Baum des Jahres 2013
2013 wurde über das Gemeinschaftsprojekt von Lebensministerium und Kuratorium Wald, die Eibe (Taxus baccata) als „Baum des Jahres“ auserwählt. Sie fällt uns besonders im Herbst durch ihr saftiges Grün und ihre rot leuchtenden, beerenartigen Samenhüllen auf.Eibe, Foto: A. Habiger |
Da bei der Eibe bis auf die Samenhülle alles giftig ist, wird sie häufig Gegenstand von Diskussionen rund um die Gartengestaltung. Gestutzt, geschnitten und in Form gebracht, als Hecke oder einzeln stehend, ist sie dennoch in unserem Garten ein oft gesehener Baum. Im Winter belebt sie als immergrüne Pflanze den Garten und im oft stiefmütterlich behandelten Schattengarten gedeiht sie prächtig. Wegen der enormen Austriebsfähigkeit liebten die Gärtner diesen Baum bereits im Barock und legten Eibenlabyrinthe als Landschaftselemente an. Selbst am Grabe steht sie uns noch zur Seite. Mit ihren dunkelgrünen Nadeln erweist sie sich jahrein, jahraus als würdiger „Totenbaum“.
Eigentlich glauben wir ganz gut über die Eibe Bescheid zu wissen. Aber wer kennt sie schon außerhalb der Grenzen von Gärten, Parkanlagen und Friedhöfen? Dort trifft man die Eibe, obwohl sie heimisch ist, nur noch sehr selten an. Als Waldbaum ist die Eibe vom Aussterben bedroht.
Innerhalb der Gattung Eibe gibt es insgesamt 6 verschiedene Arten. Die natürliche Verbreitung der Gemeinen Eibe (unsere heimische Art) erstreckt sich von ganz Europa und Kleinasien bis in den Iran. Sie stellt einen der ältesten Bäume unserer Heimat dar und gehört zur Klasse der Gymnospermae (Nacktsame). Bei dieser primitiven Pflanzenklasse gibt es sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Bei den Eiben sind die Geschlechter auf verschiedene Bäume verteilt (Zweihäusigkeit). Im Februar erscheint der männliche Baum in einer gelben Pollenwolke, während die rote Samenhülle nur bei den weiblichen Bäumen im Herbst auftritt. Das sehr harte und schwere Holz wurde bereits in der Steinzeit von den Menschen sehr geschätzt.
Eibe, Foto: A. Habiger |
Nach der Eiszeit, als sich der Wald wieder ausbreiten konnte, setzte sich die Eibe zunächst noch sehr gut durch. Sie drang sogar bis in den Süden von Skandinavien vor. Durch ihren stärksten Konkurrenten, die ebenfalls schattenverträgliche Buche, kam es jedoch zu einem Rückgang der Eiben. Durch die Holznutzung wurde sie beinahe ausgerottet. Der Holzverbrauch erreichte im Hochmittelalter seinen Höhepunkt, als England für Langbögen als Kriegswaffen sogar Rohlinge über das Meer importierten.
Nicht alle Bewirtschaftungsformen bieten gute Voraussetzungen für die Eibe. Als Jungpflanze braucht sie viel Schatten um konkurrieren zu können, später aber wieder Licht um die Blüte anzuregen und sich zu verjüngen. Dort wo es Weidevieh gab, wurden Eiben aus Sicherheitsgründen entfernt. Die Samen und Nadeln sind für Kühe und Pferde hochgiftig. Die derzeitige hohe Wilddichte und der damit einhergehende starke Wildverbiss verhindern zusätzlich das Aufkommen der Eibe. Anders als bei Menschen, Pferden und Kühen, vertragen Rehe und Hirsche diese Pflanze sehr gut. Eibensprösslinge werden vom Wild gerne gefressen.
Aus all diesen Gründen musste die Eibe unter Naturschutz gestellt werden.
Ein Verschwinden dieses wertvollen Baumes aus unseren Wäldern wäre sehr bedauerlich. Abgesehen von den exzellenten Holzeigenschaften und den vielen Gestaltungsmöglichkeiten im Garten, spielt die Eibe auch als Hoffnungsträger in der Medizin eine bedeutende Rolle. Aus der Rinde der Pazifischen Eibe gewinnt man einen Wirkstoff gegen verschiedene Krebskrankheiten. Heute kann dieses Mittel auch aus unserer heimischen Gemeinen Eibe teilsynthetisch hergestellt werden.
Mit der Aktion „Baum des Jahres“ soll auf die Situation der Eibe aufmerksam gemacht werden. Zur Erhaltung der genetischen Vielfalt fördert das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) den Bestand der Eibe durch gezielte waldbauliche Maßnahmen. Als Ergebnis aller unterstützender Maßnahmen soll in Zukunft dieser Baum wieder ein sicherer Bestandteil unserer Wälder werden.
Text: Astrid Habiger
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