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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

20. Mai 2011

Das Ziesel
Ein Steppennager im Museumsgarten


Neuester Link: http://ziesel.org/unterschreiben/
 

Ziesel im Landesmuseum,
Foto: Wenzel

Im Landesmuseum Niederösterreich sind wieder die Ziesel eingezogen! 3 Weibchen und 1 Männchen befinden sich in einem Freigehege im Museumsgarten.
Schon 2007 sind die ersten Ziesel im Museumsgarten eingezogen. Mit 2009, dem Umbau des Landesmuseums, wurden sie quasi auf "Urlaub" in die Blumengärten Hirschstetten geschickt. Die vier Ziesel stammen auch von dort.

Ursprünglich waren die Ziesel in der Gegend um das Brunnenfeld im Süden St. Pöltens heimisch. Da das Ziesel ein sehr scheues Tier ist, kann man nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob sie dort noch leben oder nicht.

Das Ziesel ist ein einheimisches Nagetier und lebt in flachen Bereichen, wie Wiesen und Viehweiden, wo Bäume und Sträucher nicht die Sicht versperren. Gerne stellt es sich auf die Hinterbeine, um die Umgebung zu beobachten. Früher gab es in Niederösterreich viele Viehweiden, diese sind aber selten geworden - wie auch das Ziesel. Manche sind auf offene Flächen von Flug- oder Golfplätzen gezogen. Das Ziesel frißt gerne Gräser und Kräuter und deren Samen und Wurzeln. Ab und zu landet auch eine Heuschrecke in seinem Magen. In der kalten Jahreszeit halten Ziesel Winterschlaf.

Einzug Ziesel im Freigehege am 30. Mai 2011
Die Tierpflegerin läßt die Ziesel in ihr neues Gehege

Es ist schon Jahrzehnte her, dass dieser sympathische Kleinsäuger in den ehemals ausgedehnten Hutweiden und Steppenrasen Ostösterreichs zu den vertrauten Erscheinungen zählte. Der Nager war lokal so häufig, dass er gezielt verfolgt wurde. Als Entlohnung für jeden abgelieferten Zieselschwanz wurden Schwoaferl-Prämien ausbezahlt.
Doch nicht die Schwoaferl-Prämien waren ausschlaggebend dafür, dass das Ziesel heute als stark gefährdete Art gilt. Seine ursprünglichen Lebensräume haben sich drastisch verändert. Hutweiden und andere Trocken- oder Halbtrockenrasen sind nach Auflassung der Weidewirtschaft oder Einstellung der Mahd in Äcker verwandelt oder aufgeforstet worden. Ein Trend, der leider noch immer anhält. Dabei wurden große Kolonien in viele kleine aufgesplittert, die sich aufgrund populationsgenetischer Gesetzmäßigkeiten kaum halten konnten. Kleinräumig boten dem Ziesel Rasenböschungen, Feld- und Wegraine, Dämme usf. wenigstens zeitweise einen geeigneten Lebensraum. Der beständige Rückgang der Zieselpopulation war jedoch nicht aufzuhalten.“ (Zitat: Naturschutzbund NÖ).
Verzweiflung oder Anpassung? Heute sind Ziesel oft mehr oder weniger geduldete Zaungäste von Golfern, Segelfliegern, Campern und Sportlern. Der Zusammenhang zwischen diesen Lebensräumen und Freizeitaktivitäten des Menschen liegt auf der Hand: es sind gehölzarme, kurzrasige Flächen, die dem ursprünglichen Lebensraum des Ziesels sehr ähnlich sind.

Verbreitung: trockenwarme Steppenlandschaften
Lebensraum: niedrigwüchsige Rasenflächen
Erkennen von Fressfeinden: Männchenmachen
Zieselbau: Wohn- und Fluchtbau, bis 1,5 m tief, Eingangsöffnung ca.5-7 cm
Nahrung: Gräser und deren Samen, Klee, Löwenzahn, Insekten, Käfer
Lebensweise: können 4-6 Jahre alt werden, Weibchen bringen bereits als Jährlinge durchschnittlich 5 Junge zur Welt (Tragzeit ca. 25 Tage, nach 2 Monaten selbstständig, eigener Bau), sie sind tagaktiv und zwischen April und September an warmen Sommertagen zu beobachten, in der kalten Jahreszeit halten sie einen Winterschlaf.