DER EURASISCHE BIBER (CASTOR FIBER L.)
22.06.2012: Beitrag in der Wiener Zeitung
16.05.2012: Beitrag im Kurier
20.02.2012: Beitrag auf NÖN.at bzw. vom 09.04.2012: NÖN.at
Biber, Foto: © Barbara Mertin |
©Nesweda |
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Eine Biberfamilie benötigt zwischen einem halben Kilometer bis zu 15 Kilometer Gewässeruferlänge als Lebensraum. Die Grenzen der Reviere werden von den Alttieren mittels Duftmarken markiert und gegen Eindringlinge verteidigt. Die jeweilige Reviergröße hängt jedoch stark vom Uferbewuchs ab.
Historisches
Biberspur ©Nesweda |
Im Mittelalter wurde Meister Bockert, wie er auch genannt wird, als Fastenspeise gegessen und hoch geschätzt. „Die medizinische Fakultät zu Paris ernannte ihn einst förmlich zum Fisch, und hiernach fand die theologische kein Bedenken“(WILDUNGEN 1807). Man glaubte der Biber sei eine Art Mischwesen „ein Amphibium, halb Fisch und halb Landtier von kaltem Blute“. Die Kirche hatte also keine Einwände den Biber als Bereicherung der Fastenzeit zuzulassen, im Gegenteil die Ordensleute hatten ihre Freude an Biber-Spezialitäten, wie „Biberschwantz“ oder den begehrten hinteren „Haxen“.
Biber in der Fotofalle, ©Nesweda |
Die Vielseitigkeit der Biber-Produkte und vor allem deren hoher Wert führten aber zur Überbejagung durch den Menschen. Mit zunehmender Kultivierung der Naturlandschaft und Ausbreitung der Land- und Forstwirtschaftlichen Flächen wurde der Biber zusehends als „Schadtier“ angesehen, auch wenn manche historische Überzeugung einfach Irrglaube ist, z.B. dass der Biber „Holz und Fische frisst“.
© Nesweda |
Konflikte
Biberspur © Nesweda |
Sie fällen Bäume und scheinen sich dabei um Besitzansprüche des Menschen wenig zu kümmern, errichten Dämme die mancherorts zu kleinräumigen Überflutungen führen, graben ihre Bauten in Uferböschungen und Hochwasserschutzdämme, was durchaus problematisch zu betrachten ist und vergreifen sich manchmal auch an allzu verlockenden Feldfrüchten. All das macht den Biber, der Unordnung in die heile Welt von Landwirten und Gartenbesitzern bringt, nur allzu oft zum Ärgernis.
Vergleiche dazu den Kurier-Artikel vom 19.01.2012
Leider werden diese „anarchistischen“ Tätigkeiten des Bibers zu oft angeprangert ohne sich der durchaus positiven Seiten bewusst zu sein. Biber sind nicht nur mancherorts eine richtige Attraktion für den Menschen geworden, sondern sie tragen durch ihre Tätigkeiten zu einer deutlichen Verbesserung der strukturellen Vielfalt und einer deutlich höheren Artenvielfalt eines Gewässers bei. Es entstehen abwechslungsreiche Gewässer mit idealen Lebensbedingungen für allerlei selten gewordene Tierarten, sie bieten bessere Versteckmöglichkeiten für Jungfische und Wasserinsekten durch einen hohen Anteil von Totholz im Gewässer, beruhigte Wasserbereiche sind ideal für Wasservögel, Amphibien, Fischbrut usw.
Der Biber ist ein sogenannter „Ökosystemingenieur“, der Lebensraum für viele andere Arten schafft.
Es bleibt zu hoffen, dass der Mensch, der die Naturlandschaft Mitteeuropas weitestgehend in eine Agrar- und Kulturlandschaft verwandelt hat, eine Spezies wie den Biber, der die Landschaft ebenfalls umgestaltet, wenngleich eher in die umgekehrte Richtung, dulden kann.
Ich bin davon überzeugt, dass dies möglich ist und zwar zu beiderseitigem Nutzen! Wir müssen erst wieder lernen mit diesen Tieren zusammenzuleben und bis dahin ist sicher noch viel an Aufklärung und gemeinsamer Arbeit zwischen Naturschutz und der Bevölkerung nötig!
Ich für meinen Teil freue mich sehr, dass es wieder Biber bei uns gibt!
Das Videomaterial ist leider sehr finster (Nachtdreh), aber der Biber ist als solches ganz gut erkennbar!
Verfasser, Bild- und Videomaterial von: Mag. Johann Nesweda
Süßwasserökologe u. Kulturvermittler am Landesmuseum Niederösterreich
Literatur
SIEBER J. (2003) „Wie viele Biber (Castor fiber L.) sind zu viel ?“ Denisia 9,zugleich Kataloge der OÖ Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), 3-11
DIEBERGER J. (2003) „Die Bejagung des Bibers (Castor fiber L.) von der Steinzeit bis zur Gegenwart“ Denisia 9,zugleich Kataloge der OÖ Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), 21-46
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