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8. Juli 2015

Drunten im Keller plaudert der Most

Mein Mostviertel – Anthologie, herausgegeben von Wolfgang Kühn
Eine Rezension von Gerhard Hintringer



Mein Mostviertel - Anthologie,
herausgegeben von Wolfgang Kühn
Mit „Mein Mostviertel“ legt Wolfgang Kühn nach „Mein Waldviertel“ (Rezension folgt) die zweite Anthologie zu den Vierteln Niederösterreichs vor. Er versammelt 19 Autorinnen und Autoren und gesteht in seinem einleitenden „Versuch über das Mostviertel“, von jenem keine Ahnung zu haben. Dafür ist das Buch exzellent gelungen. Den Most hat der Herausgeber jedenfalls gefunden, das dazu gehörige Viertel befindet sich nun auch zwischen zwei Buchdeckeln. Die Beiträge folgen dem Alphabet, beginnend mit Zdenka Becker, abschließend mit Michael Ziegelwagner.

Die Zugänge zum Mostviertel sind vielfältig wie das Mostviertel selbst. Meist ist das Viertel mehr als eine schöne Landschaft mit dem Mostkrug als Wahrzeichen, durchschnitten von der Westautobahn, der Donau als Demarkationslinie und Vierkanthöfen als „Bauernburgen“. Die Kulturlandschaft Mostviertel ist aber vor allem eine innere Landschaft, Mostviertlerblut ist schließlich kein Birnensaft. Persönliche Erinnerungen aus Kindheit und Jugend mit dem je eigenen Kolorit spielen in vielen Texten die zentrale Rolle. Damit auch die Angst, dass sie einem nicht einmal selbst gehören. Die Frage, ob das Mostviertel wegen des Mosts so heißt oder der Most wegen des Viertels, muss offen bleiben. Oder ist es gar der Superlativ des englischen much: most, das Meistviertel?

Da können Sprachbarrieren schon einmal dazu führen, dass vergorene Dirndlfrucht und Kleidungsstück nicht mehr scharf zu trennen sind, aber wie lautet das Angebot der Mostviertler Bevölkerung an die gebürtige Tschechin Zdenka Becker: „Wenn du mit uns viel sprechen, dann du gut Deutsch lernen.“ Was soll da noch schiefgehen? Dort, wo Traktoren groß wie indische Elefanten sind, ist Pixendorf, von Leipzig mit der Bahn sehr leicht erreichbar, wie zu lesen ist. Bequemer ist allerdings die Lektüre der Texte, was hiermit wärmstens empfohlen wird, auch wenn der Mostviertelbezug nicht immer gleich deutlich wird. Dass Schreibende einzig in der Sprache beheimatet sein sollen, scheint mir nicht mehr so gewiss.

Das Titelzitat stammt von Herbert Pauli.

Autorinnen/Autoren: Zdenka Becker, Fabian Faltin, Thomas Havlik, Hermann Niklas, Herbert Pauli, Martin Pollack, Martin Prinz, Barbara Pumhösel, Hans Raimund, Evelyn Schlag, Julian Schutting, Maria Seisenbacher, Cornelia Travnicek, Erwin Uhrmann, Manfred Wieninger, herbert j. wimmer, Magda Woitzuk, Gerhard Zeillinger und Michael Ziegelwagner.

Wolfgang Kühn


Wolfgang Kühn ist Mitbegründer des Festivals „Literatur & Wein“, des Unabhängigen Literaturhaus Niederösterreich (ULNÖ), der Literaturzeitschrift „DUM – Das ultimative Magazin“ und Stimme der Formation „Zur Wachauerin“.




Das Buch ist im gut sortierten Buchhandel und im Shop des Landesmuseums erhältlich. Es kostet 22 Euro, ISBN 978-3-902717-28-3, 320 Seiten, geb. mit Schutzumschlag

Links
www.literaturedition-noe.at, Email: noe-literaturedition@noel.gv.at
www.zdenkabecker.at
www.fabianfaltin.com
www.thomashavlik.net
www.wortwerft.at
www.kulturschuppen.at
www.thomashavlik.net
www.mariaseisenbacher.com
www.corneliatravnicek.com
www.erwinuhrmann.com
www.manfredwieninger.com
www.magdawoitzuk.com

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