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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

29. Mai 2015

Hinter den Kulissen in der Dominikanerkirche Krems

Außenansicht der Dominikanerkirche Krems
Ab 31/05/2015 ist es auch in Krems wieder soweit und ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH darf die neue Ausstellung RUDOLF POLANSZKY – TRANSLINEARE STRUKTUREN in der Dominikanerkirche in Krems präsentieren.

Da sich so eine Ausstellung allerdings nicht von alleine aufbaut, habe ich einen Abstecher zu Mag. Heidrun-Ulrike Wenzel an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz in der Dominikanerkirche gemacht und ihr ein wenig über die Schultern geschaut. Heidrun ist bei ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH für das Ausstellungsmanagement verantwortlich, sie kümmert sich unter anderem um die Koordination beim Aufbau der Ausstellung. Darunter fallen vor allem:
   -  organisieren des Transports der Objekte vom Künstler bzw. vom Leihgeber zum Ausstellungsort
      (inkludiert auch die Wahl der geeigneten Verpackung damit nichts kaputt geht)
   -  abschließen der Leihverträge mit den Leihgebern
   -  Versicherungen für die Exponate abschließen
   -  planen, wann welche Arbeiten durchgeführt werden und welches Personal dazu nötig ist
      (z. B. Handwerker, Arthandler, Restauratoren, Medientechniker, …)
   -  einhalten des Budgets
   -  aber auch viele kleinere Entscheidungen und Tätigkeiten, die vom Abmessen der Objekte bis hin zum Organisieren der Parkplätze für die jeweilige Transportanlieferung ein breites Feld umfassen.

Heidrun bei der Arbeit in der Dominikanerkirche Krems.

Nach meinem Eintreffen in der Dominikanerkirche drehten wir gleich einmal eine Runde durch die Gemäuer, wo ich die an diesem Tag anwesenden Restauratorinnen Mag. Anna Presetschnik und Mag. Andrea Schrenk-Prandstätter traf. Nach einer kurzen Vorstellrunde wollten wir den Ablauf des Ausstellungsaufbaus „von vorne beginnen“, Heidrun erzählte mir also, was bisher geschah …


PLANUNG



Blick vom Eingang in die (zu diesem Zeitpunkt
noch nicht ganz fertige) Ausstellung.
„Noch bevor wir mit dem Aufbau einer Ausstellung beginnen, stellen wir uns immer erst einmal zu jenem Punkt, wo die Besucher später die Ausstellung betreten.“, erklärt mir Heidrun. Denn diese Perspektive ist das erste, das der Besucher von der Ausstellung zu sehen bekommt, weshalb der Eindruck natürlich positiv sein soll und einen guten Überblick vermitteln soll. Bei dieser ersten Begehung (welche bereits im Oktober des letzten Jahres stattfand!) waren auch die künstlerische Leiterin Dr. Alexandra Schantl und der Künstler Rudolf Polanszky selbst anwesend.


Der Gebäudeplan mit den Anmerkungen,
welche Objekte wo platziert werden.
In der folgenden Zeit von Herbst 2014 bis zum Beginn der Aufbauarbeiten am 20. April 2015 wurden fleißig Objekte ausgesucht, Leihverträge ausgehandelt und erste Pläne ausgearbeitet, welche Objekte wo und wie aufgestellt oder -gehängt werden sollen. Für den gesamten Aufbau sind insgesamt drei Wochen veranschlagt. Mit dem Aufbau wird bereits 6 Wochen vor der Eröffnung begonnen, da für die begleitende Publikation Ausstellungsansichten sowie Objekte fotografiert werden müssen. Damit diese Vorgabe auch eingehalten werden kann, ist gute Planung nötig: „Insgesamt haben wir ein Team von 13 Personen, deren Arbeitszeiten natürlich aufeinander abgestimmt werden müssen. Unsere drei Restauratorinnen können ihre Arbeit z.B. nicht beginnen, solange die Leute vom Aufbau die Objekte nicht aufgestellt haben. Und unsere zwei Medientechniker können keine Lichtinstallationen vornehmen, wenn die Exponate noch nicht in ihrer endgültigen Position stehen.“
In der restlichen Gesamtaufbauzeit wird der Ausstellung der „Feinschliff“ verliehen. Der Ausstellungsbegleiter inklusive Objektbeschriftung und Plan wird produziert, die Lichteinstellungen angepasst und natürlich wird das gesamte Innengebäude gereinigt.



AUFBAU


Eine besondere Herausforderung speziell in der Dominikanerkirche ist, dass die Gemäuer hier in keiner Weise beschädigt werden dürfen, da diese denkmalgeschützt ist. Also keine Nägel, Schrauben oder sonstige Halterungen angebracht werden dürfen. Deshalb wurde z.B. an einer Längsseite der Kirche eine freistehende Wand aufgestellt, an der die Bilder dann angebracht werden können.

Eine der Restauratorinnen bei der Arbeit vor einer freistehenden Wand.

Während der Fertigstellung der Mauer besuchte Heidrun noch Rudolf Polanszky zu Hause, um beim Verladen der Objekte in den ersten LKW dabei zu sein. „Teilweise ist es tatsächlich sehr schwierig, diese Kunstwerke zu transportieren, denn sie sind sehr verschieden und vor allem nicht stapelbar. Ein einzelner LKW ist deshalb sehr schnell voll, weshalb wir gleich vier LKWs benötigten.“ Bereits am Freitag der ersten Woche waren alle 45 Objekte in der Dominikanerkirche und warteten darauf, ausgepackt zu werden. Im Zuge dessen waren auch Dr. Alexandra Schantl und Rudolf Polanszky anwesend und probierten gleich unterschiedliche Standorte für die verschiedenen Objekte aus.
Die Entscheidungen, welche Objekte wo stehen und wie sie beleuchtet werden, treffen meist die künstlerische Leiterin sowie der Künstler. Wenn es im Zuge der Aufbauarbeiten aber einmal schnell gehen muss, sagt auch Heidrun an, wo es lang geht.

Bevor die Bilder jedoch aufgehängt werden und die Objekte an ihren endgültigen Plätzen bleiben können, müssen sie noch die „Prozedur“ der Restauratorinnen über sich ergehen lassen: Jedes Objekt, das in die Ausstellung kommt, muss nämlich vor und nach dem Transport auf mögliche Schäden oder andere Veränderungen überprüft werden. Dazu werden sie gereinigt, fotografiert und Zentimeter für Zentimeter begutachtet. Aufgetretene Veränderungen werden im Zustandsprotokoll mitdokumentiert. Wenn dann die Ausstellung nach ca. einem halben Jahr zu Ende ist, wiederholt sich dieses Verfahren, denn es können auch durch die Besucher Schäden entstehen, die natürlich wieder festgehalten werden müssen. Wie bereits angesprochen, müssen nach dem Protokollieren die Objekte noch an ihre endgültige Position gebracht werden und das Licht wird angepasst.

Die Restauratorinnen beim Absaugen, Fotografieren und Protokollieren. Im Bild rechts ein Objekt mit Protokollzettel.

Gefüllt mit all diesen verschiedenen Aufgaben vergehen diese sechs Wochen wie im Flug und die Ausstellungseröffnung steht bevor.

Infos zur Ausstellung auf der Homepage ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH.


Text: Claudia Hauer
Fotos: © ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH, Claudia Hauer

28. Mai 2015

#15 Wo die Contagion grassierte…

Die von der Obrigkeit angeordneten Maßnahmen bei Ausbruch der Pest oder einer anderen Seuche fruchteten nur dann, wenn es in den Städten und Märkten auch Personen gab, die sich um deren Organisation und Durchführung kümmerten. Gerade in kleineren Gemeinden spielten dabei neben örtlichen Behörden oft auch die Vertreter der Geistlichkeit eine wichtige Rolle.



Gföhler Kirche © Pfarre Gföhl www.pfarre-gfoehl.at
Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche in Gföhl wurde 1715 begonnen.
Im Pestjahr 1680 stand an ihrer Stelle noch ein kleiner romanischer Kirchenbau.
So geschah es auch im Gföhlerwald und im Markt Gföhl, als im September 1679 die Seuche ausbrach. Das erste Opfer war der alte Weiglhofer. Pfarrer Peter Franz Gregori nahm dem Sterbenden persönlich die Beichte ab und reichte ihm die Kommunion. Da er ja in der Pfarrei seine gesunden „Schäfchen“ weiter betreuen musste, schickte er Anfang Oktober einen Priester namens Lorenz in den Gföhlerwald, ferner auf eigenen Kosten noch drei Dienstboten und ein Pferd. Der Priester kümmerte sich um das Seelenheil der Erkrankten, spendete ihnen Trost und die Sakramente. Um ihr körperliches Wohlergehen, soweit dies bei einer solchen Erkrankung überhaupt möglich war, kümmerte sich der Pfarrer. Er schickte Arzneien und Lebensmittel zu den Holzknechten in den Gföhlerwald: „Pestlatwerg, Essich (=Essig), Rouckhen (=Räucherwerk), Pilleele (=Pillen), Pfloster, Kerzen, Brot, Fleisch, und Wein.“
Die Vorsichtsmaßnahmen griffen nicht; nach kurzer Zeit mussten nicht nur der Gföhlerwald, sondern auch die umliegenden Orte unter Quarantäne gestellt werden. In Zeiten der Pest waren medizinisch ausgebildete Personen Mangelware. So betätigte sich Peter Franz Gregori auch als Pestbeschauer. Für die Gesunden, die unter Quarantäne standen, las er bei Sturm und Schnee im Freien die Messe. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, veranlasste er, dass  Hütten, deren Bewohner alle an der Pest verstorben waren, niedergebrannt wurden.

Pfarrkirche Maria Langegg, © http://maria-langegg.kirche.at/de/html/6/5.html
Die Wallfahrtskirche Maria Langegg nahm ihren Ursprung in einer kleinen Kapelle,
die der Salzburger Pfleger Matthias Häring errichten ließ. 1645 wurden die Serviten
zur Betreuung der Wallfahrt berufen. Nach Errichtung des Klosters wurde 1765 der alte
Kirchenbau mit Ausnahme der Ursprungskapelle abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.
Die Pest erlosch auch im beginnenden Frühling nicht. Immer wieder flackerte sie auf. Unerschrocken versorgte der Dechant die Erkrankten weiter mit den Sakramenten. Immerhin  überlebten in dieser Zeit von 15 Erkrankten im Gföhlerwald fünf Personen. In den folgenden Wochen erfasste die Seuche auch den Markt Gföhl: Am 17. April erkrankte der Sohn des Thomas Staudinger. In den folgenden sieben Monaten fielen der Pest an die hundert Personen zum Opfer. Auch in Gföhl versuchte Pfarrer Peter Franz Gregori die notwendigen Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung zu organisieren. In einem nahe gelegenen Wald ließ er Hütten errichten, um dort die Infizierten zu isolieren. Allerdings scheiterte dieser wohlgemeinte Versuch an der Halsstarrigkeit der Menschen, die lieber in ihrem eigenen Haus sterben wollten. Immerhin erreichte er, dass die betroffenen Häuser im Markt Gföhl Tag und Nacht bewacht wurden und so eine völlige Trennung zwischen Gesunden und Erkrankten erfolgte. Eine weitere Maßnahme seinerseits war, dass er die Pfarrkirche sperrte und alle kirchlichen Feiern unter freiem Himmel abhielt, umso die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Da er selbst permanent mit Erkrankten in Kontakt war, wohnte er nicht mehr länger im Pfarrhof, sondern ließ sich abseits des Marktes eine Hütte errichten, wo er sich während des Wütens der Seuche aufhielt. Hier bewahrte er auch das Altarsakrament auf. Von hier aus besuchte er weiter die Kranken, betreute sie seelsorgerisch und versorgte sie mit Nahrungsmitteln und Arzneien. Er sorgte auch dafür, dass die Verstorbenen ein christliches Begräbnis erhielten und brachte sich dabei oft selbst in Lebensgefahr: Einmal ergriffen ihn die Totengräber und schleppten ihn im Glauben, er sei ein Pestkranker, ins Pesthaus. Der Gföhler Rat und bewaffnete Bürger befreiten ihn aus der misslichen Situation.
Als dieselben Totengräber mit den Landgerichtsdienern eine handgreifliche Auseinandersetzung hatten, bei der sie schwer verletzt wurden, wollte der Bader sie nicht behandeln, aus Angst sich mit Pest anzustecken. Der Pfarrer richtete darauf ein Schreiben an den Rat der Stadt Krems mit der Bitte, einen Leichenbeschauer nach Gföhl zu schicken, der die Wunden der Totengräber versorgen sollte. So überlebten die beiden Raufbolde.

Das frühbarocke Gnadenbild „Maria, Heil der Kranken“
ist die Kopie des römischen Gnadenbildes Santa Maria
del Popolo, das den Hochaltar der gleichnamigen Kirche
in Rom ziert. Lange Zeit wurde der Evangelist Lukas
als dessen Maler angenommen. Deshalb genoss diese
Ikone, die ursprünglich in der Capella Sancta Sanctorum
des Lateran aufbewahrt wurde, besondere Verehrung. 

Weiters appellierte er an die christliche Nächstenliebe seiner Schäfchen und initiierte eine Spendenaktion für die von der Pest betroffenen Familien. Mit dem gesammelten Geld sollten Darlehen vergeben werden, mit denen die Kosten für Totengräber, Arzneien und für die zur Stärkung der Erkrankten verabreichten Nahrungsmittel beglichen werden sollten. Dies erleichterte zumindest für den Anfang die wirtschaftliche Belastung.
Wir wissen nur deshalb so genau über die Aktivitäten des Pfarrers Bescheid, weil die Holzhacker des Gföhlerwaldes und der Rat des Marktes Gföhl in zwei gesiegelten Urkunden aus Dankbarkeit seine Taten festhielten. 

Zum Dank für das Erlöschen der Pest gelobten die Gföhler Bürger in der Folge eine Wallfahrt nach Maria Langegg, dem Wallfahrtort im Dunkelsteinerwald, und zum Bründl bei den Kapuzinern in Und bei Krems.
Im Mirakelbuch von Maria Langegg finden wir die Eintragung: „Nicht weniger hat wegen Abwendung der Pestilentzischen Sucht, eine gesambte löbliche Gemeinde zu Gföhl sich Processionaliter, oder Bittgangweiß, sambt einer grossen Wachs-Kertzen (auf welcher der Heil. Martyrer Sebastianus abgemahlen) nach Langegg verlobet, und dem 28. Junij Anno 1681 selbe, als ein Schuldiges Danck-Opfer mit sich anhero gebracht.

Votivbild des Marktes Gföhl, erneuert 1832
Neben einem Kerzenopfer stiftete der Markt Gföhl auch ein Votivbild nach Maria Langegg, das 1832 durch ein neues Bild ersetzt wurde. Es ist jetzt noch im Museum der Wallfahrtskirche zu sehen. Die Wallfahrt nach Maria Langegg wurde bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts durchgeführt. 1959 wurde sie wiederbelebt.

Quelle:
Paul Ney, Die Gföhler Wallfahrt nach Maria Langegg und die Pest der Jahre 1679 und 1680, in: Das Waldviertel 44 (1995), S. 140–148.

Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra


27. Mai 2015

Wildrosen - Prinzessinnen ohne Allüren

Meistens ab Mitte Mai zeigen sich die zarten Blüten unserer heimischen Wildrosen. Passend zum frischgrünen Laub erscheinen die Rosenblüten in sanften Farben von rosa bis weiß.
Ein bisschen Botanik….

© Natur im Garten, Foto: Alexander Haiden

Die häufigsten Wildrosen gehören zur Untergattung der Hundsrosen (Sektion Caninae). Innerhalb dieser gibt es, abhängig von der Blattbehaarung und der Form der Stacheln, drei Gruppen:

•    Filzrosen haben weiche Blätter mit Haaren sowohl auf der Blattober- als auch auf der Blattunterseite. Die Blätter duften beim Zerreiben schwach nach Terpentin oder Harz. Die Stacheln sind gerade oder leicht gekrümmt.

•    Weinrosen haben klebrige Blätter, die bei Berührung oder bei Sonnenschein fruchtig riechen. Ihre Stacheln sind sichelförmig bis hakig.

•    Heckenrosen haben keine duftenden Blätter. Die Blätter können Drüsen und Haare haben, oder auch nicht. Ihre Stacheln sind hakig oder sichelförmig.

Wildrosen im Garten

© Natur im Garten, Foto: Alexander Haiden
Sie machen sich ganz wunderbar in naturnahen Hecken, wo sie unseren Vögeln und Insekten Unterschlupf und Nahrung bieten. Die sogenannten „Hetscherln“, also die Früchte, die ab dem Spätsommer erscheinen, sind reich an Vitamin C. Nicht nur unseren gefiederten Freunden schmecken diese gut und helfen ihnen durch den Winter. Auch für uns Menschen haben sie schmackhaftes zu bieten: Tee aus Hagebuttenschalen oder Hagebuttenmarmelade sind ein Gedicht.
Übrigens ist das Vitamin C in den Hagebutten so gebunden, dass es zu einem großen Teil hitzebeständig und daher in Tee oder Marmelade erhalten bleibt.
Wildrosen im Garten sind relativ pflegeleicht und anspruchslos. Ab und zu etwas in Form bringen und verdörrte Äste entfernen, mehr braucht es nicht.

Infos zu allen Gartenfragen finden Sie beim
„Natur im Garten“ Telefon +43-2742/ 74 333 und auf www.naturimgarten.at

Text: DI Barbara Schrattenholzer



Buchtipp:
Einen Überblick und detaillierte Informationen zu den heimischen Wildrosen gibt der 4. Band der Ökologischen Flora Niederösterreichs, der sich u.a. mit unseren Gehölzen und Sträuchern beschäftigt:
http://www.avbuch-shop.at/flora-noe-band4.html

18. Mai 2015

Interview mit Prof. Dr. Elisabeth Vavra

Prof. Dr. Elisabeth Vavra ist im Landesmuseum Niederösterreich nicht nur wissenschaftliche Leiterin des Bereiches Geschichte, sondern wirkt bei den Ausstellungen mit geschichtlichem Charakter auch immer wieder als Kuratorin mit. Für die derzeit laufenden Präsentationen Bader, Medicus, Primar und Figl von Österreich ist der Großteil ihrer Arbeit getan – für Kriegsschauplatz Niederösterreich (ab November 2015) ist sie aber bereits wieder im Einsatz.

Da man als MuseumsbesucherIn stets nur das Endprodukt einer monatelangen, intensiven Arbeitsphase sieht, wollen wir hier einen Blick hinter die Kulissen und in die Arbeit von Prof. Dr. Elisabeth Vavra werfen.


Was bedeutet es eigentlich, Kuratorin zu sein? Wie würden Sie diese Aufgabe einem Laien beschreiben?

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn diese Arbeit macht jeder anders. Grundsätzlich bekommt man ein Thema und muss sich dazu einiges überlegen: WAS soll enthalten sein? WER sieht es später? WIE soll es umgesetzt werden? Ich selbst mache nicht nur das wissenschaftliche Konzept, sondern möchte auch die Objekte selbst aussuchen. Dabei hat man zu Beginn meist sehr viel Auswahl und muss dann eher wenige aber dafür aussagekräftige Objekte aussuchen. Danach begleite ich auch den Aufbau, also bin bei den Besprechungen mit Architekten, Tischlern, usw. dabei.

Wer entscheidet über das Thema einer Ausstellung?

Das Thema wird mir vorgegeben, entschieden wird aber im Kollektiv. In den letzten Jahren war es immer so, dass man ein Generalthema für das gesamte Landesmuseum gesucht hat und die einzelnen Ausstellungen diesem unterstellt hat. So soll eine gewisse „Vernetzung“ der Ausstellungen entstehen.
Im Landesmuseum sieht man Sie vor allem zu Beginn einer Ausstellung.

Wo ist nun Ihr eigentlicher Arbeitsplatz?

Da ich selbstständig bin, arbeite ich die meiste Zeit zu Hause. Ich führe aber genau Buch darüber, wie viel Zeit ich wofür aufwende. Für eine eher kleine Ausstellung wie Figl von Österreich waren es etwa 65 Arbeitstage, für größere Ausstellungen können es aber leicht einmal 100 Arbeitstage und mehr sein.
 


Ausstellungsansicht: Nachlass von Leopold Figl
Woher beziehen Sie Ihre Unterlagen und die Ausstellungsobjekte? Wo beginnt man mit der Suche nach brauchbarem Material?

Zuerst mache ich immer eine große Literaturrecherche, d.h. ich lese viel – das können schon an die 100 bis 150 Zitate sein. Dadurch sehe ich, wie weit der Stand der Forschung ist und welche Literatur vorhanden ist. Für die Ausstellung Figl von Österreich bin ich danach zum Landesarchiv Niederösterreich gegangen, habe mich dort durch die Ordner des Figl-Nachlasses durchgearbeitet und habe Kontakt mit den Angehörigen von Leopold Figl aufgenommen. Danach wird weiter recherchiert, man telefoniert, bekommt Kontakte und Empfehlungen, an wen man sich wenden kann usw. Für Bader, Medicus, Primar wiederum habe ich nach der Literaturrecherche die Krankenhäuser Niederösterreichs sowie die unterschiedlichsten Museen angeschrieben, ob diese Material haben. Der Rücklauf daraus reicht meist auch gut aus, um eine Ausstellung zu füllen.

Ausschnitt Jahresprogramm

Wann beginnt man mit der Suche? Die Ausstellung Kriegsschauplatz Niederösterreich eröffnet ja erst Ende November 2015, wird aber bereits seit Anfang 2015 angekündigt – es musste dafür also schon einiges an Inhalt feststehen, oder?

Ja natürlich, die Arbeit vor den Ausstellungen beginnt ca. ein Jahr davor mit viel Überlegen, Nachdenken und Recherchieren. Man versucht, ein erstes grobes Konzept zu erstellen, gewisse Punkte herauszustreichen, die man unbedingt ansprechen möchte und so auch den Umfang abzustecken.

Bleiben wir gleich beim Thema Kriegsschauplatz Niederösterreich - Haben sich bereits Herausforderungen aufgetan?

Ja, das ist auf jeden Fall die Auswahl der Themenschwerpunkte und der Objekte. Es steht ja im Prinzip nur ein Raum zur Verfügung, daher muss sorgfältig ausgewählt werden. Aber auch die Gestaltung des Ganges vor dem Raum ist schwierig – immerhin soll er auch zu den Themen im Haus
passen und einen gewissen „Übergang“ schaffen.

Brief aus dem KZ Dachau, 1942

Themenwechsel: zur Ausstellung Figl: Was hat Sie bei Ihren Recherchen am meisten berührt?

Bisher hatte ich stets viel mit Themen zu tun, die in der Geschichte schon sehr weit zurückliegen. Bei Figl von Österreich habe ich gemerkt, je weniger Zeit zwischen dem Thema und dem Jetzt vergangen ist, desto mehr berührt es mich. Somit haben mich z. B. die Briefe aus dem KZ Dachau oder aus der Todeszelle schon sehr berührt.
 

Was bedeutet die Aufgabe, Kuratorin zu sein, für Sie persönlich?

Grundsätzlich bin ich sehr dankbar, dass ich das Glück hatte, in diese Rolle „hineingerutscht“ zu sein. Denn KuratorIn zu werden ergibt sich eher durch Zufall, als durch bewusstes Anstreben. Und Ausstellungen zu machen – das erfüllt mich einfach.

Wann ist eine Ausstellung für Sie gelungen?

Also erstens muss ich die Ausstellung für mich selbst als fertig ansehen und auch zufrieden damit sein. Zweitens sollen auch die verantwortlichen Personen im Museum zufrieden sein, da frage ich auch immer gerne die Aufsichtspersonen zu ihrer Meinung. Was mir natürlich ebenfalls wichtig ist, sind die Rückmeldungen der BesucherInnen.


Welche Eigenschaften braucht man als KuratorIn?

In diesem Punkt kann ich nur für mich sprechen – und ich würde sagen, dass ich viel Organisationstalent besitze und es gut schaffe, alles unter einen Hut zu bringen. Außerdem braucht man Verhandlungsgeschick, um die Leihgeber zu überzeugen und zufrieden zu stellen, viel Fleiß, weil man meist mehr Aufwand betreibt, als nötig ist – das ist allerdings auch ein bisschen meinem Perfektionismus zuzuschreiben – und eine große Portion Neugier.
 
Kopftuch der Josefa Figl
in der Ausstellung

Zum Abschluss möchte ich noch wissen, ob Sie in der derzeitigen Figl-Ausstellung auch ein Lieblingsobjekt oder einen Lieblingsteil haben?

Das sind einerseits die Briefe, Korrespondenzen und Gästebucheinträge, weil sie vor noch gar nicht so langer Zeit verfasst worden sind und mich deshalb einfach berühren, andererseits mag ich das schwarze Kopftuch von Leopolds Mutter Josefa ganz besonders.

 
 
 
Nähere Informationen zu den angesprochenen Ausstellungen finden Sie
auf unserer Webseite.

Text: Claudia Hauer
Bilder: © Landesmuseum Niederösterreich, Fotos: Gerald Lechner, Claudia Hauer

8. Mai 2015

# 14 „Wann die Pest sich erzaigt, was zu thun …“

In der vergangenen Woche habe ich Ihnen erzählt, wie die Behörden ab dem 17. Jahrhundert versuchten, das Einschleppen der Pest und anderer Seuchen zu verhindern.
Was aber war zu tun, wenn trotz aller Maßnahmen die Seuche dennoch ausgebrochen war?
Damit beschäftigt sich der zweite Teil der von Kaiser Ferdinand III. am 15. Dezember 1653 erlassenen „Neuen Infectionsordnung“. In dreizehn Paragraphen werden die wichtigsten Problemfelder beim Auftreten einer Epidemie behandelt. An vorderster Stelle stand die Sorge um das Seelenheil der erkrankten Personen. Die Geistlichen wurden aufgefordert, die Kranken mit den Sakramenten als Trost und Hilfe zu versorgen. Weigerte sich ein Pfarrer oder Priester, so wurden ihm die pfarrlichen Einkommen entzogen. Verfügte die betroffene Pfarre über mehrere Geistliche, so sollte einer für die Betreuung der Erkrankten abgestellt werden, um die Ansteckungsgefahr für die noch Gesunden zu minimieren.


Im nächsten Punkt wurde die Obrigkeit aufgefordert, sich um erfahrene Doktoren zu bemühen; reichten die finanziellen Mittel der Gemeinde nicht, so sollte sie wenigstens Wundärzte, Bader und Beschauer anstellen, die sich um die Erkrankten zu kümmern hatten. Die dabei anfallenden Kosten hatten die Erkrankten zu tragen; im Todesfall wurden die offenen Rechnungen aus der Verlassenschaft abgedeckt. 

Sobald in einem Haus ein Krankheitsfall aufgetreten war, musste das Haus sofort versperrt werden und durfte erst nach 40 Tagen wieder geöffnet werden. Bei Bauernhöfen war das natürlich nicht leicht möglich, da ja das Vieh zu versorgen war. Hier wurden nur die betroffenen Räume verschlossen. Die Verstorbenen wurden von eigens dafür bestimmten Personen sogleich in einem abgesonderten Bereich des Friedhofs bestattet. Der Leichnam, der nur in ein Tuch gewickelt werden durfte, musste mit frischem Kalkwasser übergossen werden; die Grube sollte tief genug sein und sollte gleich zugeschüttet werden.

Das Pestlazarett in Wien – Alsergrund
Votivbild, um 1680 Wien, St. Michael
(© Peter Böttcher)

Kranke sollten, falls möglich, in ein Lazarett gebracht werden. Oft wurden Siechenhäuser zu Pestzeiten in solche Lazarette umgewandelt. Für die noch Gesunden, die in Kontakt mit Erkrankten geraten waren, wurden ebenfalls für 40 Tage aus der Gemeinschaft abgesondert. Für sie schlug man einfache Hütten am Rande der Ansiedlungen auf. Falls die Kranken bzw. die noch nicht Infizierten ihre Häuser nicht verlassen wollten, so wurden sie für 40 Tage in diesen eingeschlossen. Lebensmittel und Arzneien wurden ihnen durch Öffnungen gereicht,  ebenso die Sakramente: Es gab zu Pestzeiten eigene Löffel mit bis zu 40 cm langem Stiel – die sog. Pestlöffel, mit denen die Priester den Eingeschlossenen die Kommunion reichten.
Bevor die verseuchten Häuser nach dem Ende der 40tägigen Quarantäne wieder bezogen werden durften, wurden diese gründlich gesäubert und ausgeräuchert. Alle Gegenstände, mit denen die Infizierten in Kontakt gekommen waren, vor allem Kleider, Pelzwerk, Bett, Leinwand, Stroh, „Fetzwerk“ „und andere gefährliche Fahrnissen, so daß Pestgift leichtlich fangen“ sollten verbrannt werden. Bei schwerer Strafe war es verboten, solche Gegenstände aus Verlassenschaften zu verkaufen.

Die Quarantänevorschriften stellten für die Betroffenen eine schwere Einschränkung dar und führten diese oft an den Rand des finanziellen Ruins; daher war es nur verständlich, dass man beim Auftreten von verdächtigen Symptomen nicht gleich zum Arzt ging. Solches Verhalten gefährdete aber die Gesunden und führten zu einem raschen Ausbreiten der Seuche. Die Infektionsordnung ermahnt daher im vierten Paragraphen dazu, beim geringsten Anzeichen einer Erkrankung – Hitze- oder Kältegefühl, Kopfschmerzen und ähnliche Symptome – sofort den Arzt oder zumindest den Bader zu konsultieren.

Die Landschaftsapotheker in den Vierteln – in Krems, Mistelbach und Wiener Neustadt – wurden angehalten, sich genug Vorräte an notwendigen Arzneimitteln anzulegen. Denn zu Seuchenzeiten sollten man zur Vorbeugung nicht nur auf eine gesunde Ernährung achten, sondern auch vorsorglich die Häuser zweimal täglich ausräuchern – mit Wacholder, Staudenwerk, Schießpulver, Schwefel oder anderen „Pestrauch“. Boden und Wände sollten mit Essig besprengt werden; in den Räumen sollte man frischen Kalk löschen oder einen Ziegel erhitzen und darauf Essig gießen. Dringend gewarnt wurde vor dem Genuss von Branntwein, Schweinefleisch sowie unreifen und wurmstichigen Obst.
Die Obrigkeit wurde aufgefordert, im Seuchenfall alle Zusammenkünfte zu verbieten. Das betraf nicht nur Weinkeller, Wirtshäuser und ähnliche Etablissements, sondern auch Kirchweihfeste, Jahrmärkte oder Märkte. Öffentliche Tänze wurden untersagt ebenso das Auftreten von Spielleuten. Hochzeiten, Kindlmahl und andere familiäre Feiern durften nur im kleinen Rahmen stattfinden. Schulen und Bäder mussten gesperrt werden. Die Kirchen sollten vor und nach der Meßfeier ausgeräuchert werden.

Rauchwerk © thinkstock, velveteye

Ein Verstoß gegen die 40tägige Sperre der Häuser wurde mit schweren Strafen geahndet: Diese reichten von Schandstrafen bis zu Leibesstrafen und Verweisung aus Stadt, Markt oder Herrschaft. Waren die 40 Tage abgelaufen, so mussten die Häuser zunächst ausgeräuchert werden; zur Vorsicht sollte man beim Betreten ein brennendes Licht vor sich hertragen. In jedem Zimmer sollte man aus Wacholder, Stauden, Schießpulver, klein geschnittenem Bockshorn, Meisterwurz, Lorbeer, Salpeter, Schwefel, Bernstein und anderen in Apotheken angebotenen Rauchwerk ein Feuer machen, dann das Zimmer für eine Viertelstunde  verschließen und so den Rauch einwirken lassen. Die Böden, die Einrichtungsgegenstände und aller Hausrat mussten mit einer scharfen Lauge, in der vorher Pestwurz und Kräuter  aufgekocht worden waren, geschrubbt werden. Die Wände mussten vom Verputz befreit und mit frisch gelöschtem Kalk gestrichen werden. In den Truhen aufbewahrte Leinwand musste man 24 Stunden lang in scharfer Lauge einweichen, dann auswaschen und an frischer Luft trocknen. Ähnlich musste man mit den Federbetten verfahren. Die Federn mussten aus den Decken genommen, in Lauge eingeweicht und dann getrocknet werden. Schwieriger war die Reinigung von Stoffen, die man nicht in Lauge waschen durfte, wie Leder oder Seidenstoffe. Hier empfahl die Ordnung das Anfeuchten mit Wasser, das mit Lauge, Salz oder Essig versetzt war, dann das Trocknen an frischer Luft und das Ausräuchern.
Alle Gegenstände, mit denen die Erkrankten in direkten Kontakt gekommen waren, mussten – unabhängig von ihrem Wert – verbrannt werden. Auch hier drohten bei Übertretung wieder schwere Strafen. Ausgenommen davon waren nur Objekte aus Eisen, Zinn, Messing oder anderem Metall sowie Holzwerk. Die durften nach einer gründlichen Reinigung zum Verkauf angeboten werden.
Für die Einhaltung der Infektionsordnung hatten in den Städten und Märkten die Magistrate, auf dem Land die Dorfobrigkeit zu sorgen. Die Grundherren durften sich in die von der Dorfobrigkeit erlassenen Maßnahmen nicht einmischen, sondern mussten auch den notwendigen finanziellen Beitrag dazu leisten.

Quelle: Der Römischen Kayserlichen auch zu Hungarn und Böhaimb etc. königlich Mayestätt, Ferdinandi Deß Dritten etc. Ertzhertzogens zu Oesterreich, Unsers Allergnädigsten Herrn, newe Infections-Ordnung, wie es ins gemein auff dem Landt in den Infections-Sachen zuhalten. Wienn 1654.

Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra

4. Mai 2015

Egon Schiele Museum

Was macht das Spielzeug in der Winterpause?

Die Spielzeugvitrine im Egon Schiele Museum Tulln
Das Schiele-Museum Tulln präsentiert neben den Ölbildern und Grafiken von Egon Schiele immer auch historische Spielzeuge, die den Bezug zu seiner Kindheit, dem Aufwachsen in einem Bahnhofsgebäude und seiner Faszination für Technik herstellen. Zusätzlich bieten diese „bespielten“ Spielsachen die Möglichkeit, sich in die Zeit der Jahrhundertwende hinein zu versetzen.
Da das Schielemuseum in der Wintersaison (November bis März) schließt, wurde neben den
Werken auch das Spielzeug Ende Oktober 2014 abgebaut, konservatorisch betreut und fachgerecht gelagert. Wie das funktioniert, wird hier beschrieben.

1) ABHOLUNG UND TRANSPORT

Im Zuge des Abbaus werden sämtliche Objekte protokolliert, d.h. ihr gegenwärtiger Zustand wird kontrolliert und beurteilt, um etwaige Veränderungen durch den Transport und die Präsentation festzuhalten.

Ein zeichnender Clown aus Eisenblech
auf einem Säckchen aus Tyvek, einem Vlies
aus Polyethylen, der keine Reibung verursacht
Das Spielzeug wird mit Seidenpapier und Luftpolsterfolie verpackt und in ausgepolsterten Kisten rutschsicher verstaut. Unterstützend werden für Werke mit beweglichen Teilen Säckchen – gefüllt mit Styropor –benutzt, da sie Halt geben, flexibel sind und Erschütterungen auffangen.
Im Depot werden die Spielzeuge wieder nach und nach ausgepackt. Ihr Zustand wird erneut kontrolliert, um feststellen zu können, ob es an den Objekten Veränderungen durch die Präsentation oder den Transport gegeben hat.





2) ZUSTANDSERFASSUNG UND KONSERVATORISCHE BETREUUNG

Allgemein ist zu sagen, dass die ausgewählten Spielzeuge aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. Neben Textilobjekten (Teddybären, Puppen) finden sich auch technische Spielzeuge aus Metallblech (Eisenbahnen, Autos, Busse und Kutschen) oder Spielzeug aus Papier und Holz (Gesellschaftsspiele, Konstruktionsspiele, Bausteine). Besonderheiten sind optisches Spielzeug wie Guckkästen.


Lackiertes Metallspielzeug hat meist folgende Schäden:
   -  Korrosionserscheinungen (oft hervorgerufen durch Fingerabdrücke)
   -  Fehlstellen im Lack, lose aufliegender Lack,
   -  Verformungen mechanischer Teile (Achsen etc.),
   -  Schmutz- und Staubauflagen, die sich mit der Zeit mit der Lackoberfläche verbinden, somit
      nicht mehr vollständig entfernbar sind und Nährboden für Mikroorganismen bilden
   -  verfärbter, ausgeblichener Lack

Abb. links: Korrosion an einem ehemaligen Fingerabdruck - Abb. Mitte: Fehlstellen innerhalb der Lackschicht und Verfärbung des Lackes aufgrund von Lichteinwirkung - Abb. rechts: Enzymatische Reinigung der Lackoberfläche

Je nach Schaden müssen die Objekte nun konservatorisch behandelt werden:
   -  Trockenreinigung
   -  Reinigung mit speziellen Lösemitteln
   -  Festigung der Lacke
   -  Reduzierung der Korrosionen


Spielzeuge mit textilen Elementen (Puppen und Teddybären) sind aufgrund ihrer empfindlichen Materialien besonders stark gealtert und haben folgende Schäden:
   -  Abrieb, Deformierungen, Knicke, Brüche der Textilflächen und Dekorelemente
   -  Teilweise Verformung oder Ausfransung von Schmuckborten, Maschen oder Bändern
   -  ausgebleichte Stoffe

Abb. links: Gesamtansicht einer Marotte aus Porzellan, Holz und div. Textilien - Abb. Mitte: Die verformte Rückseite des Puppenhutes im Detail - Abb. rechts: Entfernung von Fasern und Partikeln von der Stoffoberfläche mit Hilfe einer Pinzette

Neben der Trockenreinigung mit Pinsel, Pinzette und Staubsauger steht hier die optimale Lagerung im Vordergrund.


Gesellschaftsspiel mit deutlichen Gebrauchsspuren
Spielzeug aus Papier und Holz zeigt vor allem Abnutzungs- und Gebrauchsspuren:
   -  Abrieb, Risse, Fehlstellen, aufstehende
      Bereiche, lose Teile (an Ecken, Kanten und
      Gelenken)
   -  Flecken, Verfärbungen und Staub-
      ablagerungen
   -  durch Licht ausgebleichte Stoffe



Mit Japanpapier gesicherter Bereich während der Bearbeitung
Im Vordergrund steht auch hier die trockene Reinigung mit Pinsel, Staubsauger und speziellen Reinigungsschwämmen. Sich lösende Papierteile werden mit Weizenstärkekleister wieder verklebt, wenn Teile fehlen und das Objekt dadurch gefährdet ist, werden diese Stellen mit Japanpapier gesichert.





Optisches Spielzeug (siehe Abbildung im nächsten Absatz) ist vor allem durch Staubablagerungen, Licht und schlechtes Raumklima gefährdet.


3) LAGERUNG UND AUSSTELLUNG

Entsprechend der Ergebnisse der Schadenserfassung werden einige der Spielzeuge für den Wiederaufbau der Ausstellung im März 2015 ausgetauscht. Die alten Ausstellungsobjekte werden im Spielzeugdepot des Kulturdepots St. Pölten eingelagert. Auf Grund der Materialvielfalt ist dieses sogenannte „Mischdepot“ klimatisch auf eine relative Luftfeuchtigkeit von 45 - 50 % reguliert, so dass Materialien weder durch zu trockene Luft spröde werden können (Textilien, Papiere) noch durch zu feuchte Luft Korrosion gefördert werden würde (Metalle). Als weitere Präventionsmaßnahme wird besonderes Augenmerk auf die eingesetzten Lagermaterialien gelegt.



Optisches Spielzeug (Diagucker)
Die neu ausgewählten Objekte für die Ausstellung werden vor dem Transport zum Museum ebenfalls
protokolliert und bei Bedarf wie oben beschrieben bearbeitet. Gegebenenfalls werden die Spielzeuge für die Ausstellung so angepasst, dass sie besser geschützt sind. Beim optischen Spielzeug wird z.B. der Negativstreifen mit einem Spezialkarton abgedeckt, da ein Betrachten des Bildes in dieser Form nicht möglich ist. Nach dem Transport zum Schiele-Museum wird erneut protokolliert.


Auch im Schiele-Museum wird auf die Umgebungsbedingungen geachtet. Die Objekte werden mit Spots so ausgeleuchtet, dass sie möglichst wenig Licht ausgesetzt werden und Lichtschäden weder entstehen noch verschlimmert werden. Die Ausstellungsräume sind auf eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 50% eingestellt und werden regelmäßig überprüft. In der Ausstellungsarchitektur verwendetes Holz oder Textilien können z.B. Schädlinge wie Motten anziehen. Dies gilt es während der Ausstellung sowie beim Abbau genauestens zu beobachten und zu überprüfen.


Text: Dipl.-Rest. (Univ.) Franziska Butze-Rios und Mag. Art. Eleonora Weixelbaumer
Bilder: © Land Niederösterreich, Landessammlungen Niederösterreich 
Foto: Mag. Art. Eleonora Weixelbaumer, Dieter Peschl


Das Team der Konservierung & Restaurierung
(Kunstsammlung der Landessammlungen Niederösterreich):
Dipl.-Rest. (Univ.) Franziska Butze-Rios, Restauratorin für Kunst auf Papier, Fotografie und Digitale Medien
Dipl.-Rest. (Univ.) Christina Schaaf-Fundneider, Restauratorin für Gemälde und Präventive Konservierung
Mag. Christa Scheiblauer, Restauratorin für Gemälde und Präventive Konservierung (derzeit in Karenz)
Martin Sellner, Art Handling und Facility Management
Huberta Trois, Restauratorin für Historische Rahmen und Art Handling
Mag. Eleonora Weixelbaumer, Restauratorin für dreidimensionale Objekte