rothschild Chateau um.“

Sonntag, 6. Mai 1945

In Vorarlberg rückten die französischen Truppen weiter vor, ohne auf Widerstand zu stoßen; auch in Tirol schwiegen endlich die Waffen. Anders an der Enns. Hier leistete bei Ennsdorf eine deutsche Flak-Batterie noch immer heftigen Widerstand. Auch nördlich der Donau bei Grein konnte die 3. SS-Panzerdivision das Vordringen der 11. US-Panzerdivision noch eine Zeit lang verhindern.

Aufklärungseinheiten des 20. Korps drangen bis Waidhofen an der Ybbs vor. Dort lagerte zwar noch der Gefechtsstand der Heeresgruppe Süd: Gyldenfeld ließ aber kampflos die Panzersperren öffnen und begann mit Verhandlungen.

In der „Österreichischen Zeitung“ fand sich folgender Lagebericht: „Im Süden ist die Wehrmacht in einem unbeschreiblichen Zustand der Auflösung. Alle deutschen Truppen haben, ebenso wie die italienisch-faschistischen Verbände, in Norditalien und Westösterreich kapituliert. Die Feindseligkeiten wurden eingestellt. Am Inn stoßen Alliierte auf einer 100 km breiten Front vor. Linz liegt schon im Bereich amerikanischer Geschütze. In Salzburg ist die Macht der Nazi gebrochen, die Stadtbesatzung hat sich ergeben. In Feldkirch sind französische Truppen eingedrungen. Linz ist von drei Seiten umfaßt und steht unter Artilleriefeuer, nachdem die Besatzung eine Kapitulation ablehnte.“  

Montag, 7. Mai 1945

Nachts um 2 Uhr 41 unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Der Waffenstillstand sollte am 9. Mai, eine Stunde nach Mitternacht in Kraft treten. Ab 7. Mai 8 Uhr waren die Kampfhandlungen gegen die Amerikaner einzustellen. 
Abb. 4: Wegweiser nach Gresten.
Waidhofen an der Ybbs, Museumsverein

Zu diesem Zeitpunkt waren nur Teile Österreichs von alliierten Truppen besetzt. Kärnten, Osttirol, Salzburg-Land, fast die ganze Steiermark und das westliche Niederösterreich wurden noch von der Deutschen Wehrmacht gehalten. Diese versuchte sich nun Richtung Westen abzusetzen, um so der sowjetischen Gefangenschaft zu entkommen. So rückte die 6. SS-Panzerarmee in der Nacht Richtung Enns ab. Schwieriger war die Situation für die 8. Armee nördlich der Donau, da die Einheiten der Roten Armee mit Argusaugen jede Feindbewegung beobachteten. Mit Tieffliegern überwachten sie die Straßen.
Das Oberkommando der Wehrmacht berichtete: „Im Südabschnitt der Ostfront beschränkten sich die Sowjets auch gestern auf vereinzelte Aufklärungsvorstöße.“

Dienstag, 8. Mai 1945

In den frühen Morgenstunden feuerte die sowjetische Artillerie Flugblattgranaten auf die letzten deutschen Stellungen von Radkersburg bis zur Thaya: General Tolbuchin informierte damit über die am 7. Mai 1945 in Reims unterzeichnete Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und forderte die Generäle, Offiziere und Soldaten der Deutschen Wehrmacht am Südabschnitt der Ostfront zur bedingungslosen Kapitulation auf:

Ich stelle anheim:
1.      Allen deutschen Verbänden und Einheiten, geführt von ihren Generalen und Offizieren, am 8. Mai 1945 um 23:00 die Kampfhandlungen einzustellen und organisiert die Waffen zu strecken.
2.      Den Generalen und Offizieren am 9. Mai von Morgendämmerung und bis 9 Uhr früh mitteleuropäischer Zeit an die russischen vorderen Linien Offiziere mit weißer Flagge zu schicken, um Anordnungen zur Übergabe der Waffen und zur Gefangengabe der Truppen entgegenzunehmen.
3.      Sämtliche Waffen, Transportmittel, Nachrichtengeräte, Kriegsgut und Lebensmittel müssen den Vertretern des Kommandos der Roten Armee vollkommen unversehrt übergeben werden.
4.      Allen, die die Waffen strecken und sich gefangen geben, wird gemäß den völkerrechtlichen Bestimmungen über Kriegsgefangene Leben, Uniform, Auszeichnungen, persönliches Eigentum, regelmäßige Verpflegung, ärztliche Betreuung und Unterbringung in den Kriegsgefangenenlagern bis zum Zeitpunkt der Heimkehr garantiert.“
Abb. 5: Wegweiser nach Krems. Langenlois, Heimatmuseum
Aber nicht alle deutsche Truppenteile an der Ostfront gelangten in den Besitz dieser Flugblätter. Denn viele hatten bereits mit dem Rückzug Richtung Westen in den frühen Morgenstunden begonnen. Noch einmal kam es auch auf niederösterreichischem Boden zu schweren Gefechten, die vor allem von der 6. SS-Panzerarmee angezettelt wurden. Um Rohr in Gebirge sprengten sie alle Brücken. Im Bezirk Lilienfeld lagen Orte wie Türnitz, St. Aegyd am Neuwald, Annaberg und Hohenberg unter Artilleriebeschuss. Der Bezirk St. Pölten erlebte noch einmal Tieffliegerangriffe.
Auch nördlich der Donau flackerten immer wieder Gefechte auf. Dabei kam es auch zu schwerwiegenden Missverständnissen zwischen den Alliierten: Bei Aggsbach Markt lieferten sich US-Panzer und Sowjets irrtümlich ein Feuergefecht. In Krems sprengten deutsche Truppen die Donaubrücken und überließen die Stadt kampflos der Roten Armee. Noch der letzte Tag des Krieges forderte seine Opfer unter der Zivilbevölkerung: in Fels am Wagram starben sieben Zivilisten während eines Fliegerangriffs; in Rohrendorf kamen zwölf im Artilleriefeuer ums Leben. Die Lage im Weinviertel gestaltete sich nicht viel anders. Die restlichen Truppenteile der Deutschen Wehrmacht sprengten nahezu jede Brücke, um ihren Rückzug abzusichern. 

Im Westen Niederösterreichs stießen amerikanische Truppen vor. Amstetten wurde um 13 Uhr von der deutschen Wehrmacht geräumt; die ersten amerikanischen Jeeps standen schon auf dem Hauptplatz, da bombardierten sowjetische Flieger die Stadt. Auch Haag erreichte die US-Armee noch vor den Sowjets.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai trafen sich in Erlauf der sowjetische General Dmitri Dritschkin und der US-amerikanische General Stanley Reinhart und feierten gemeinsam den Waffenstillstand. Im Haus des Bürgermeisters legten sie die zukünftige Demarkationslinie fest, die entlang der Enns verlaufen sollte.

Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra, Kuratorin und Wissenschaftliche Leiterin Geschichte
Verwendete Literatur: Theo Rossiwall, Die letzten Tage. Die militärische Besetzung Österreichs 1945. Wien 1969.
 
Mehr Informationen zur Ausstellung "Kriegsschauplatz Niederösterreich"

 


 

13. Mai 2016

Leopold Kogler - Persönliche Perspektiven einer Vergangenheit


Leopold Kogler

"In den vergangenen 40 Jahren habe ich mich jeweils für einige Jahre auf ein spezifisches Genre konzentriert. Zu Beginn meines künstlerischen Schaffens war es die Auseinandersetzung mit fotografischen Elementen und diversen Schrifttypen. Wichtig war mir auch das Prozesshafte. Schon damals habe ich jeweils kleinere und größere Werkblöcke geschaffen. In diese ersten Jahre fallen auch die 'Mullbinden-Bilder', ein Versuch textile Strukturen zu erzeugen. Aus einem starken Bewusstsein für die damalige Richtung, Kunst ohne Künstler zu schaffen, habe ich mich vom Erkennbaren entfernt und bin immer abstrakter und komplexer geworden.


Leopold Kogler, Abendgewitter, 1982, 45x60cm, Aquarell auf Papier
Zu Beginn der 1980er Jahre kommt es zu einem Bruch mit dem Seriellen und es kommt die Farbe massiv ins Spiel. Ist es zuerst die Beschäftigung mit der Entgrenzung der Malerei aus starren Formaten, den sogenannten Reißbildern, beginne ich hin zur Landschaft zu wenden. Die Darstellungen sind nicht mehr oder nur kaum als Felder, Wälder und Seen zu erkennen. Alles beginnt sich aufzulösen in ein visuelles Feld, das von flammenden Bewegungen, glühenden Farben und einer Hektik beherrscht wird, die nicht mehr zum Stillstand kommen will. Hin und wieder werden auch Collageteile in die Malerei eingebunden und der Versuch Aquarell und pastose Acrylmalerei zu verbinden.



Leopold Kogler, Nachtschatten, 1995,
160x75cm, Öl auf Leinen
In großen Schüben entstehen in den 1990er Jahren vielteilige Kleinformate, die in Kassetten gelagert werden. Als Motiv nehme ich die Landschaft im Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Das ist auch der Ausgangspunkt für die ersten Horizonte-Bilder, die rund um 2000 entstehen.
Kennzeichnend für diese großformatigen Bilder ist eine typisch moderne Erfahrung. Ob die Umgebung aus einem schnell fahrenden Zug oder Auto oder von einem fixen Ort wahrgenommen wird, verändert die Sichtweise. Es geht hier nicht sosehr um die Natur an sich, sondern die Wahrnehmung der Landschaft.

Ich gehöre zur Generation von Malern, die mit der Diskussion über das Ende der Malerei aufgewachsen ist. Gerade weil sie immer im Hintergrund vorhanden war, habe ich mich nie einer bestimmten künstlerischen Tradition verpflichtet gefühlt. Für mich war Malerei ein unerschöpfliches Reservoir an Bildern, Stilen, Mentalitäten und Möglichkeiten.



Leopold Kogler, Folias, 2016, 40x30cm, Emulsion auf Karton
Ab Mitte 2013 habe ich ein Verfahren entwickelt, die sogenannten Naturfotogramme.
Diese vielteiligen Bilderserien wie „Folia“ basieren aus der Auseinandersetzung mit der Fotografie und lichtempfindlichen Emulsionen.
Einerseits geht es hier um den Formenreichtum der Natur aber auch um das Verknüpfen der Herkunft der Blätter. Sie kommen aus allen Erdteilen und werden hier zu einem Kosmos arrangiert. Hier verschwindet auch der emotionale Gestus."



Text:
HR MMag. DDr. Leopold Kogler
http://www.leopold-kogler.at/

Die Ausstellung im Landesmuseum Niederösterreich "Leopold Kogler - Quell. Eine Retrospektive" ist noch bis 31. Juli 2016 zu sehen

9. Mai 2016

Kriegsschauplatz NÖ: Die letzten Tage: 25. April – 1. Mai 1945

Mittwoch, 25. April 1945

Morgens war der Frühling mit strahlender Sonne und warmen Temperaturen zurückgekehrt. Für die Bevölkerung bedeutete dies allerdings wieder schwere Fliegerangriffe durch die US-Bomberflotte, die aufgrund der günstigen Wetterlage wieder von Foggia aufsteigen konnte. Ihre Ziele lagen diesmal in Oberösterreich. Linz erlebte seinen 23. Luftangriff: 360 Menschen starben.
An den Fronten in Niederösterreich herrschte gespannte Ruhe. Im Bezirk Mistelbach kämpften Deutsche und Sowjets um Oberschoderlee und Unterschoderlee, zwei Katastralgemeinden von Stronsdorf. Es gab fünf Tote unter der Zivilbevölkerung, acht ausgebrannte Objekte und neun beschädigte. Im Bezirk St. Pölten gab es ebenfalls nur kleinere Geplänkel: zwei Brücken wurden gesprengt, zwei Zivilisten getötet.
Im Industrieviertel blieb die Lage nahezu unverändert. Auf dem Plateau der Hohen Wand lagen nun schon seit dem 3. April Waffen-SS, Schüler der Wiener Neustädter Militärakademie (1938-1945 „Kriegsakademie“) und Volkssturm verschanzt und verteidigten den Raum. Schließlich mussten sie dem Druck der Roten Armee nachgeben und zogen sich in Richtung Miesenbach zurück. Pernitz fiel nach zweitägigem Häuserkampf in die Hände der Sowjets: 15 Häuser waren abgebrannt, 152 beschädigt, zwei Eisenbahnbrücken gesprengt.  

In St. Pölten forderte der von der Roten Armee eingesetzte Bürgermeister Günter Benedikt mit Wandanschlägen die Bevölkerung auf, bis zum 30. April alle nationalsozialistische Literatur, Anschläge, Kundmachungen, Journale usw. zu vernichten.
 
Plakat: Ein Kampf, ein Wille, ein Ziel:
Sieg um jeden Preis!
Waidhofen an der Ybbs, Stadtarchiv
© Stadtarchiv Waidhofen an der Ybbs

Donnerstag, 26. April 1945

Bis in den frühen Nachmittag hinein waren aufgrund der Wetterlage Luftangriffe möglich. Der Süden Österreichs erlebte eines seiner letzten schweren Bombardements, das rein taktischer Natur war: Ziel war diesmal wieder Lienz in Osttirol: Um 12:30 kamen die Bomber und warfen in dreimaligem Anflug ihre Bombenlast auf das Zentrum der Stadt ab. 16 Prozent des Gebäudebestandes waren nun zerstört.
An der Front in Niederösterreich kam es nur zu kleineren Kämpfen; im Bezirk Mistelbach etwa um Stronegg, einer weiteren Katastralgemeinde von Stronsdorf. In Furth an der Triesting gelang einer deutschen Einheit die Flucht vor einer Einheit der Roten Armee. Mehrere Zivilisten fanden den Tod. Grillenberg im Bezirk Baden wurde von den Sowjets besetzt.
Am Abend berichtete die Wehrmacht über die Lage in Österreich: „Im Südabschnitt der Ostfront beschränkte sich der Feind auf örtliche Angriffe; nordamerikanische Bomberverbände griffen wiederum Orte in der Ostmark an.


Freitag, 27. April 1945

Dieser Tag war für die Zivilbevölkerung einer der ruhigsten seit Wochen. Durch eine Wetterverschlechterung konnten die Bombereinheiten der US-Army die Alpen nicht überfliegen.
Im Wiener Becken nahm die Rote Armee den seit 4. April umkämpften Markt Piesting bei Wiener Neustadt ein. Die Bilanz: 16 tote Zivilisten, 16 Häuser zerstört, 24 schwer beschädigt, zwei Brücken gesprengt.
In Wien veröffentlichte die provisorische Regierung Österreichs unter der Führung von Dr. Karl Renner die Unabhängigkeitserklärung.
Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 2000 Stadt- und Ortsgemeinden im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark von der Roten Armee besetzt.

Plakat: Hilf auch Du mit!
Waidhofen an der Ybbs, Stadtarchiv
© Stadtarchiv Waidhofen an der Ybbs

Samstag, 28. April 1945

Während an den Fronten im Osten einigermaßen Ruhe herrschte, überschritten im Westen Österreichs Einheiten der 103. amerikanischen Infanteriedivision die Tiroler Grenze zwischen Pfronten und Vils. In Niederösterreich gab es nur im Gebiet des Wechsels kleinere Gefechte zwischen Sowjetkräften und dem Gebirgsjägerregiment 99.
Obwohl die deutsche Luftaufklärung in Niederösterreich keine Einsätze mehr flog, begann die Rote Armee mit der Errichtung eines etwa 20 km tiefen Verteidigungssystems. Sie verlangten von der Zivilbevölkerung den Bau von Luftschutzeinrichtungen und Splittergräben, obwohl keine Angriffe der Deutschen Armee mehr zu erwarten waren. Was befürchteten sie? Wollten sie nun ihre Gebietseroberungen gegen die vom Westen vorrückenden britischen und amerikanischen Einheiten verteidigen?

Sonntag, 29. April 1945

Die Niederschläge, die seit dem Vortag angedauert hatten, hörten am Morgen auf.
In Vorarlberg und Tirol drangen Einheiten der US-Army und der französischen Armee weiter vor. Die Furcht der Alliierten vor der „Festung Vorarlberg“ und der „Alpenfestung“ erwies sich als unbegründet. Es gab wohl einen Festungsabschnitt „Nordtirol – Vorarlberg“, aber Truppen zur Verteidigung standen kaum zur Verfügung.
In Niederösterreich räumten Einheiten der SS-Division „Hitlerjugend“ die Stadt Berndorf, die sie seit 8. April verteidigt hatten. Mehr als 350 Häuser waren zerstört oder zumindest beschädigt, ca. 100 Zivilisten hatten den Tod gefunden. Im Weinviertel wurde Olgersdorf bei Asparn an der Zaya erobert. Die schwersten Kämpfe tobten im Frontabschnitt um den Hochwechsel.
Im Wehrmachtsbericht hieß es: „Auch gestern beschränkten sich die Bolschewisten im Südabschnitt der Ostfront auf örtliche Vorstöße.“  


Montag, 30. April 1945

In Westösterreich ging der Vormarsch der französischen 4. Panzerdivision in Vorarlberg bei Lochau und Bregenz weiter. Im Tiroler Außerfern gab es leichten Widerstand der dort noch liegenden deutschen Wehrmachtseinheiten. Im Mühlviertel überschritten Teile der 11. Panzerdivision als Spitze der 3. US-Army die Grenze bei Oberkappel und  Kollerschlag. General George S. Patton hatte den Auftrag, aus dem niederbayerischen Raum nach Südosten vorzustoßen und im Bereich der Enns-Linie Verbindung mit der Roten Armee aufzunehmen. In Niederbayern nördlich und südlich der Donau drangen das 12. bzw. das 20. amerikanische Korps vor.
In Niederösterreich gab es nur schwache Kämpfe: Eine kleine deutsche Einheit eroberte Ambach, eine Ortschaft in der Gemeinde Wölbling, zurück. Deutsche Jagdflieger kreisten über Wiener Neustadt und wurden von sowjetischen Flakstellungen bei Bad Schönau beschossen. Das Gebirgsjägerregiment 99 lag unter schwerem Artilleriebeschuss; man zählte rund 4000 Einschläge.
Der Wehrmachtsbericht lautete: „Im Südabschnitt der Ostfront hat sich die Lage gefestigt.

Aufstellung der Fliegeralarme in Langenlois 1939–1945
Heimatmuseum Langenlois © Elisabeth Vavra

Dienstag, 1. Mai 1945

Im Westen Österreichs hatten französische Truppen Bregenz eingenommen. Auf den Bergen fiel Schnee. In Tirol wurde von deutschen Truppeneinheiten der Fernpaß befestigt; dies hielt die US-Army aber nicht von einem weiteren Vordringen ab. Von Mittenwald und Garmisch aus drang das 6. US-Korps Richtung Innsbruck vor. In Niederbayern erreichte die Vorhut des 20. US-Korps den Inn: Brücken gab es nur mehr bei Tittmoning und Burghausen. Am Ufer bei Schärding bezogen 200 SS-Soldaten Stellung. Bei Braunau lagen 500 Mann in Stellung, verstärkt durch 500 Volkssturmleute und 300 Angehörige des Arbeitsdienstes. Die sieben Flakbatterien hatten kaum Munition. Als amerikanische Panzer gegen Mittag über den Fluss das Feuer eröffneten, brach Panik aus: Es setzte eine Massendesertion ein. Auch im Mühlviertel stießen die amerikanischen Panzer bei Schwarzenberg, Kollerschlag usw. nur auf schwachem Widerstand.
Die katastrophale Lage der noch verbliebenen Truppenteile an der Ostfront schildert ein Bericht des Gebirgsjägerregiments 99: „Ununterbrochene starke Angriffe auf 1. und 2. Bataillon, der artilleristische Aufwand übertrifft alles bisher Erlebte. Wir haben den Eindruck, der Russe möchte unter allen Umständen die Front sprengen. Unsere Artillerie schweigt, sie ist ohne Munition. Seit Wochen hat die Truppe keine Feldpost und kaum geregelte Verpflegung; im wesentlichen leben wir aus dem Lande.“    
Am Abend des 1. Mai berichtete das Oberkommando der Wehrmacht vom Tod Adolf Hitlers, dass es Selbstmord war, verschwieg man.

Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra, Kuratorin und Wissenschaftliche Leiterin Geschichte
Verwendete Literatur: Theo Rossiwall, Die letzten Tage. Die militärische Besetzung Österreichs 1945. Wien 1969.