Asperl im Museumsgarten, Foto: M. Schaar |
Die Mispel bildete viele Jahrhunderte lang einen selbstverständlichen Bestandteil in den heimischen Gärten. Heute kennt kaum noch jemand ihre wohlschmeckenden Früchte. Dabei ist die Mispel ein in vielerlei Hinsicht gewinnbringendes Gehölz. Ihr Erscheinungsbild – allem voran die formschönen Blätter und die ungewöhnlich großen Blüten – macht sie zu einer ausgesprochen attraktiven Zierpflanze. Und auch obstbaulich bietet die Mispel interessante Aspekte. Ihre markanten Früchte sind gesund und vielseitig verwendbar. Die Erträge setzen früh ein und sind reichlich.
Orientalische Schönheit in unseren Bauerngärten
Die Mispel trägt ihren wissenschaftlichen Artnamen Mespilus germanica zu Unrecht. Denn sie ist in Wahrheit kein „germanisches“ Gehölz. Woher der sommergrüne, kleine Baum ursprünglich kommt, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Doch vermutlich stammt die Mispel aus Vorderasien, wo sie bereits vor rund 3.000 Jahren kultiviert wurde. Die Römer brachten sie nach West- und Mitteleuropa, wo die Mispel lange Zeit ein bedeutender Fruchtbaum in Kloster- und Bauerngärten war. Noch vor rund hundert Jahren waren die Früchte der Mispel in unseren Breiten ausgesprochen beliebt. In den letzten Jahrzehnten jedoch geriet die vielseitig verwendbare Pflanze mehr und mehr in Vergessenheit. So gilt die Mispel inzwischen als stark gefährdet und ihre Reliktvorkommen als besonders schützenswert. Mittlerweile erlebt das attraktive Gehölz glücklicher Weise eine (wenn auch stille) Renaissance: Mispeln finden vermehrt wieder Einzug in die heimischen Gärten und immer öfter werden die unverwechselbaren Früchte heute auch auf Märkten angeboten.
Hübsch und pflegeleicht
Mispeln sind recht anspruchslose Gehölze und dazu kaum anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingsbefall. Die kleinen Bäume oder Sträucher erreichen eine Wuchshöhe von maximal 6 Metern und eignen sich daher auch für kleinere Gärten bestens. Ihre ausladende Krone ist breit und besteht aus wenigen, kräftigen Ästen. Der Stamm wie auch die Äste neigen zur Krummwüchsigkeit. Und da Mispeln zu den am langsamsten wachsenden Obstgehölzen zählen, ist ihr Holz entsprechend hart. Während wilde Mispeln Dornen ausbilden, fehlen diese bei den Kultursorten. Die Rinde ist braun-rot, anfangs glatt und später tief rissig. Die länglich ovalen Blätter werden bis zu 15 cm lang und besitzen einen sehr kurzen Stiel. Sie sind an der Oberseite dunkelgrün, an der Unterseite etwas heller und filzig behaart. Im Herbst verfärben sie sich gelb bis gelb-orange. Besonders hübsch sind auch die auffallenden, sehr großen Blüten der Mispel, die Ende Mai bis Anfang Juni ausgebildet werden, und die einzeln (selten auch zu zweit) am Ende von Kurztrieben stehen. In ihrem Aussehen erinnern sie an Apfelblüten, denn genau wie der Apfel zählt auch die Mispel zur Familie der Rosengewächse. Allerdings werden die fünf rundlichen, weißen Kronblätter von langen, schmalen Kelchblättern überragt. Diese Kelchblätter bleiben bis zur Fruchtreife erhalten und verleihen den Früchten ihr, charakteristisches „bekröntes“ Erscheinungsbild.
Wohlschmeckende Winterfrucht
Asperl im Museumsgarten, Foto: M. Schaar |
Die exotisch anmutenden, kugeligen Früchte der Mispel sind in Österreich eher unter dem Namen „Asperln“ bekannt. Sie ähneln kleinen Äpfeln mit einer rauen Schale. Typisch ist die Einkerbung an der Spitze (die sogenannte Kelchgrube), die von den fünf Kelchblättern gesäumt wird. Die Früchte sind zunächst gelblich grün und färben sich bei Reife bräunlich. Allerdings sind sie zu diesem Zeitpunkt – etwa Ende Oktober – noch steinhart und ausgesprochen schlechtschmeckend. Denn Mispeln sind die einzigen Früchte, die man bei uns erst im Winter genießen kann: Erst nach dem Einwirken der ersten Fröste wird das Fruchtfleisch der Mispel weich und teigig, und der hohe Gerbstoffgehalt nimmt ab. Die Früchte schmecken dann nicht mehr adstringierend, sondern angenehm säuerlich. Wer nicht auf den ersten Frost warten will, kann die Mispeln auch für einige Stunden ins Gefrierfach legen und dann wieder auftauen lassen!
Marmelade, Schnaps und Medizin
Objekt des Monats November Foto: F. Röper |
Die Früchte der Mispel kann man entweder roh verzehren (Vorsicht wegen der großen, harten Kerne!) oder verarbeiten. Ihr musartiges Fruchtfleisch eignet sich zum Beispiel zur Herstellung von Püree, Kompott oder Konfitüre. Besonderes in der Kombination mit Apfel, Hagebutte oder anderen Wildfrüchten entfalten Mispeln ihr typisches Aroma. Mispeln können außerdem zu Säften und Likören verarbeitet werden. Früher setzte man sie gerne dem Apfel- und Birnenmost zu, um dessen Haltbarkeit durch den hohen Gerbstoffgehalt der Mispel zu verbessern. Doch dienten die Früchte der Mispel lange Zeit nicht nur als Nahrungs-, sondern auch als Heilmittel. In der Volksheilkunde wurden sie gegen Entzündungen der Nieren und Harnwege eingesetzt, außerdem bei Magen- und Darmstörungen. Und tatsächlich sind Mispeln entzündungshemmend, harntreibend und enthalten viel Vitamin C. Hildegard von Bingen empfiehlt Mispeln Kranken wie Gesunden gleichermaßen, da sie den Muskelaufbau fördern und das Blut reinigen.
Text von der Biologin: Dr. Andrea Benedetter-Herramhof
Ein weiterer Text zum Asperl von Beate Steiner ist hier zu finden: http://landesmuseum.blogspot.co.at/2014/11/asperl.html
Das Objekt des Monats November ist das Asperl: http://www.landesmuseum.net/de/kulturvermittlung/individualbesucher/objekt-des-monats/Asperl
Das Objekt des Monats November ist das Asperl: http://www.landesmuseum.net/de/kulturvermittlung/individualbesucher/objekt-des-monats/Asperl
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen