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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

23. Januar 2012

Biber

DER EURASISCHE BIBER (CASTOR FIBER L.)

22.06.2012: Beitrag in der Wiener Zeitung
16.05.2012: Beitrag im Kurier
20.02.2012: Beitrag auf NÖN.at bzw. vom 09.04.2012: NÖN.at

Biber-Biologie
Biber, Foto: © Barbara Mertin
Biber sind die größten Nagetiere Europas und können ausgewachsen ein Gewicht von 25 kg und mehr erreichen. Sie sind hervorragend an ein Leben zwischen Land und Wasser angepasst! Der schuppige Schwanz, die Schwimmhäute zwischen den Zehen der kräftigen Hinterbeine, die  verschließbaren Ohren und Nasenöffnungen zum Tauchen, sowie ein sehr dichtes Fell und eine Tauchzeit von bis zu 15 Minuten, zeichnen den Biber als Wasserbewohner aus. Biber sind reine Vegetarier die sich im Sommer von krautigen Pflanzen der Ufervegetation ernähren, die Winternahrung besteht aus der Rinde verschiedenster Gehölzarten, wobei sie eine Vorliebe für Weichhölzer, wie Weiden und Pappeln oder Erlen zeigen. Die kräftigen Kiefer sind mit vier, für Nager typisch meißel-artigen Schneidezähnen ausgestattet und werden zum Fällen der Bäume und Sträucher eingesetzt. Im Durchschnitt wird ein ca. 20 Meter breiter Uferstreifen zu beiden Seiten des Gewässers von den Bibern „bewirtschaftet“.
©Nesweda
Biber leben in sozialen Verbänden - Biberfamilien - mit durchschnittlich 4, bis zu 8 Tieren. Die monogam lebenden Elterntiere dulden die Jungen in ihrem Bau solange sie noch nicht geschlechtsreif sind (die Geschlechtsreife erreichen sie im dritten Lebensjahr). Die lange Fürsorge der Eltern ist für Nagetiere eher ungewöhnlich und meist leben sogar zwei Generationen von Jungen mit den Alttieren. Im größeren Familienverband ist die zum Teil umfangreiche Bau- und Instandhaltungstätigkeit an Dämmen und Bauen jedoch wesentlich leichter.

©Nesweda
Biberbaue sind meist, von außen nicht sichtbare, in die Uferböschung gegrabene Erdbauten mit einem Zugang der stets unter Wasser liegt. Frei stehende Biber-Burgen sind eher selten! Um den Wasserstand zu regulieren, errichten Biber Dämme, damit soll vor allem die Beschwimmbarkeit des Gewässers verbessert werden (mindestens 50 cm Tiefe).
Eine Biberfamilie benötigt zwischen einem halben Kilometer bis zu 15 Kilometer Gewässeruferlänge als Lebensraum. Die Grenzen der Reviere werden von den Alttieren mittels Duftmarken markiert und gegen Eindringlinge verteidigt. Die jeweilige Reviergröße hängt jedoch stark vom Uferbewuchs ab.

Historisches
Biberspur ©Nesweda
Der Eurasische Biber ist ein typisches Element der europäischen Flusslandschaften. Mit dem Zurückweichen des Eisschildes am Ende der letzten Eiszeit verbreitete sich der Biber immer weiter Richtung Norden bis er schließlich über ganz Mittel- und Nordeuropa sowie Asien (holarktisch) verbreitet war. Biber wurden schon in der Steinzeit wegen ihres dichten und schönen Pelzes gejagt. Auch dürfte das Biberwildbret ein wichtiger Teil der Ernährung gewesen sein.
Im Mittelalter wurde Meister Bockert, wie er auch genannt wird, als Fastenspeise gegessen und hoch geschätzt. „Die medizinische Fakultät zu Paris ernannte ihn einst förmlich zum Fisch, und hiernach fand die theologische kein Bedenken“(WILDUNGEN 1807). Man glaubte der Biber sei eine Art Mischwesen „ein Amphibium, halb Fisch und halb Landtier von kaltem Blute“. Die Kirche hatte also keine Einwände den Biber als Bereicherung der Fastenzeit zuzulassen, im Gegenteil die Ordensleute hatten ihre Freude an Biber-Spezialitäten, wie „Biberschwantz“ oder den begehrten hinteren „Haxen“.
Biber in der Fotofalle, ©Nesweda
Neben Pelz und Fleisch wurde auch der moschusartige Duftstoff, das sogenannte Bibergeil, welcher in den Präanaldrüsen der Tiere produziert wird, als Grundstoff für die Herstellung von Parfüms verwendet oder als „Allheilmittel“ in der Medizin, und wegen seiner aphrodisierenden Wirkung angepriesen.
Die Vielseitigkeit der Biber-Produkte und vor allem deren hoher Wert führten aber zur Überbejagung durch den Menschen. Mit zunehmender Kultivierung der Naturlandschaft und Ausbreitung der Land- und Forstwirtschaftlichen Flächen wurde der Biber zusehends als „Schadtier“ angesehen, auch wenn manche historische Überzeugung einfach Irrglaube ist, z.B. dass der Biber „Holz und Fische frisst“.

© Nesweda
Der letzte Biber Niederösterreichs soll im Jahr 1863 in Fischamend an der Donau erbeutet worden sein, danach galt die Art in Niederösterreich, und 1869 schließlich in ganz Österreich offiziell als ausgestorben. Mehr als hundert Jahre lang war er verschwunden, bis zwischen 1976 und 1985 rund 50 Tiere, hauptsächlich aus Polen, im Zuge eines Wiederansiedlungsprojektes, in den übrigen Augebieten der Donau und der March ausgewildert wurden.

Konflikte
Biberspur © Nesweda
Die Wiederansiedelung ist eigentlich für den Naturschutz ein toller Erfolg, denn die Biberpopulation in Niederösterreich hat sich einen Gutteil des ursprünglichen Lebensraumes zurückerobert und scheint nach anfänglichen Problemen bei 2.000 Tieren zu liegen. Aber wie so oft scheint es, des Einen Freud, des Anderen Leid zu sein. Während sich viele über die neuen – alten Bewohner so mancher Gewässer freuen, findet so mancher gar keine rechte Freude an den „Zugereisten“.
Sie fällen Bäume und scheinen sich dabei um Besitzansprüche des Menschen wenig zu kümmern, errichten Dämme die mancherorts zu kleinräumigen Überflutungen führen, graben ihre Bauten in Uferböschungen und Hochwasserschutzdämme, was durchaus problematisch zu betrachten ist und vergreifen sich manchmal auch an allzu verlockenden Feldfrüchten. All das macht den Biber, der Unordnung in die heile Welt von Landwirten und Gartenbesitzern bringt, nur allzu oft zum Ärgernis.
Vergleiche dazu den Kurier-Artikel vom 19.01.2012

Leider werden diese „anarchistischen“ Tätigkeiten des Bibers zu oft angeprangert ohne sich der durchaus positiven Seiten bewusst zu sein. Biber sind nicht nur mancherorts eine richtige Attraktion für den Menschen geworden, sondern sie tragen durch ihre Tätigkeiten zu einer deutlichen Verbesserung der strukturellen Vielfalt und einer deutlich höheren Artenvielfalt eines Gewässers bei. Es entstehen abwechslungsreiche Gewässer mit idealen Lebensbedingungen für allerlei selten gewordene Tierarten, sie bieten bessere Versteckmöglichkeiten für Jungfische und Wasserinsekten durch einen hohen Anteil von Totholz im Gewässer, beruhigte Wasserbereiche sind ideal für Wasservögel, Amphibien, Fischbrut usw.
Der Biber ist ein sogenannter „Ökosystemingenieur“, der Lebensraum für viele andere Arten schafft.

Es bleibt zu hoffen, dass der Mensch, der die Naturlandschaft Mitteeuropas weitestgehend in eine Agrar- und Kulturlandschaft verwandelt hat, eine Spezies wie den Biber, der die Landschaft ebenfalls umgestaltet, wenngleich eher in die umgekehrte Richtung, dulden kann.
Ich bin davon überzeugt, dass dies möglich ist und zwar zu beiderseitigem Nutzen! Wir müssen erst wieder lernen mit diesen Tieren zusammenzuleben und bis dahin ist sicher noch viel an Aufklärung und gemeinsamer Arbeit zwischen Naturschutz und der Bevölkerung nötig!
Ich für meinen Teil freue mich sehr, dass es wieder Biber bei uns gibt!
Das Videomaterial ist leider sehr finster (Nachtdreh), aber der Biber ist als solches ganz gut erkennbar!


Verfasser, Bild- und Videomaterial von: Mag. Johann Nesweda
Süßwasserökologe u. Kulturvermittler am Landesmuseum Niederösterreich


Literatur
SIEBER J. (2003) „Wie viele Biber (Castor fiber L.) sind zu viel ?“ Denisia 9,zugleich Kataloge der OÖ Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), 3-11
DIEBERGER J. (2003) „Die Bejagung des Bibers (Castor fiber L.) von der Steinzeit bis zur Gegenwart“ Denisia 9,zugleich Kataloge der OÖ Landesmuseen Neue Serie 2 (2003), 21-46


Mehr Bilder und Videos finden Sie in unserer Bildergalerie auf flickr.com

2. Januar 2012

Pflanzen in der kalten Jahreszeit

© Natur im Garten, Alexander Haiden


Draußen hält Väterchen Frost noch alles in seiner eisigen Umklammerung – doch es macht Sinn, schon jetzt an die neue Gartensaison zu denken.
Gerade im Bereich des Gemüseanbaus auf Beeten und Hochbeeten macht sich eine sorgfältige Planung und Vorbereitung bezahlt.  



Bunt gemischt – aber wohl überlegt
Mischkultur und Fruchtfolge: Das sind zwei Schlagworte, die aus dem naturnahen Gemüsegarten nicht wegzudenken sind. Der Mischkultur liegt zugrunde, dass sich manche Pflanzen im Wachstum positiv beeinflussen, in der Widerstandsfähigkeit stärken oder sich gegenseitig die Schädlinge abhalten. Deshalb werden die Gemüse in bunter – aber wohlüberlegter – Mischung angebaut. Benachbarte Pflanzen tauschen so Substanzen aus und fördern damit Gesundheit, Ertrag und Geschmack der Früchte.
© Natur im Garten
Alexander Haiden

Die Fruchtfolge bezieht sich auf den jährlichen Wechsel von Starkzehrern (z.B. Kürbis, Paradeiser, Gurken oder Sellerie), Mittelzehrern (z.B. Spinat, Salat, Zwiebel oder Karotten) und Schwachzehrern (z.B. Erbsen und Bohnen oder Kräuter). Dieser Wechsel beugt Bodenmüdigkeit vor und lässt uns das Nährstoffangebot des Bodens optimal nutzen. Pflanzen aus der gleichen Familie sollten nicht zu lange auf einem Beet stehen, da die Krankheitsanfälligkeit dadurch steigt.

Plan als Gedächtnisstütze
So viele Kulturen und Abfolgen, da könnte man ganz schön durcheinander kommen. Warum also nicht einfach einen Kulturplan erstellen? So erhalten Sie zeitgerecht einen guten Überblick, wann Sie welche Kulturen anbauen wollen, welche Pflanzen Sie vielleicht selbst vorziehen können, bzw. welches Saatgut Sie noch benötigen. Und Sie können später noch ganz einfach nachvollziehen, wie die bisherige Kulturplanung verlaufen ist.


 
Veranstaltungs-Tipp
Frühlingserwachen im Landesmuseum Niederösterreich!

Dieses Naturgartenfest der Aktion „Natur im Garten“ am 28. Jänner 2012 steht schon ganz im Zeichen des Frühlings. 
Bei freiem Eintritt warten im Landesmuseum Niederösterreich von 11.00 bis 18.00 Uhr Vorträge von Gartenprofis, Gartenberatung, Verkostung, Gartenbetriebe und ein abwechslungsreiches Kinderprogramm. Schauen Sie vorbei!




Haben Sie Fragen zum Gemüseanbau, zum Naturgarten oder zum Frühlingserwachen im Landesmuseum?  Das NÖ Gartentelefon 02742/ 74 333 berät Sie gerne! Weitere Informationen auch unter www.naturimgarten.at.

Jetzt noch den Frühling pflanzen!
© Natur im Garten,
Foto: Alexander Haiden

Schon macht sich Väterchen Frost im Garten breit – doch wenn der Boden nicht durchgefroren ist können Sie jetzt noch mit Zwiebel- und Knollenpflanzen die Farbenpracht für den kommenden Frühling setzen! Ob im Staudenbeet, unter Sträuchern oder im Topf als Blickfang im Eingangsbereich: Plätze für die bunten Frühlingsboten gibt es viele. Mit wenig Aufwand lassen sich tolle und farbenprächtige Ergebnisse erzielen. Noch dazu sind die nektarreichen Blüten eine willkommene Nahrung für Insekten, die zeitig im Jahr noch wenig Auswahl auf ihrem Speiseplan haben.

„Wilde“ Gesellen
Vielleicht sind Sie im Zusammenhang mit dem Thema Blumenzwiebel schon einmal auf das Wort „Verwildern“ gestoßen. Im naturnahen Garten ist diese Verwendungsmöglichkeit ein Muss, eröffnet sie doch wunderschöne Einblicke und Möglichkeiten für Veränderung. Man versteht darunter, dass sich die Pflanzen selbst in einem gewissen Rahmen im Garten ausbreiten dürfen. Dies geschieht durch Selbstaussaat oder durch die Bildung von Tochterzwiebeln. Geeignete Standorte dafür sind Wiesen und Rasenflächen oder Bereiche unter Baumgruppen und Hecken. Grundsätzlich sollte die Fläche extensiv genutzt werden, um die Blumenzwiebel- und Knollenpflanzen nicht in ihrer Entwicklung zu stören.

© Natur im Garten,
Foto: Alexander Haiden
So geht´s!
Haben Sie einen Platz in der Wiese gefunden, an dem Sie Frühlingsblüher, wie etwa den Krokus, ansiedeln wollen, nehmen Sie eine Handvoll der Knollen und werfen Sie diese locker auf die geplante Fläche aus. Dort (mit der spitzen Seite nach oben) eingepflanzt, ergibt sich dadurch ein sehr natürliches und harmonisches Bild.
Für eine Blütenkomposition im Topf füllen Sie diesen erst mit einer Schicht Kies als Drainagematerial. Darüber kommt ein Vlies und eine Mischung aus 1/3 guter Gartenerde, 1/3 Sand und 1/3 Kompost. Jetzt sind Ihrer Phantasie (fast) keine Grenzen gesetzt: Wie wäre es mit einer Kombination aus Traubenhyazinthen, Schachbrettblume und Wildtulpen?
Setzen Sie immer so, dass die Zwiebeln und Knollen doppelt so tief in der Erde sitzen wie sie hoch sind. Viel Freude beim Pflanzen!


Empfehlenswerte Vorfrühlingsblüher:
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) – zum Verwildern geeignet
© Natur im Garten,
Foto: Alexander Haiden
Krokus (Crocus sp.) – zum Verwildern geeignet
Blausternchen (Scilla siberica) – zum Verwildern geeignet
Winterling (Eranthis hyemalis) – zum Verwildern geeignet


Empfehlenswerte Frühlingsblüher:
Tulpen Wildformen (Tulipa spp.)
Narzissen in Sorten (Narcissus pseudonarcissus)
Traubenhyazinthen (Muscari racemosa) – zum Verwildern geeignet
Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) – zum Verwildern geeignet

Haben Sie Fragen zum Naturgarten? Das NÖ Gartentelefon 02742/ 74 333 berät Sie gerne! Weitere Informationen auch unter www.naturimgarten.at.


Übrigens am Samstag, 28. Jänner 2012 ist im Landesmuseum Niederösterreich das Naturgartenfest!
Bis dahin können Sie bei den Adventmärkten den „Natur im Garten“-Beratungsstand vor Ort konsultieren: 
19. und 20.11.2011: Schiltern im Advent, Erlebnisgärten Kittenberger
26. und 27.11.2011: Musikalischer Advent, Erlebnisgärten Kittenberger
2. und 3.12.2011: „So schmeckt Niederösterreich“ Adventmarkt, Palais Niederösterreich


TIPP:
Praktische Gartentipps zu verschiedenen Naturgarten-Themen gibt es nun auch auf YouTube. Die Reihe „Naturgarten kurz erklärt“ behandelt alle wichtigen Naturgartenelemente, aktuell gibt es sieben Folgen. Die Expertinnen und Experten der Aktion „Natur im Garten“ geben dabei hilfreiche Tipps für die Umsetzung im eigenen Garten. Klicken Sie auf www.youtube.com/naturimgarten und erfahren Sie alles über die Vielfalt der Obstbäume und Beeren, die Mischkultur, den Komposthaufen oder das Mulchen.