Helene Trauttmansdorff (1908 – 1945)
© Stadtarchiv St. Pölten |
Hauptorganisatoren waren der stellvertretende St. Pöltner Polizeidirektor Regierungsrat Dr. Otto Kirchl sowie der Pottenbrunner Gutsbesitzer Josef Graf Trauttmansdorff-Weinsberg. Ihr Ziel war es, St. Pölten weitere Zerstörungen und weiteres Blutvergießen zu ersparen und die Stadt möglichst kampflos der Roten Armee zu übergeben. Im April 1945 flog die Gruppe durch Verrat auf. Am 11. April führte die Gestapo einen gezielten Schlag gegen die Organisation durch. Beamte drangen in das von der SS umstellte Schloss Trauttmansdorff ein und verhafteten alle, gerade zu einer Beratung versammelten, Mitglieder. Mit den Verhören wurde sofort begonnen. Die Methoden, mit denen versucht wurde, bestimmte Geständnisse zu erpressen, können als Folter bezeichnet werden. 12 der 13 Angeklagten wurden zum Tod verurteilt. Bei der Schießstätte im Hammerpark wurde eine Grube ausgehoben; das Urteil wurde unmittelbar nach der Verhandlung vollstreckt. Kaum mehr als 30 Stunden später war St. Pölten von der Roten Armee erobert.
Die letzten tragischen Stunden von Helene Trauttmansdorff wurden von Mag.a Anita Lackenberger verfilmt.
Helene Trauttmansdorff kam ursprünglich aus Triest. Mit ihrem Mann hatte sie 3 Kinder und lebte ein durchwegs beschütztes Leben im Schloss Pottenbrunn. Was sie bewog, in den letzten Kriegstagen derartige Courage zu zeigen, darüber können nur Vermutungen aufgestellt werden.
Hier die letzten traurigen Ereignisse im Leben von Helene Trauttmansdorff:
Am 12. April 1945 setzte sie sich auf das Fahrrad, um zu ihrem bereits von der Polizei inhaftierten Mann nach St. Pölten zu fahren. Ihre Kinder ließ sie im Schloss zurück. St. Pölten war am Osterwochenende von den Alliierten schwer bombardiert worden, die russische Front verlief knapp vor der Stadt. Die Innenstadt und der Bahnhof lagen in Trümmern.
Helene Trauttmansdorff fuhr also mit dem Fahrrad die 7 Kilometer von Pottenbrunn zum Polizeigebäude und fuhr durch die vom Krieg verursachte Apokalypse. Am heutigen Europaplatz sah sie die in den letzten Tagen von der SS am Galgen aufgehängte „Deserteure“ – junge Männer ab 14, die die SS beim systematischen Durchkämmen der Stadt noch gefunden hatten. Der Europaplatz hieß von da an für viele Jahre Galgenplatz. Um zu ihrem Mann zu gelangen, musste sie den Europaplatz queren. Am Ziel angekommen wurde auch sie in eine Zelle gesperrt und am 13. April gemeinsam mit den anderen Widerstandskämpfern erschossen.
Text: Mag.a Martina Eigelsreiter
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