RAUCH VERBINDET
SICHTBARES UND UNSICHTBARES,
MATERIELLES UND
SPIRITUELLES
Gerüche wecken Erinnerungen. Schlägt
man ein neues Buch auf, dann denkt man vielleicht an
die Märchenbücher aus der
Kindheit und sofort stellt sich ein Gefühl von Nostalgie ein.
Räuchern, Foto: Sonja Raab |
Viele nordamerikanische
und kanadische Eingeborene sagen, dass der Rauch heilig ist und die Gedanken
nach oben trägt, zum „großen Geist“. Wird eine Räucherung entzündet, soll man
aufpassen was man denkt. Der Rauch schafft einen heiligen Raum und Bewusstheit.
Rauch wird aber auch in anderen Teilen der Welt seit jeher verwendet. So hocken
sich viele Frauen aus arabischen Ländern nach der Geburt eines Kindes über eine
Räucherung, breiten einen weiten Rock darüber und desinfizieren so die
Geburtswunden, reinigen sich auf eine spirituelle Weise. Aber auch in
Österreich ist der Rauch ein wichtiges Werkzeug, das vor allem in den
Rau(c)hnächten rund um Weihnachten und Silvester eingesetzt wird. Mit
Wacholderholz wurde im Stall geräuchert, damit das Vieh nicht krank wird, der
Wacholder wirkt desinfizierend und reinigend. Mit dem „Weihrauchpfandl“
wanderte man betend durch Haus und Stall, um alles zu reinigen, zu schützen und
um Gottes Segen zu bitten für das neue Jahr.
Kräuter, Foto: Sonja Raab |
Sommerkräuter bringen Licht in dunkle
Wintertage
Wer im
Sommer Kräuter sammelt und zum Trocknen aufhängt, kann im Herbst eine
wunderbare Räuchermischung für dunkle Wintertage daraus machen.
Kleingeschnitten und mit Weihrauch oder Kopal (Baumharz aus Südamerika)
gemischt, ergibt es einen Duft, der das Licht des Sommers noch einmal zurückholt.
Die übrig gebliebenen Stiele und Blätter kann man dann mit guten Wünschen ins
Kaminfeuer werfen und durch den Rauchfang in die Natur zurückgeben. Jedes Kraut
riecht zudem anders und hat unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen.
Manches wirkt belebend, anderes beruhigend, manche Kräuter sollen böse Geister
vertreiben und werden bei Hausräucherungen eingesetzt, wenn in dem Haus jemand
gestorben ist oder es sich nicht gut anfühlt. Andere Räucherungen bewirken das
Gegenteil, Weihrauch soll anziehend wirken und wird auch deshalb gerne in
Kirchen angewendet, um die Menschen hinein zu locken. Wer also Probleme mit
Gespenstern oder Poltergeistern, hat sollte eher Beifuß - das europäische Kraut,
das dem amerikanischen weißen Salbei gegenübersteht - verwenden. Wer sein Haus
von allen schlechten Energien reinigen will, schließt am besten vorab alle
Fenster und Türen, räuchert dann ausgiebig in allen Ecken und Winkeln mit
Beifuß, Salbei und/oder Baumharz, lässt den Rauch etwa zwanzig Minuten durch
das ganze Haus ziehen und öffnet danach alle Fenster, um alles raus ziehen zu
lassen. Der Rauch nimmt dann alles mit. Natürlich kann dieses Ritual von
Sprüchen oder Gebeten begleitet sein. Ob das nun ein „Vater unser“ ist oder ein
eigens dafür erfundener Spruch wie: „Ois Schlechte geht raus, ois Guate ins
Haus“ bleibt jedem selbst überlassen. Besonders zu Silvester tut es richtig
gut, das alte Jahr mit einer Hausräucherung zu beenden und das neue Jahr
porentief gereinigt zu beginnen.
Räuchern, Foto: Sonja Raab |
Kräuter helfen uns, die Natur mit in
unsere Häuser zu nehmen.
Baumharze
sind zudem billig und man holt sich damit die Natur ins Haus. Es riecht nach
Wald und Rinde, es erdet und verbindet mit dem „Draußen“, was in vielen
isolierten Häusern heute sowieso zu kurz kommt. Man schottet sich ab von der
Umwelt, fühlt sich nicht mehr verbunden, ist aber ein Teil davon. Baumharze und
Kräuter helfen uns Menschen, den Kontakt zur Natur und zum Göttlichen nicht zu
verlieren.
Salbei oder
Beifuß zu großen Räuchersticks gebunden werden zur energetischen Reinigung von
Menschen verwendet. Dazu werden die Kräuter gesammelt, noch feucht zu Stäben
gebunden und dann zum Trocknen aufgehängt. So kann man sie jederzeit anzünden,
damit räuchern und sie dann in einer Schale mit Sand wieder ausdämpfen. In
Kanada werden Räuchersticks mit roten Fäden gebunden, nur Schamanen dürfen
weiße Fäden verwenden.
Auch Federn
sind zur Verteilung des Rauches, aber auch zum gleichzeitigen
Abstreifen/Reinigen des Energiekörpers gerne in Verwendung. Besonders beliebt
ist dabei die Adlerfeder, weil der Adler am höchsten fliegt und somit dem
großen Geist am nächsten kommt. In Nordamerika sind Adlerfedern so heilig, dass
ein Eingeborener der ein Tanzkostüm mit Adlerfedern herstellt sehr darauf
achten muss, keine Feder zu Boden fallen zu lassen. Das gilt als höchst
respektlos und wird bestraft, indem die Person ein Jahr lang nicht an PowWows
(indiansichen Tanzfesten) teilnehmen darf.
Text: Sonja Raab
Räuchern, Foto: photos.com, David Lovere |
Weitere Blogbeiträge zum Thema finden Sie hier:
Bräuche in der Advent- und Weihnachtszeit: http://landesmuseum.blogspot.co.at/2013/11/brauche-der-advent-und-weihnachtszeit.html
Dass Räuchern einen guten Duft verbreitet, empfinde ich nicht zwangsläufig so. Das kommt darauf an, was verwendet wird und wie man räuchert. Wenn man den Rauch in der Wohnung bei geschlossenem Fenstern lässt, finde ich es empfehlenswert, dabei die Wohnung zu verlassen. Ansonsten hat man durch den Rauch auch teils Belastungen der Lunge, Augen und Schleimhäute.
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