Aus Sicht der Konservierung & Restaurierung
Ausstellungsansicht "Malerische Wallfahrt nach Mariazell in Aquarellen von Eduard Gurk", Foto: G. Lechner |
Die jeweils dargestellte Landschaftsszene ist umrandet durch einen aquarellierten Rahmen. Unter jeder Abbildung befindet sich mittig der Titel und in der rechten unteren Ecke die Nummerierung.
Die Aquarelle sind auf Velinpapier, d.h. auf Papier mit ebenmäßiger Oberfläche und gleichmäßiger Durchsicht ohne Siebstruktur ausgeführt. Eine durch Rippen und Stege unruhig erscheinende Oberfläche wie die von Büttenpapieren hätte den Eindruck der feinen Aquarellmalerei gestört. Die Qualität der Blätter ist nicht gleichmäßig, was sich anhand der variierenden Farbtöne erkennen lässt. Die Qualitätsunterschiede sind teilweise durch die unterschiedliche Herkunft der Papiere erklärbar. Anhand von Wasserzeichen, die am Rand einiger Blätter erkennbar sind, konnten zwei bekannte Hersteller identifiziert werden: C & I HONIG, eine niederländische Papiermühle und J. WHATMAN-aus England. Die Werke wurden, vermutlich zur Verstärkung, auf ein weiteres Velinpapier aufkaschiert. Dieses Kaschierpapier scheint von minderer Qualität, was z.B. die Verbräunung dieses Papiers vermuten lässt. Bei einigen Aquarellen drücken sich Pinselspuren und Einschlüsse des Kaschiervorgangs durch. Fehlstellen in den Blättern 38 und 39 ermöglichen einen Blick auf den Klebstoff des Kaschierens – vermutlich handelt es sich dabei um Glutinleim, einen, aus Tierknochen hergestellten, Leim.
Mariazell © Land Niederösterreich, Landessammlung Niederösterreich, Eduard Gurk, 1833 |
Unter der Darstellung und Beschriftung sind Vorzeichnungen und Hilfslinien aus Graphit erkennbar. In den Ecken des Rahmens befinden sich Einstichlöcher von Konstruktionshilfen während des Malprozesses. Malmittel ist Aquarellfarbe, die lasierend bis deckend aufgetragen wurde. Die Palette ist umfangreich. Vereinzelt wurde Bleiweiß eingesetzt, um Weißhöhungen durchzuführen. Partiell wurde mit Firnis, vermutlich ein pflanzlicher Gummi oder Eiklar, zur Akzentuierung bestimmter Bereiche gearbeitet. Der Titel und die Nummerierung jedes Blattes sowie einzelne Elemente des Rahmens sind mit goldfarbener, kupferhaltiger Tusche ausgeführt.
Restauratorische Bearbeitung:
Die Blätter zeigten insgesamt wenige Schäden, so dass für die Ausstellung lediglich minimale restauratorische Eingriffe notwendig waren. Folgendes waren die Schäden und die durchgeführten Maßnahmen:
- Die Blätter waren sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite teilweise verschmutzt, d.h. sie wiesen Staubablagerungen, Griffspuren und Flecken auf. Locker aufliegender Schmutz wurde mit speziellen, weichen und sehr schmutzaufnahmefähigen Reinigungsschwämmen aus vulkanisiertem Kautschuk und PU-Schaum trocken abgenommen. Bemalte und beschriftete Partien wurden dabei ausgelassen, um die Darstellung nicht zu gefährden. Hartnäckigere aufsitzende Verschmutzungen wurden mit einem etwas härteren Spezialradiergummi entfernt. Die Reinigungsschwämme und -radierer sind darauf getestet, dass sie die empfindliche Papieroberfläche nicht beschädigen und auch keine Rückstände hinterlassen, die negativen Einfluss auf das Kunstwerk haben könnten.
Reinigen © Konservierung & Restaurierung, Landessammlung Niederösterreich |
- Da die Blätter im Laufe ihrer Geschichte bereits öfter gezeigt wurden, fanden sich auf der Rückseite zahlreiche alte Montagereste aus verschiedenen, meist minderwertigen Papieren und verschiedenen Klebstoffen. Da solche Montagereste zu Verfärbungen führen können und außerdem bereits Verformungen hervorgerufen hatten, wurden sie entfernt. Die Abnahme erfolgte mit Methylcellulose, einer modifizierten Stärke, die als Verdickungsmittel z.B. auch in Speiseeis oder Mayonnaise Anwendung findet. In der Papierrestaurierung wird Methylcellulose gerne als Kompresse in Form eines Gels genutzt. Wasserlösliche Klebstoffe können dadurch angeweicht werden, ohne dass das Objekt „nass“ gemacht werden muss. Durch direkten Wasserauftrag könnten z.B. Wasserränder und Verformungen entstehen. Das Methylcellulosegel wird mit dem Pinsel aufgetragen, weicht ein und – je nach Papier und Klebstoff – 5 bis 30 Minuten später können Klebstoff und Papier idealerweise rückstandsfrei entfernt werden.
- Wenige der Gurk-Blätter wiesen kleinere Risse an den Blattkanten auf. Diese wurden mit Weizenstärkekleister und einem dünnen Japanpapier (11 g/m²) gesichert. Japanpapier wird aus den langen Fasern des Maulbeerbaumes hergestellt und ist dadurch auch mit geringer Grammatur extrem reißfest und stabil. Zum Vergleich: Schreibmaschinenpapier hat eine Grammatur von 80 g/m².
Protokollieren © Konservierung & Restaurierung, Landessammlung Niederösterreich |
Nach der konservatorischen Bearbeitung wurden die Werke in Passepartouts montiert. Diese wurden aus Karton gefertigt, der nach DIN-ISO 9706 säure- und ligninfrei, mit alkalischer Reserve versehen und alterungsbeständig ist. Dadurch wird gewährleistet, dass keine schädigenden Substanzen aus dem Karton auswandern und die Aquarelle schädigen, z.B. Verfärbungen verursachen, könnten.
Anschließend erfolgte das Protokollieren der Werke. Dies ist wichtig, um den Zustand der Werke vor dem Transport und der Ausstellung zu dokumentieren. Mit Hilfe eines Fotos werden Schäden kartiert, wie z.B. Flecken, Fingerabdrücke, Risse, Kratzer in der Oberfläche etc. Einstichlöcher in den Ecken zur Konstruktionshilfe der aquarellierten Rahmen werden nicht als Schaden protokolliert.
Die Rahmung erfolgte nach dem Protokollieren. Die Rahmen sind mit UV-Schutzglas versehen. Dadurch können UV-Strahlen, die durch ihre Kurzwelligkeit besonders schädlich für die Zellulose des Papiers sowie die Bindemittel und Pigmente bzw. Farbstoffe sind, weitestgehend herausgefiltert werden. Wie auch beim Passepartout wurde auch bei den Rahmen auf emissionsfreie (also möglichst schadstofffreie) Materialien geachtet. So besteht die Rückwand nicht wie meist üblich aus Hartfaserplatten (diese sondern das Papier schädigende Säuren ab), sondern aus inerten Aluminiumverbundplatten.
Rahmen © Konservierung & Restaurierung, Landessammlung Niederösterreich |
Transport und Aufbau:
Die gerahmten Aquarelle wurden vor dem Transport so verpackt, dass sie vor klimatischen Einflüssen und Schwankungen sowie auch weitestgehend gegen Stöße gesichert sind. Schutz vor klimatischen Einflüssen ist auch bei kurzen Transporten wichtig. Der Schutz wird durch die Verwendung von Kombinationen aus Luftpolsterfolie, Kunststoffplatten und Kartonagen bzw. durch die Verwendung von Klimakisten erreicht. Der Transport selbst erfolgt mit beheizbaren LKWs.
Nach ein paar Tagen Akklimatisierungszeit wurden die Werke ausgepackt. Die Wartezeit von mindestens 24 Stunden ist nötig, da es durch plötzliche Temperaturänderungen ansonsten z.B. zur Bildung von Kondenswasser im Rahmen kommen könnte.
Der Ausstellungsaufbau erfolgte mit der Unterstützung eines professionellen Aufbauteams, ebenso das Einleuchten. Die Lichtstärke beträgt maximal 50 Lux, ein international etablierter Wert für empfindliche Grafik wie Aquarelle. Durch Spots wird das Licht so auf die Werke gelenkt, dass sie trotz relativ geringer Helligkeit perfekt zur Geltung kommen (an einem nebligen Herbsttag beträgt die Lichtstärke mittags ca. 700 Lux).
Im Museum wurden die Werke erneut protokolliert, um Transportschäden ausschließen zu können. Außerdem wurden die tatsächlich jedes Werk erreichenden Werte der Lichtstärke notiert und in einer Art Tagebuch festgehalten. Somit liefern die Protokolle wertvolle Informationen für zukünftige Ausstellungen.
Nach ein paar Tagen Akklimatisierungszeit wurden die Werke ausgepackt. Die Wartezeit von mindestens 24 Stunden ist nötig, da es durch plötzliche Temperaturänderungen ansonsten z.B. zur Bildung von Kondenswasser im Rahmen kommen könnte.
Der Ausstellungsaufbau erfolgte mit der Unterstützung eines professionellen Aufbauteams, ebenso das Einleuchten. Die Lichtstärke beträgt maximal 50 Lux, ein international etablierter Wert für empfindliche Grafik wie Aquarelle. Durch Spots wird das Licht so auf die Werke gelenkt, dass sie trotz relativ geringer Helligkeit perfekt zur Geltung kommen (an einem nebligen Herbsttag beträgt die Lichtstärke mittags ca. 700 Lux).
Im Museum wurden die Werke erneut protokolliert, um Transportschäden ausschließen zu können. Außerdem wurden die tatsächlich jedes Werk erreichenden Werte der Lichtstärke notiert und in einer Art Tagebuch festgehalten. Somit liefern die Protokolle wertvolle Informationen für zukünftige Ausstellungen.
Ausstellungsansicht "Malerische Wallfahrt nach Mariazell in Aquarellen von Eduard Gurk", Foto: G. Lechner |
Ausstellungsansicht "Malerische Wallfahrt nach Mariazell in Aquarellen von Eduard Gurk", Foto: G. Lechner |
Text: Dipl.-Rest.(Univ.) Franziska Butze Rios
Das Team der Konservierung & Restaurierung
(Kunstsammlung der Landessammlungen Niederösterreich):
Dipl.-Rest. (Univ.) Franziska Butze-Rios, Restauratorin für Kunst auf Papier, Fotografie und Digitale Medien
Dipl.-Rest. (Univ.) Christina Schaaf-Fundneider, Restauratorin für Gemälde und Präventive Konservierung
Mag. Christa Scheiblauer, Restauratorin für Gemälde und Präventive Konservierung (derzeit in Karenz)
Martin Sellner, Art Handling und Facility Management
Huberta Trois, Restauratorin für Historische Rahmen und Art Handling
Mag. Eleonora Weixelbaumer, Restauratorin für dreidimensionale Objekte
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