(Esox lucius) … ein Wolf im Schuppenkleid
Er ist ein Räuber durch und durch! Wer einmal einen Hecht gesehen hat wird sein markantes Aussehen so schnell nicht wieder vergessen.
Übersetzt man seien wissenschaftlichen Name „Esox lucius“ so bedeutet er „hungriger Wolf“ und das völlig zu recht. Sein torpedoförmiger Körper, die großen Augen, seine krokodilartig verlängerten Kiefer und das riesige mit über 700 rasiermesserscharfen Zähnen versehene Maul machen ihn zu einem perfekten Jäger.
Hecht im Donaubecken © Landesmuseum Niederösterreich, Foto: M. Schaar |
Bei der Jagd verlässt sich der Hecht fast ausschließlich auf seinen ausgezeichneten Sehsinn, in trübem Wasser findet er seine Beute nur schwer und es ist sogar möglich, dass er verhungert. Geduldig wartet er, gut getarnt zwischen Wasserpflanzen, um blitzschnell zuzuschlagen sobald sich ein Beutetier zu nahe heranwagt. Dabei kann er, dank seiner weit nach hinten verlagerten, kräftigen Rücken- und Afterflosse, unglaubliche Geschwindigkeiten erreichen. Er ist einer der antrittschnellsten Sprinter im Süßwasser. Ein Langstreckenläufer ist der Hecht jedoch nicht. Sollte ein Opfer wider Erwarten entkommen, so hat es großes Glück gehabt. Der schnelle Jäger gleich, müsste man ihn mit einem Landraubtier vergleichen, in seiner Jagdtechnik eher einem Geparden als einem Wolf. Denn er ist, ähnlich wie der Gepard, nicht in der Lage, Beute über weite Strecken zu verfolgen.
Der Hecht gehört zu den größten Raubfischen unserer Breiten, in vielen Gewässern steht er an der Spitze der Nahrungskette. Durchschnittlich erreicht er Körperlängen von 60 bis 100 cm, bei optimalen Lebensbedingungen können Weibchen auch bis zu 150 cm groß werden und dabei ein Gewicht von 20 bis 30 kg erlangen. Anders als bei den meisten Säugetieren bleiben Männchen in der Regel etwas kleiner als ihre Artgenossinnen. Ein Hecht in freier Wildbahn kann bis zu 15 Jahre alt werden, in Gefangenschaft konnten einige Methusalems unter ihnen auch schon doppelt so alt werden.
Donaubecken, © Landesmuseum Niederösterreich, Foto: Helmut Lackinger |
Das für diese Fischart typische, ruhige Lauerverhalten, kann man auch bei der Hechtdame im Donaubecken des Landesmuseums beobachten. Auch sie liegt meist stundenlang, mehr oder weniger regungslos an derselben Stelle des großen Aquariums. Von dieser scheinbare Lethargie ist jedoch, sobald die Tierpflegerinnen mit der Fütterung beginnen, nichts mehr zu sehen.
Männchen werden mit ca. zwei und Weibchen mit ca. vier Jahren geschlechtsreif. Die Laichzeit kann je nach Wassertemperatur zwischen Februar und April variieren. Um sie während dieser sensiblen Phase nicht zu stören, stehen Hechte in dieser Zeit unter Schutz und dürfen nicht befischt werden. Sie sind sogenannte Haftlaicher, das bedeutet, dass das Weibchen die bis zu 1,2 Millionen braune, klebrige Eier in Paketen an Wasserpflanzen oder auf Gras in überschwemmten Wiesen klebt, bevor diese vom Männchen befruchtet werden.
Aus den Eiern schlüpfen nach 10 bis 30 Tagen die Larven, die sich in den ersten Lebenstagen, mit einer Drüse am Kopf an Wasserpflanzen anheften. In dieser Zeit zehren sie noch vom Dottersack den ihnen ihre Mutter mitgegeben hat. Bereits nach kurzer Zeit schwimmen sie frei und stellen sich auf tierische Nahrung um.
Junge Hechte ernähren sich größtenteils von Insektenlarven und Fischbrut, bereits sehr bald sind sie jedoch in der Lage Fische und andere Wirbeltiere zu erbeuten. Die jungen Räuber wachsen sehr rasch und können nach einem Jahr bereits etwa 15 cm lang sein. Das sogenannte Brittelmaß, also jene Länge die ein Fisch erreicht haben muss, um vom Fischer mitgenommen werden zu dürfen, liegt bei Hechten in Niederösterreich bei 50 cm. Tiere dieser Größe sind etwa drei bis vier Jahre alt und geschlechtsreif.
Ausgewachsene Hechte fressen Fische aller Art und scheuen auch vor Kannibalismus nicht zurück. Ein sehr großer Anteil der Jungtiere wird so von den eigenen Artgenossen gefressen. Auch die meist kleineren Männchen laufen Gefahr, nach der Paarung ein Opfer ihrer Auserwählten zu werden. Außer Fischen können auch Frösche und Reptilien, Kleinsäuger und in seltene Fällen Wasservögel auf dem Speiseplan des Räubers stehen.
Ein Hecht zerkleinert seine Beute nicht, sondern verschlingt sie im Ganzen. Dabei nimmt er Beutetiere auf, die fast so groß sind wie er selbst. Hier hilft ihm sein großes, schnabelförmiges Maul, das fast ein Viertel seiner Körperlänge ausmacht. Um solch große Beutetiere nicht nur verschlingen, sondern auch verdauen zu können, besitzen Hechte eine starke Magensäure, die in der Lage ist, selbst Metalle aufzulösen. Verschluckt der, auf Grund seines Kampfgeistes und seines schmackhaften Fleisches, beliebte Anglerfisch einen Angelhaken so tief, dass er vom Fischer nicht entfernt werden kann, hat er durch seinen ätzenden Magensaft dennoch gute Chancen zu überleben.
Hecht © photos.com, Foto: Vladimír Vítek |
Die Tatsache, dass Hechte an Wasserpflanzen und Überschwemmungszonen angewiesen sind, zeigt einmal mehr, wie wichtig eine natürliche Flusslandschaft für den Fortbestand vieler Arten und somit für die Vielfalt in der Natur ist. In hart verbauten, schnellfließenden Gewässern ohne oder mit ungenügender Uferanbindung stehen auch für diesen großen, anpassungsfähigen Räuber die Chancen schlecht. Laut Roter Liste ist der Hecht zwar in Niederösterreich als nicht gefährdet eingestuft, jedoch gilt er für ganz Österreich, auf Grund verlorengegangener Laichplätze, als nahezu gefährdet. Um dieser Entwicklung entgegenzuarbeiten gibt es nur eine Möglichkeit:
„Lassen wir den Flüssen Platz und den Fischen ihren Lebensraum!“
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Text:
Mag. Elisabeth Holovsky
Mag. Elisabeth Holovsky
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