Immer öfter hört oder liest man in den Medien von Arten, die auf der Roten Liste stehen. Damit ist meistens gemeint, dass Organismen vom Aussterben bedroht oder gefährdet sind. Wo liegt aber der Unterschied? Stimmt das denn? Und was genau ist die Rote Liste eigentlich? Nicht immer ist es richtig von Tieren auf der Roten Liste zu sprechen, wenn man gefährdete oder bedrohte Arten meint. Wie so oft ist der Unterschied nicht ganz einfach...
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) oder zu Deutsch auch Weltnaturschutzunion genannt, ist ein Zusammenschluss zahlreicher Organisationen, die sich für den Schutz natürlicher Biodiversität einsetzen. Österreichische Mitglieder sind unter anderem das Lebensministerium, der österreichische Naturschutzbund oder auch der Nationalpark Hohe Tauern.
Neben vielen anderen Projekten gibt die IUCN auch die Rote Liste heraus. Laufend überarbeitet und ergänzt, bietet diese nicht nur allgemeine Informationen über etwa 70.000 Arten, sondern darüber hinaus auch die Einschätzung des jeweiligen Erhaltungszustandes. Dabei werden die Arten unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Kriterien wie z.B. Populationsgröße, Größe des Verbreitungsgebietes oder Bestandsveränderungen in neun verschiedene Kategorien unterteilt.
Hierzu zählen Arten für die es ausreichend Daten gibt und die insgesamt gesehen häufig vorkommen – bei denen jedoch lokale Populationen sehr wohl gefährdet sein können. Ein Beispiel hierfür wäre etwa der Eurasische Luchs (Lynx lynx), der in Österreich nur in geringer Zahl exisiert.
Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten finden sich also nicht nur bedrohte oder gefährdete Arten, sondern auch solche, die in eine der drei oben genannten Kategorien fallen. Es ist daher falsch von rot gelisteten Arten zu sprechen, aber eigentlich gefährdete oder bedrohte Arten zu meinen.
Bedroht, Gefährdet – wo liegt der Unterschied?
Der Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) etwa ist eine potentiell gefährdete Amphibienart die auch in Niederösterreich vorkommt und im Erlebnisbereich Natur des Landesmuseums zu finden ist. Obwohl man diesen Schwanzlurch in Niederösterreich noch relativ häufig beobachten kann, sind die Bestandszahlen in den letzten Jahren, vor allem durch den Verlust von Lebensraum, stetig gesunken. Wie bei vielen anderen Amphibien auch stellen hier vor allem die Trockenlegung von Gebieten durch Drainagen und Dämme, aber auch die zunehmende Wasserverschmutzung die größten Bedrohungen dar.
Breits 3 Arten, die auch in Österreich heimisch waren, gelten als ausgestorben, darunter z.B. der Tiefseesaibling.
Die Gründe für das Aussterben von Arten sind vielfältig, häufigste Ursache ist jedoch der Mensch. Vor allem die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und -grundlagen vieler Tier- und Pflanzenarten spielen eine wichtige Rolle. Extensive Land-, Forst- und Viehwirtschaft und die allgemeine Urbanisierung von Gebieten nehmen immer mehr Platz in Anspruch. Ebenso begünstigt der zunehmende Waren- und Personenverkehr die Verschleppung vieler Arten, die dann als invasive Neobiota die heimischen Tiere oder Pflanzen verdrängen und so zum Problem für ganze Ökosysteme werden können.
Die „Rote Liste“ dient der Veranschaulichung des immer weiter fortschreitenden Biodiversitätsverlusts, aber auch als Handlungsanstoß unzähliger Naturschutzprojekte und als wissenschaftliche Basis für die Bemühungen um den Erhalt der Artenvielfalt. Dabei ergänzen nationale „Rote Listen“ die Arbeit der IUCN, indem sie Informationen über den Arterhaltungszustand in begrenzteren Gebieten anführen. So auch die „Roten Listen“ des Umweltbundesamtes. In ihnen werden lediglich österreichische Bestände untersucht und seit 2007 in einem länderübergreifenden „Österreichischen Arten Schutz Information System“ zusammengeführt.
Text: Mag. Julia Wöger
Weitere Links:
http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/naturschutz/artenschutz/aliens/
http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/rueckblick/2010/aliens
http://www.umweltbundesamt.at/oasis
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) oder zu Deutsch auch Weltnaturschutzunion genannt, ist ein Zusammenschluss zahlreicher Organisationen, die sich für den Schutz natürlicher Biodiversität einsetzen. Österreichische Mitglieder sind unter anderem das Lebensministerium, der österreichische Naturschutzbund oder auch der Nationalpark Hohe Tauern.
Neben vielen anderen Projekten gibt die IUCN auch die Rote Liste heraus. Laufend überarbeitet und ergänzt, bietet diese nicht nur allgemeine Informationen über etwa 70.000 Arten, sondern darüber hinaus auch die Einschätzung des jeweiligen Erhaltungszustandes. Dabei werden die Arten unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Kriterien wie z.B. Populationsgröße, Größe des Verbreitungsgebietes oder Bestandsveränderungen in neun verschiedene Kategorien unterteilt.
1) NE (not evaluated – nicht beurteilt)
In dieser Kategorie finden sich Arten, die zwar in der Liste aufscheinen, bei denen aber noch keine wissenschaftliche Beurteilung durchgeführt wurde.
2) DD (data deficient – ungenügende Datengrundlage)
Zu den Arten in dieser Kategorie gibt es zwar Untersuchungen, die Informationen reichen aber nicht aus, um das globale Aussterberisiko beurteilen zu können.
3) LC (least concern – nicht gefährdet)
Auf der Roten Liste der gefährdeten Arten finden sich also nicht nur bedrohte oder gefährdete Arten, sondern auch solche, die in eine der drei oben genannten Kategorien fallen. Es ist daher falsch von rot gelisteten Arten zu sprechen, aber eigentlich gefährdete oder bedrohte Arten zu meinen.
Bedroht, Gefährdet – wo liegt der Unterschied?
4) NT (near threatened – potentiell gefährdet)
In dieser Klasse finden sich Arten, die noch nicht die Kriterien erfüllen, um als verletzlich oder gefährdet zu gelten, aber möglicherweise bald die festgesetzten Limits überschreiten könnten.
Der Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) etwa ist eine potentiell gefährdete Amphibienart die auch in Niederösterreich vorkommt und im Erlebnisbereich Natur des Landesmuseums zu finden ist. Obwohl man diesen Schwanzlurch in Niederösterreich noch relativ häufig beobachten kann, sind die Bestandszahlen in den letzten Jahren, vor allem durch den Verlust von Lebensraum, stetig gesunken. Wie bei vielen anderen Amphibien auch stellen hier vor allem die Trockenlegung von Gebieten durch Drainagen und Dämme, aber auch die zunehmende Wasserverschmutzung die größten Bedrohungen dar.
5) VU (vulnerable – gefährdet) &
6) EN (endangered – stark gefährdet)
Eine Art gilt als gefährdet oder stark gefährdet, wenn ein hohes oder sehr hohes Risiko besteht, dass sie in der unmittelbaren Zukunft ausstirbt. Ein Beispiel ist der auch in Österreich heimische Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes – EN), eine Flusskrebsart auf deren Population sich mehrere Faktoren ungünstig auswirken. Das größte Problem sind hier nicht-heimische, invasive Krebse wie etwa der rote amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) oder der ebenfalls aus Nordamerika stammende Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus). Obwohl mancherorts noch sehr häufig, sind die Populationen starken Schwankungen unterworfen. Hinzu kommen eine extrem reduzierte genetische Vielfalt und durch Menschen verursachte Umweltschäden. Mit etwas Glück kann man auch in den Aquarien des Landesmuseums einige Flusskrebse beobachten.
7) CR (critically endangered – vom Aussterben bedroht)
Ein prominentes Beispiel in Österreich ist der Waxdick (Acipenser gueldenstaedtii),
der auch im Landesmuseum im Donaubecken zu finden ist. Der vermehrte
Bau von Wasserkraftwerken verhindert, dass diese Störart flussaufwärts
zu ihren Laichplätzen wandern kann. Aber auch der europäische Nerz
(Mustela lutreola) und 21 andere in Österreich heimische Tierarten
finden sich in dieser Kategorie.
Waxdick im Donaubecken Landesmuseum Niederösterreich, Foto: M. Schaar |
8) EW (extinct in the wild – in der Natur ausgestorben)
Als in der Natur ausgestorben bezeichnet man Arten, die nur noch in Kultur oder menschlicher Obhut vorkommen.
9) EX (extinct – ausgestorben)
Eine Art gilt als ausgestorben, wenn kein Zweifel am Tod des letzten Individuums besteht oder Untersuchungen keine Beobachtungen ergaben.
Breits 3 Arten, die auch in Österreich heimisch waren, gelten als ausgestorben, darunter z.B. der Tiefseesaibling.
Die Gründe für das Aussterben von Arten sind vielfältig, häufigste Ursache ist jedoch der Mensch. Vor allem die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und -grundlagen vieler Tier- und Pflanzenarten spielen eine wichtige Rolle. Extensive Land-, Forst- und Viehwirtschaft und die allgemeine Urbanisierung von Gebieten nehmen immer mehr Platz in Anspruch. Ebenso begünstigt der zunehmende Waren- und Personenverkehr die Verschleppung vieler Arten, die dann als invasive Neobiota die heimischen Tiere oder Pflanzen verdrängen und so zum Problem für ganze Ökosysteme werden können.
Die „Rote Liste“ dient der Veranschaulichung des immer weiter fortschreitenden Biodiversitätsverlusts, aber auch als Handlungsanstoß unzähliger Naturschutzprojekte und als wissenschaftliche Basis für die Bemühungen um den Erhalt der Artenvielfalt. Dabei ergänzen nationale „Rote Listen“ die Arbeit der IUCN, indem sie Informationen über den Arterhaltungszustand in begrenzteren Gebieten anführen. So auch die „Roten Listen“ des Umweltbundesamtes. In ihnen werden lediglich österreichische Bestände untersucht und seit 2007 in einem länderübergreifenden „Österreichischen Arten Schutz Information System“ zusammengeführt.
Text: Mag. Julia Wöger
Weitere Links:
http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/naturschutz/artenschutz/aliens/
http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/rueckblick/2010/aliens
http://www.umweltbundesamt.at/oasis
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