Gelbe Steinklee, Foto: J. Litavnieks / photos.com |
Eine bunte Blumenwiese im Sommer hat einen ganz besonderen Reiz. Blüten locken farbenprächtige Schmetterlinge, emsige Bienen und viele andere Tierarten an. Sobald der Duft beim Heumachen in der Luft liegt, stellt sich das Gefühl der Sommerferien, der großen Freiheit ein. Es ist das Cumarin, welches dem Heu seinen charakteristischen Geruch verleiht. Dieser sekundäre Pflanzenstoff ist in einigen Pflanzen enthalten, so zum Beispiel auch im Gewöhnlichen Ruchgras (Anthoxantum odoratum) oder im Gelben Steinklee (Melilotus officinalis). Ob Abenteuer oder romantische Stunden mit diesem Geruch verbunden und im Gehirn abgespeichert sind, die Sommerwiese löst pure Lebenslust aus.
Auch die Geräuschkulisse auf einer Wiese kann beachtlich sein. Im Sommer sind die Männchen der Heuschrecken die großen Musiker.
Jede Heuschreckenart hat einen charakteristischen Gesang. Tagsüber wirbt der Gemeine Grashüpfer (Chorthippus parallelus) um die Gunst der Weibchen.
Grüne Heupferd, Foto: C. Musat / photos.com |
Wie mit einem Bogen, der an der Saite einer Violine entlanggestrichen wird, entsteht das Zirpen des Gemeinen Grashüpfers. Mit Hilfe eines Sägekamms an der Innenseite der Hinterschenkel und der Kante der Flügeldecke wird der Ton erzeugt. In lauen Sommernächten rufen hingegen die Männchen des Grünen Heupferdes (Tettigonia viridissima) mit großer Ausdauer. Sie zirpen indem sie beide Vorderflügel gegeneinander bewegen.
Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Käfer sind die wichtigsten Bestäuber. Während sie in die Blüte tauchen und sich am Nektar laben, bleiben Pollen an ihren Körpern haften. Beim nächsten Blütenbesuch gelangt somit der Pollen auf die Narbe des Blütenstempels und kann zu keimen beginnen.
Schmetterling, Foto: B. Seiberl |
Manche Tiere auf der Wiese weisen ganz eigentümliche Eigenschaften auf. Bei der Gottesanbeterin (Mantis religiosa) zum Beispiel sind die Vordergliedmaßen zu dornenbewehrten Fangbeinen umgebildet und werden in charakteristischer Weise vor der Brust zusammengelegt. So kam sie zu ihrem Namen. Lange Zeit wirkt sie wie erstarrt, aber der Schein trügt. Sobald ein Beutetier in ihre Reichweite kommt, reagiert die Gottesanbeterin sehr schnell. In nur ca. 20 Millisekunden werden die Fangbeine blitzartig nach vorne geschnellt und lebende Insekten, wie zum Beispiel Grillen, gepackt und aufgefressen.
Blumenwiese im Garten Landesmuseum, Foto: M. Schaar |
An manchen Blumen und Gräsern klebt bis in den Juni hinein der sogenannte „Kuckucksspeichel“. Die Larven der Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) erzeugen eine aus dem After austretende Flüssigkeit die mit Luft aufgeblasen wird. Dies ist ihre Methode sich vor Austrocknung und Feinden zu schützen. Das erwachsene Tier hingegen fällt durch seine enorme Sprungkraft auf. Dank der mächtigen Dornen an den Hinterbeinen kann die nur einen halben cm lange Wiesenschaumzikade im Sprung aus dem Stand eine Höhe von 70 cm erreichen.
All diese Insekten sind wiederum Leckerbissen für Vögel und Fledermäuse. Diese Artenvielfalt auf Wiesen ist aber nicht selbstverständlich. Eigentlich war Mitteleuropa ursprünglich überwiegend von einem Mischwald bedeckt. Erst durch Rodungen für landwirtschaftliche Zwecke entstanden Wiesen. Nur im Gebirge oberhalb der Baumgrenze oder auf sehr trockenen oder sumpfigen Standorten gibt es natürliche Wiesen. Um anthropogen entstandene Wiesen zu erhalten, müssen sie gemäht oder beweidet werden.
Je nach Nutzung (Mahd oder Weide), der Intensität der Nutzung (extensiv, intensiv) und den Bodenverhältnissen entstehen unterschiedliche Wiesentypen. Zum Beispiel entstehen Trockenwiesen auf trockenen und nährstoffarmen Böden und weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Durch das geringe Nährstoffangebot wird die Ausbreitung jeder einzelner Pflanzenart begrenzt. Trockenwiesen werden gerne für die Heugewinnung verwendet. Der stark gefährdeten Sumpfschrecke (Stetophyma grossum) wiederum dient die Feuchtwiese als Lebensraum. Sie gilt als Indikator für noch intakte Feuchtwiesen. In Niederösterreich gibt es beispielweise noch bei Litschau ein individuenstarkes Vorkommen.
Wiesenpieper, Foto: W. Stolwerk / photos.com |
Auch der Wiesenpieper (Anthus pratensis), ein Bodenbrüter benötigt diesen Wiesentyp als Nahrungs- und Brutbiotop.
Ab dem 2. Weltkrieg wurden Trockenwiesen bewässert und Feuchtwiesen entwässert, stark gedüngt und in Fettwiesen, die höhere Erträge erzielen, umgewandelt. Dadurch wurde die Artenvielfalt reduziert. Wenige Feucht- und Trockenwiesen sind noch geblieben, die heute durch das Aufgeben der extensiven Wiesenbewirtschaftung stark gefährdet sind.
Artenvielfalt auf Wiesen zu fördern bedeutet sie zu mähen oder zu beweiden, wird dies vernachlässigt, tritt auf diesen Flächen eine Verbuschung ein. In weiterer Folge kehrt die ursprüngliche Waldvegetation wieder zurück. Extensive Bewirtschaftung lautet die Devise. Das bedeutet keine oder nur geringe Düngung und eine nur 1-2malige Mahd im Jahr. Die erste Mahd erfolgt spät, somit können sich Spätblüher ebenfalls versamen und der Blütenpracht von Frühling bis Herbst steht nichts im Wege. Extensive Beweidung hält ebenfalls die konkurrenzstarken Pflanzen zurück. Kommt es aber zu einer intensiven Beweidung tritt das Gegenteil ein. Kahle Stellen treten auf, die häufig vorkommende Brennessel vermehrt sich rasch wegen der starken Düngung durch die Tiere. Pflanzen, die von den Tieren gemieden werden, wie Disteln und der giftige Scharfe Hahnenfuß, können sich ebenfalls ausbreiten.
An manchen Orten Niederösterreichs werden bereits erfolgreich Pflegemaßnahmen eingesetzt. Zur Erhaltung der oben genannten Feuchtwiesen beim Reißbach südlich von Litschau wird wieder einmal im Jahr gemäht.
Smaragdeidechse im Landesmuseum, Foto: M. Schaar |
Sei sie bewusst betrachtet und erforscht, oder auch einfach gedankenverloren wahrgenommen; eines steht fest: eine gesunde, artenreiche Sommerwiese fasziniert und bezaubert uns jedes Jahr aufs Neue!
Text: DI Astrid Habiger
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