Schwänzeltanz und Schwesternmord
Filmausschnitt "More than Honey" © Filmladen |
Die Honigbiene ist ein Symphatieträger. Sie wird gerne als Beispiel für Fleiß und Opferbereitschaft herangezogen. Auch abseits des „Biene-Maja-Images“ finden sich verblüffende und auch ziemlich brutale Eigenschaften bei diesem sechsbeinigen Haustier.
Seit rund 7000 Jahren wird die Honigbiene gezielt gehalten. Ihre Nutzung durch den Menschen geht weit darüber hinaus. Trotzdem ist sie immer sehr eigenständig geblieben.
Seit rund 7000 Jahren wird die Honigbiene gezielt gehalten. Ihre Nutzung durch den Menschen geht weit darüber hinaus. Trotzdem ist sie immer sehr eigenständig geblieben.
Hochleistungsinsekt
Filmausschnitt "More than Honey" © Filmladen |
Das Gehirn einer Biene ist nicht größer als ein Stecknadelkopf. Und trotzdem schafft es dieses Insekt uns zu verblüffen. Welches andere Tier kann Artgenossen abstrakte Informationen wie Richtung und Entfernung zu einer Futterquelle mitteilen? Die Honigbiene kann es. Sie „sagt“ es tanzend, mit dem Schwänzeltanz.
Darüber hinaus haben sie ein erstaunliches Zeitgedächtnis. Bestimmte Blüten bieten nur zu bestimmter Tageszeit reichlich Nektar und Pollen. Und Honigbienen merken sich genau wann es etwas zu holen gibt.
Darüber hinaus haben sie ein erstaunliches Zeitgedächtnis. Bestimmte Blüten bieten nur zu bestimmter Tageszeit reichlich Nektar und Pollen. Und Honigbienen merken sich genau wann es etwas zu holen gibt.
Dem Sozialgefüge verschrieben
Wespe und Biene © Barbara Seiberl |
Honigbienen sind alleine nicht lebensfähig. Einzelne Bienen sterben auch unter besten Haltungsbedingungen nach spätestens 8 Tagen. Normale Lebenszeit haben einzelne Bienen erst in der Gruppe mit mindestens 30 Schwestern.
Auch eine Neugründung eines Bienenstaates schafft eine Königin nicht mehr alleine. Bei den nächsten Verwandten wie Hummeln oder sozialen Wespen beginnt eine Königin bei „Null“. Sie muss die ersten Schritte, von der Nestplatzwahl bis zur Fütterung der ersten Larven zunächst völlig alleine meistern. Bei der Honigbiene vollzieht sich die Neugründung indem eine alte Königin mit einem Teil des Volkes ausschwärmt und damit Platz für eine neue Königin macht.
Auch eine Neugründung eines Bienenstaates schafft eine Königin nicht mehr alleine. Bei den nächsten Verwandten wie Hummeln oder sozialen Wespen beginnt eine Königin bei „Null“. Sie muss die ersten Schritte, von der Nestplatzwahl bis zur Fütterung der ersten Larven zunächst völlig alleine meistern. Bei der Honigbiene vollzieht sich die Neugründung indem eine alte Königin mit einem Teil des Volkes ausschwärmt und damit Platz für eine neue Königin macht.
Alle Macht der Königin?
Die Bienenkönigin legt als einzige im Bienenstock Eier. Dabei vollbringt sie unglaubliche Leistungen. In der Spitzenzeit von Mitte Mai bis Mitte Juni produziert sie innerhalb von 24 Stunden bis zu 3000 Eier, jedes Ei ungefähr so groß wie ein Kümmelkorn. In der Legesaison zwischen Februar und September kommen zwischen 100.000 bis 150.000 Eier zusammen, die zusammengerechnet das 60fache des Königinnengewichts ausmachen.
Trotzdem sind ihre Töchter, die Arbeiterinnen die eigentlich „herrschende“ Gruppe im Bienenstock. Arbeiterinnen pflegen und nähren die Königin und die männlichen Bienen, die Drohnen. Und sie beseitigen sie bei Bedarf.
Arbeiterinnen bestimmen durch den Bau von eigenen Weisel (=Königinnen)- und Drohnenzellen ob und wann eine neue Generation von Geschlechtstieren entsteht. Sie entscheiden damit über das Schwärmen als natürlichen Vermehrungs- und Teilungsprozess.
Trotzdem sind ihre Töchter, die Arbeiterinnen die eigentlich „herrschende“ Gruppe im Bienenstock. Arbeiterinnen pflegen und nähren die Königin und die männlichen Bienen, die Drohnen. Und sie beseitigen sie bei Bedarf.
Arbeiterinnen bestimmen durch den Bau von eigenen Weisel (=Königinnen)- und Drohnenzellen ob und wann eine neue Generation von Geschlechtstieren entsteht. Sie entscheiden damit über das Schwärmen als natürlichen Vermehrungs- und Teilungsprozess.
Mord und Totschlag
Bienenstock im Landesmuseum
© Landesmuseum, Foto: M. Schaar |
Gleich mehrere Weiselzellen werden angelegt, die heranwachsenden Königinnenlarven darin umsorgt und gepflegt. Sie bekommen etwa 25 x am Tag, ein spezielles Futtersaftgemisch mit sehr hohen Zuckergehalt (34%), das berühmte „Gelée Royale“.
Unter den schlüpfenden Königinnen spielen sich aber gleich nach der Geburt Dramen ab. Die erste geschlüpfte Königin sucht aktiv die anderen Weiselzellen auf und sticht ihre Schwestern tot. Ist eine weitere Königin bereits geschlüpft kommt es zu einem Kampf auf Leben und Tod. Nur eine neue Königin überlebt. Die alte Königin ist zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Teil des Volkes beim Umzug.
Auch mit den Drohnen wird nicht zimperlich umgegangen. Wenn im Hochsommer die Nahrung allmählich knapper wird, werden die Drohnen von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert, bereits am Flugloch abgedrängt, aus dem Stock gezerrt und manchmal sogar gestochen. Die stachellosen Drohnen sind den Attacken ziemlich wehrlos ausgeliefert. Die „Drohnenschlacht“ dauert in der Regel mehrere Wochen und endet erst bis alle Drohnen tot sind. Kein unnützer Esser wird über den Winter durchgefüttert.
Unter den schlüpfenden Königinnen spielen sich aber gleich nach der Geburt Dramen ab. Die erste geschlüpfte Königin sucht aktiv die anderen Weiselzellen auf und sticht ihre Schwestern tot. Ist eine weitere Königin bereits geschlüpft kommt es zu einem Kampf auf Leben und Tod. Nur eine neue Königin überlebt. Die alte Königin ist zu diesem Zeitpunkt bereits mit einem Teil des Volkes beim Umzug.
Auch mit den Drohnen wird nicht zimperlich umgegangen. Wenn im Hochsommer die Nahrung allmählich knapper wird, werden die Drohnen von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert, bereits am Flugloch abgedrängt, aus dem Stock gezerrt und manchmal sogar gestochen. Die stachellosen Drohnen sind den Attacken ziemlich wehrlos ausgeliefert. Die „Drohnenschlacht“ dauert in der Regel mehrere Wochen und endet erst bis alle Drohnen tot sind. Kein unnützer Esser wird über den Winter durchgefüttert.
Dunkle Wolken über den Bienenvölkern
Ein anderes Bienensterben beunruhigt mehr. Anfang August berichtete der ORF bedrohliche Zahlen:
„Die höchsten Überwinterungsverluste von Bienenvölkern in Österreich seit fünf Jahren melden Grazer Zoologen. Demnach haben 26 Prozent der von österreichweit 1.521 in die Studie einbezogenen Imkereien gemeldeten Bienenvölker den Winter 2011/2012 nicht überlebt.“
Allein in Niederösterreich sind heuer über den Winter 9.000 Bienenvölker gestorben. Die Gründe für dieses bedrohliche Szenario stehen noch nicht sicher fest. Ein Beizmittel für den eingeschleppten Maiswurzelbohrer gehört zu den Verdächtigen. Aber auch die zunehmende Vergiftung der Landschaft, eine Verknappung von Nahrungsquellen durch Monokulturen oder aus aller Welt eingeschleppte Bienenkrankheiten.
Was heißt das für uns? Dass in Zukunft der Honig teuer werden dürfte, ist hierbei nur ein ziemlich unbedeutender Nebeneffekt. Die Honigbiene steht aus wirtschaftlichen Gründen unter aufmerksamer Beobachtung des Menschen. Was ist mit den vielen Wildbienenarten und anderen Insekten? Findet hier bereits ein stilles (Aus)Sterben statt?
Ein Bienenvolk mit 20.000 Flugbienen kann 3 Mill. Obstblüten am Tag bestäuben.
Wer übernimmt das, wenn die Honigbienen mehr und mehr wegfallen? Wie teuer wird dann handbestäubter Kürbis sein?
Es gibt nur einen Himmel über uns allen. Wenn dunkle Wolken über der Honigbiene aufziehen, dann auch über uns. Denn ohne bestäubende Insekten sehen wir einer ziemlich hungrigen Zukunft entgegen.
„Die höchsten Überwinterungsverluste von Bienenvölkern in Österreich seit fünf Jahren melden Grazer Zoologen. Demnach haben 26 Prozent der von österreichweit 1.521 in die Studie einbezogenen Imkereien gemeldeten Bienenvölker den Winter 2011/2012 nicht überlebt.“
Allein in Niederösterreich sind heuer über den Winter 9.000 Bienenvölker gestorben. Die Gründe für dieses bedrohliche Szenario stehen noch nicht sicher fest. Ein Beizmittel für den eingeschleppten Maiswurzelbohrer gehört zu den Verdächtigen. Aber auch die zunehmende Vergiftung der Landschaft, eine Verknappung von Nahrungsquellen durch Monokulturen oder aus aller Welt eingeschleppte Bienenkrankheiten.
Was heißt das für uns? Dass in Zukunft der Honig teuer werden dürfte, ist hierbei nur ein ziemlich unbedeutender Nebeneffekt. Die Honigbiene steht aus wirtschaftlichen Gründen unter aufmerksamer Beobachtung des Menschen. Was ist mit den vielen Wildbienenarten und anderen Insekten? Findet hier bereits ein stilles (Aus)Sterben statt?
Ein Bienenvolk mit 20.000 Flugbienen kann 3 Mill. Obstblüten am Tag bestäuben.
Wer übernimmt das, wenn die Honigbienen mehr und mehr wegfallen? Wie teuer wird dann handbestäubter Kürbis sein?
Es gibt nur einen Himmel über uns allen. Wenn dunkle Wolken über der Honigbiene aufziehen, dann auch über uns. Denn ohne bestäubende Insekten sehen wir einer ziemlich hungrigen Zukunft entgegen.
Der Büchertipp:
GAY JUTTA, MENKHOFF INGA (2012) Das große Buch der Bienen. 321 Seiten, gebunden. Fackelträger Verlag: Köln.
Quellen:
http://science.orf.at/stories/1702956/ (08.08.2012)
http://noe.orf.at/news/stories/2534003/ (27.05.2012)
BELLMANN Heiko, HONOMICHL Klaus (2007) Biologie und Ökologie der Insekten. Begründet von Werner Jacobs und Maximilian Renner. pp. 40 – 43. Spektrum Akademischer Verlag: München.
HINTERMEIER Helmut, HINTERMEIER Magrit (2002) Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. 2. Aufl. Obst- und Gartenbauverlag: München.
http://noe.orf.at/news/stories/2534003/ (27.05.2012)
BELLMANN Heiko, HONOMICHL Klaus (2007) Biologie und Ökologie der Insekten. Begründet von Werner Jacobs und Maximilian Renner. pp. 40 – 43. Spektrum Akademischer Verlag: München.
HINTERMEIER Helmut, HINTERMEIER Magrit (2002) Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. 2. Aufl. Obst- und Gartenbauverlag: München.
Text: Mag. Norbert Ruckenbauer
Bienenstock im Landesmuseum © Landesmuseum, Foto: M. Schaar |
Im Landesmuseum kann ein Bienenvolk beobachtet werden. Der Bienenstock ist ein Erlebnis für die Sinne: es kann gerochen, gesehen und gehört werden!
Ab 12. Oktober 2012 startet der Film "More than Honey", eine Koproduktion von zero one film, Allegro Film,
Thelma Film und Ormenis Film in den österreichischen Kinos. Das Landesmuseum ist Hauptpartner des Projekts: http://www.allegrofilm.at/filme/more-than-honey
Alle berichten vom Sterben der Bienen. MORE THAN HONEY erzählt von ihrem Leben.
Seit drei Jahren sterben auf der ganzen Welt die Bienen. Über die Ursachen wird noch gerätselt, aber schon jetzt ist sicher: Es geht um mehr als nur um ein paar tote Insekten und es geht um wesentlich mehr als nur um Honig.
Die Beziehungen zwischen Mensch und Honigbiene verraten uns viel über uns, über die Natur und über unsere Zukunft. Sie zeigen uns, dass Stabilität ebenso ungesund ist wie unbegrenztes Wachstum, dass es die Krisen und Katastrophen sind, die die Evolution vorantreiben, und dass die Rettung oft aus einer völlig unerwarteten Richtung kommt.
Link Standard 5.9.12: http://derstandard.at/1345166114817/Die-Biene-zwischen-Chemotherapie-und-Massentierhaltung
Weitere Links:
http://naturschutzbund.at/projekte-aktionen/bienenschutz-fonds.html
https://www.facebook.com/SummSummSummBienchensummherum
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