Schon in den
alten Hochkulturen beschworen Priester im Krankheitsfall Gottheiten durch Gebet
und Sühnezeremonien, um den Menschen zu helfen. Sie legten Hände auf, berührten
die Leidenden mit Symbolen der Gottheit oder ließen in ihren Tempeln den
religiösen Akt des Heilschlafes vollziehen.
Mit der
Ausbreitung der christlichen Heilslehre trat an die Stelle des Tempelschlafes der
Kirchenschlaf, vor dem die Gläubigen Beichte und Buße ablegten. An die Stelle
der antiken Götter traten nun Märtyrer und Bekenner, die im Krankheitsfall
angerufen wurden, zu deren Grabstätten man pilgerte und um deren vorbeugenden
Segen die Christenheit bat.
Der Monat Februar
ist besonders reich an solchen Krankheitspatronen, deren gesamte Zahl nahezu
unüberschaubar ist. Er beginnt am 3. Februar mit dem Fest des heiligen Blasius, der vor Halskrankheiten und
anderen Übel bewahren soll:
Hl. Blasius - Stift Seitenstetten, Sammlungen (© IMAREAL) |
„Auf die
Fürsprache des heiligen Bischofs und Märtyrers Blasius befreie und bewahre Dich
der Herr vor Halskrankheiten und anderen Übel“ So formuliert ein Blasius-Segen
aus dem 16. Jahrhundert. Die Wortwahl macht deutlich, dass die Heiligen von den
Gläubigen „nur“ als Fürsprecher eingesetzt wurden. Der oder die Heilige vollzog
das Wunder nicht selbst, sondern er/sie vermittelte die Heilung bzw. bekam
durch Gott die Kraft verliehen, eine Heilung und damit ein Wunder zu
vollziehen.
Der heilige
Blasius gehört zu der Gruppe der frühen, historisch nicht fassbaren und nur in
Legenden überlieferten Heiligen. Er soll als angesehener Arzt im 3. Jahrhundert
in Armenien gelebt haben. Er wurde Bischof in seiner Heimatstadt Sebaste und
wurde während der Christenverfolgungen eingekerkert. Während seines
Gefängnisaufenthaltes rettete er durch sein Gebet ein Kind, dem eine Fischgräte
im Hals stecken geblieben war, vor dem Erstickungstod. 316 erlitt Blasius auf
Befehl des Statthalters das Martyrium. Er wurde enthauptet.
Aus der Legende
um die verschluckte Fischgräte leitet sich seine Funktion als Fürsprecher bei
Halskrankheiten ab. Als solcher wird er im Orient bereits im 6. Jahrhundert
verehrt. Reliquien des Heiligen kamen nach benediktinischer Tradition über Rom 855 in das auf einer Rheininsel
gelegene Kloster Rheinau (Kanton Zürich), das zum Mutterkloster des
Benediktinerklosters St. Blasien im Schwarzwald wurde. 972 gelangten Reliquien
des Heiligen, darunter sein Kopf, die Arme, ein Bein und Teile des Halses, nach
Dubrovnik. So wurde der Heilige zum Patron dieser Stadt. Die heute kostbar
gefassten Reliquien sind im Dommuseum zu Dubrovnik zu sehen.
Am 3. Februar
wird in den Kirchen mit zwei gekreuzten oder miteinander verflochtenen Kerzen
der Blasius-Segen erteilt.
Hl. Agatha - Fresko in der Spitalskirche zu Waidhofen an der Ybbs (© IMAREAL) |
Ebenfalls im 3.
Jahrhundert lebte Agatha, deren Fest
die katholische und die orthodoxe Kirche am 5. Februar feiert. Sie lebte in
Catania auf Sizilien. Als sie die Werbungen des Landpflegers Quintianus nicht erhörte,
da sie ihre Jungfräulichkeit als Gott geweihte Jungfrau bewahren wollte, ließ
er sie in ein Freudenhaus verschleppen. Als der Aufenthalt dort nichts
fruchtete, wurde sie verurteilt und auf vielfältige Weise gemartert. So wurden
ihr die Brüste mit Klauen zerfleischt und abgeschnitten; Petrus in Begleitung
von Engeln pflegte sie des Nachts im Kerker. Schließlich wurde sie auf
glühenden Kohlen verbrannt. Ihr Martyrium machte sie prädestiniert als Helferin
bei Brustleiden angerufen zu werden.
Als ein Jahr nach
ihrem Tod der Ätna ausbrach, zog die Bevölkerung von Catania mit dem Schleier
der Heiligen gegen den Lavastrom, der die Stadt bedrohte, und er kam zum Stillstand.
Die heilige Agatha ist seitdem die Schutzpatronin von Catania, deren Fest mit
einer großen Prozession begangen wird. In manchen Gegenden der Schweiz,
Süddeutschlands und Österreichs wird Agathenbrot in Form kleiner
Brüste gebacken und am 5. Februar oder am Vorabend gesegnet. Es soll vor Fieber
und Krankheiten der Brust schützen. Dem Vieh wurde es vor dem Almauftrieb
gefüttert. Krumen der Brote wurden in die Ecken der Häuser gestreut, um diese
vor Feuer zu schützen. Vor Feuer und Blitzschlag sollten auch am Agathentag
geweihte Kerzen bewahren.
Hl. Apollonia, hier gemeinsam mit der hl. Ottilie dargestellt - Bad Aussee, Spitalskirche (© IMAREAL) |
Die Hilfe der
heilige Apollonia, deren Fest am 9.
Februar begangen wird, hätten wir alle wohl schon gern in Anspruch genommen,
gilt sie doch als Patronin bei Zahnschmerzen. Ihre Lebensgeschichte ist nur in
Legendtexten fassbar. In den frühen Legenden zu ihrem Leben wird erzählt, dass
sie als angesehene alte Frau in Alexandria lebte, bis sie bei einer
Christenverfolgung aufgegriffen wurde. Ihr wurden die Zähne ausgeschlagen und
die Kinnlade zertrümmert. Ihre Peiniger drohten ihr den Tod am Scheiterhaufen
an, sollte sie nicht dem christlichen Glauben abschwören. Sie aber stürzte sich
freiwillig in die Flammen. Spätere Legenden „korrigierten“ ihr Leben und
schmückten es weiter aus. Aus der ägyptischen alten Frau wurde eine schöne
römische Fürsten- oder Kaisertochter, die trotz zahlreicher Marter und Qualen
ihrem Glauben treu blieb. Als schöne junge Frau haben sie auch die Künstler
durch die Jahrhunderte dargestellt. Die Attribute, an denen Apollonia leicht zu
erkennen ist, sind zumeist eine überdimensionierte Zange und ein oder mehrere
Zähne.
Hl. Valentin - Laakirchen,
Pfarrkirche (© IMAREAL) |
Noch komplexer gestaltet sich die Legende des letzten
Heiligen des Monats Februar, den ich Ihnen hier vorstellen möchte. Sie kennen
ihn alle als Patron der Liebenden: Ich spreche vom heiligen Valentin, dessen Fest wir am 14.
Februar feiern - sehr zur Freude zahlreicher Geschäftszweige.
In der legendären Überlieferung vermengen sich die
Geschichten zweier Personen miteinander: Da gab es einmal angeblich einen
Priester Valentin von Rom, der Liebespaare trotz Verbot nach christlichem Ritus
traute und sie mit Blumen beschenkte. Wegen der verbotenen Trauungen soll er am
14. Februar 269 hingerichtet worden sein. Dann gibt es noch Valentin von Terni
(Umbrien), einen Bischof, der durch Krankenheilungen und seine Freigebigkeit
zahlreiche Römer und Römerinnen zum christlichen Glauben bekehrte. Er erlitt
268 den Märtyrertod. Von ihm wird in der Legende berichtet, dass er eines
Wintertages einem Armen seinen Mantel schenkte. Am selben Tag brachte ihm der
Jüngling den Mantel mit den Worten zurück: „Hier ist das Kleidungsstück, mit
dem du Christus selbst beschenkt hast. Als Lohn dafür sollst Du die Gabe haben,
Gichtkranke und Fallsüchtige von ihrer Krankheit zu heilen.“
Das Mantel-Motiv kommt Ihnen sicher bekannt vor, wir kennen
es auch aus der Lebensbeschreibung des heiligen Martin von Tours. Bei Valentin
wird die Mantelspende allerdings mit der Gabe belohnt, Gichtkranke und
Fallsüchtige - damit sind Epileptiker gemeint - zu heilen. So wird Valentin zu
deren Patron. Und hier vermischt sich seine Legende mit dem Leben eines dritten
Heiligen, mit dem des heiligen Valentin von Rätien, dessen Fest die Kirche am
7. Jänner im deutschsprachigen Gebiet begeht. Er war einer der ersten Bischöfe
von Passau und wurde ebenso bei Epilepsie, Krämpfe und Gicht angerufen. Sehr
oft können wir bei bildlichen Darstellungen des Heiligen nicht entscheiden, ob
es sich jetzt um den Valentin von Rätien oder den von Terni handelt. Was ja
eigentlich auch nebensächlich ist - Hauptsache, er hilft.
Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen