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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

30. November 2015

Räuchern

RAUCH VERBINDET SICHTBARES UND UNSICHTBARES,
MATERIELLES UND SPIRITUELLES


Gerüche wecken Erinnerungen. Schlägt man ein neues Buch auf, dann denkt man vielleicht an
Räuchern, Foto: Sonja Raab
die Märchenbücher aus der Kindheit und sofort stellt sich ein Gefühl von Nostalgie ein.  
Viele nordamerikanische und kanadische Eingeborene sagen, dass der Rauch heilig ist und die Gedanken nach oben trägt, zum „großen Geist“. Wird eine Räucherung entzündet, soll man aufpassen was man denkt. Der Rauch schafft einen heiligen Raum und Bewusstheit. Rauch wird aber auch in anderen Teilen der Welt seit jeher verwendet. So hocken sich viele Frauen aus arabischen Ländern nach der Geburt eines Kindes über eine Räucherung, breiten einen weiten Rock darüber und desinfizieren so die Geburtswunden, reinigen sich auf eine spirituelle Weise. Aber auch in Österreich ist der Rauch ein wichtiges Werkzeug, das vor allem in den Rau(c)hnächten rund um Weihnachten und Silvester eingesetzt wird. Mit Wacholderholz wurde im Stall geräuchert, damit das Vieh nicht krank wird, der Wacholder wirkt desinfizierend und reinigend. Mit dem „Weihrauchpfandl“ wanderte man betend durch Haus und Stall, um alles zu reinigen, zu schützen und um Gottes Segen zu bitten für das neue Jahr. 

Kräuter, Foto: Sonja Raab
Sommerkräuter bringen Licht in dunkle Wintertage
Wer im Sommer Kräuter sammelt und zum Trocknen aufhängt, kann im Herbst eine wunderbare Räuchermischung für dunkle Wintertage daraus machen. Kleingeschnitten und mit Weihrauch oder Kopal (Baumharz aus Südamerika) gemischt, ergibt es einen Duft, der das Licht des Sommers noch einmal zurückholt. Die übrig gebliebenen Stiele und Blätter kann man dann mit guten Wünschen ins Kaminfeuer werfen und durch den Rauchfang in die Natur zurückgeben. Jedes Kraut riecht zudem anders und hat unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen. Manches wirkt belebend, anderes beruhigend, manche Kräuter sollen böse Geister vertreiben und werden bei Hausräucherungen eingesetzt, wenn in dem Haus jemand gestorben ist oder es sich nicht gut anfühlt. Andere Räucherungen bewirken das Gegenteil, Weihrauch soll anziehend wirken und wird auch deshalb gerne in Kirchen angewendet, um die Menschen hinein zu locken. Wer also Probleme mit Gespenstern oder Poltergeistern, hat sollte eher Beifuß - das europäische Kraut, das dem amerikanischen weißen Salbei gegenübersteht - verwenden. Wer sein Haus von allen schlechten Energien reinigen will, schließt am besten vorab alle Fenster und Türen, räuchert dann ausgiebig in allen Ecken und Winkeln mit Beifuß, Salbei und/oder Baumharz, lässt den Rauch etwa zwanzig Minuten durch das ganze Haus ziehen und öffnet danach alle Fenster, um alles raus ziehen zu lassen. Der Rauch nimmt dann alles mit. Natürlich kann dieses Ritual von Sprüchen oder Gebeten begleitet sein. Ob das nun ein „Vater unser“ ist oder ein eigens dafür erfundener Spruch wie: „Ois Schlechte geht raus, ois Guate ins Haus“ bleibt jedem selbst überlassen. Besonders zu Silvester tut es richtig gut, das alte Jahr mit einer Hausräucherung zu beenden und das neue Jahr porentief gereinigt zu beginnen.

Räuchern, Foto: Sonja Raab
Kräuter helfen uns, die Natur mit in unsere Häuser zu nehmen.
Baumharze sind zudem billig und man holt sich damit die Natur ins Haus. Es riecht nach Wald und Rinde, es erdet und verbindet mit dem „Draußen“, was in vielen isolierten Häusern heute sowieso zu kurz kommt. Man schottet sich ab von der Umwelt, fühlt sich nicht mehr verbunden, ist aber ein Teil davon. Baumharze und Kräuter helfen uns Menschen, den Kontakt zur Natur und zum Göttlichen nicht zu verlieren.
Salbei oder Beifuß zu großen Räuchersticks gebunden werden zur energetischen Reinigung von Menschen verwendet. Dazu werden die Kräuter gesammelt, noch feucht zu Stäben gebunden und dann zum Trocknen aufgehängt. So kann man sie jederzeit anzünden, damit räuchern und sie dann in einer Schale mit Sand wieder ausdämpfen. In Kanada werden Räuchersticks mit roten Fäden gebunden, nur Schamanen dürfen weiße Fäden verwenden.
Auch Federn sind zur Verteilung des Rauches, aber auch zum gleichzeitigen Abstreifen/Reinigen des Energiekörpers gerne in Verwendung. Besonders beliebt ist dabei die Adlerfeder, weil der Adler am höchsten fliegt und somit dem großen Geist am nächsten kommt. In Nordamerika sind Adlerfedern so heilig, dass ein Eingeborener der ein Tanzkostüm mit Adlerfedern herstellt sehr darauf achten muss, keine Feder zu Boden fallen zu lassen. Das gilt als höchst respektlos und wird bestraft, indem die Person ein Jahr lang nicht an PowWows (indiansichen Tanzfesten) teilnehmen darf.   

Text: Sonja Raab

Räuchern, Foto: photos.com,
David Lovere

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1 Kommentar:

  1. Dass Räuchern einen guten Duft verbreitet, empfinde ich nicht zwangsläufig so. Das kommt darauf an, was verwendet wird und wie man räuchert. Wenn man den Rauch in der Wohnung bei geschlossenem Fenstern lässt, finde ich es empfehlenswert, dabei die Wohnung zu verlassen. Ansonsten hat man durch den Rauch auch teils Belastungen der Lunge, Augen und Schleimhäute.

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