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9. Oktober 2014

Frauenportrait # 34

Marianne Perger – eine kämpferische Frau



Marianne Perger, verh. Hainisch
© Österreichische Nationalbibliothek
http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_hainisch.htm
Aus Baden kommen nicht nur Künstlerinnen, in Baden stand auch die Wiege einer Frau, die in ihrem zukünftigen Leben eine bedeutende Rolle in der Frauenbewegung spielen sollte. Marianne Perger kam am 25. März 1839 in Baden zu Welt. Sie entstammte einer angesehenen Familie. Die Grabmäler ihrer Familie am Badener Friedhof sprechen eine beredte Sprache. Der Kaufmann Josef Perger war 1810–1824 und 1829–1845 Ortsrichter von Gutenbrunn, das erst 1850 in Baden eingemeindet wurde. Er beauftragte den Biedermeierarchitekten Josef Kornhäusel mit der Errichtung einer Villa, heute Gutenbrunnerstraße 1. Sein Sohn Heinrich Perger (1810–1878) wurde 1860 in den Adelsstand erhoben und zog ein Jahr später in den Landtag ein. Dessen Neffen waren bedeutende Sammler und Mäzene, deren Spuren sich noch heute in den Sammlungen des Rollettmuseums finden. Vor diesem Hintergrund wuchs Marianne Perger auf.


1857 heiratete sie den Industriellen Michael Hainisch. Sie wohnten in Aue bei Gloggnitz, wo die Familie ihres Gatten eine Baumwollspinnerei errichtet hatte. Damit gehörte sie der führenden Gesellschaftsschicht der Monarchie an. Trotzdem setzte sie sich sehr bald nach ihrer Eheschließung für eine Gleichstellung der Frau in allen Belangen ein. Ein auslösender Moment für ihre Aktivitäten war das Schicksal eines befreundeten Ehepaares, das infolge der Baumwollkrise nach dem nordamerikanischen Bürgerkrieg sein Vermögen verloren hatte. Die Ehefrau fand ohne Ausbildung keine „der sozialen Stellung ihres Mannes“ adäquate Erwerbstätigkeit. Das zeigte Marianne Hainisch deutlich, wie notwendig auch für Mädchen eine gute Ausbildung wäre. Einer ihrer Leitsprüche wurde in der Folge: „Es gibt überhaupt nichts, was man nicht lernen könnte.“ Und ganz in diesem Sinne war sie eine der ersten Frauen, die in einer Versammlung als Rednerin für die Gleichberechtigung der Frauen im Unterricht und vor dem Gesetze auftrat und die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen beantragte. Aus privaten Mitteln gründete sie ein sechsklassiges Lyzeum, das 1891 Öffentlichkeitsrecht erhielt. 1892 wurde das erste Gymnasium für Mädchen im deutschsprachigen Raum errichtet. Die erste Mädchenklasse wurde in den Räumen des Gymnasiums in der Hegelgasse 12 in Wien eingerichtet. 1910 übersiedelte die Schule in das Gebäude Rahlgasse 4.
Marianne Hainisch (ganze Figur sitzend, rechts vorne) mit von links nach rechts: Luise Philipp,
Marianne Zycha, Frieda Edle von Kühn, August Kemetter, Leopoldine Miklas, Marie Perzina,
Josefine Mlczoch und Ottilie Politzer; Bild von Otto Schöller, 1934 © ÖNB, www.onb.ac.at

Nach ihrem ersten öffentlichen Auftreten setzte sie sich in der Folge auch für das Frauenstimmrecht und die Reformierung des Ehe- und Familienrechtes ein. 1902 gründete sie den Bund Österreichischer Frauenvereine, dem damals 13 angehörten, 1914 waren es 90. Unter ihrer Leitung gelang es, den Bund Österreichischer Frauenvereine in den Verein International Council of Women (ICW) einzubinden. 1909 wurde sie dessen Vizepräsidentin. Sie engagierte sich an der Seite Bertha von Suttners in der Friedensbewegung und übernahm nach deren Tod auch die Leitung der Friedenskommission.
Neben ihren öffentlichen Auftritten auf Versammlungen verfasste sie auch zahlreiche Schriften, die sich mit den brennenden Fragen der Frauenbewegung beschäftigten: z.B. „Die Frage des Frauenunterrichtes“, „Die Brotfrage der Frau“, „Frauenarbeit“, „Ein Mutterwort über die Frauenfrage“. 1896 hielt sie im Verein für erweiterte Frauenbildung in Wien einen Vortrag, der sich mit „Seherinnen, Hexen und die Wahnvorstellungen über das Weib im 19. Jahrhundert“ befasste und der auch im selben Jahr im Druck erschien. Es war dies eine Antwort auf Eduard Alberts Schmähschrift, die er gegen die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium 1895 richtete.
Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sie sich verstärkt der Friedensbewegung und war aktiv in der Fürsorge tätig. Ihr Sohn Michael Hainisch wurde 1920 Bundespräsident der Republik Österreich. Auf ihre Initiative hin wurde 1926 der Muttertag eingeführt. Sie war auch Mitbegründerin der 1929 ins Leben gerufenen Österreichischen Frauenpartei, die endlich Frauen zu ihrem Recht verhelfen sollte.
Marianne Hainisch starb am 5. Mai 1936 im Alter von 97 Jahren in Wien.

Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra

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