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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

4. Februar 2015

Pilgern mit Eduard Gurk – Lilienfeld und Marktl


Bisher erschienen:
http://landesmuseum.blogspot.co.at/2014/10/pilgern-mit-eduard-gurk.html
http://landesmuseum.blogspot.co.at/2015/01/pilgern-mit-eduard-gurk-die-heiligen.html

Monika Schaar-Willomitzer und ich sind weiterhin auf Spurensuche und besuchen Örtlichkeiten, die der Biedermeiermaler Eduard Gurk in seiner „Mahlerischen Reise von Wien nach Maria Zell“ 1833 dargestellt hat, zuletzt waren wir in Annaberg zu Gast [s. Beitrag 2015/01]. Auf dem Blatt „Aussicht vom Annaberge gegen den Ötscher“ ist ein Zisterziensermönch zu sehen. Diesen Geistlichen hatte das Stift Lilienfeld zugeteilt, dort finden wir uns dieses Mal ein.

Bevor wir Lilienfeld erreichen, legen wir noch einen Zwischstopp in Marktl ein. Der Ortsteil ist geprägt von Industrie, Autoverkehr und Traisen. Schon zu Gurks Zeiten stand hier eine mächtige Fabriksanlage, aus deren Schloten sich der Rauch malerisch mit den Wolken vermischte. Heute steht an dieser Stelle das Stammwerk der Firma Neumann Aluminium und Prefa Aluminiumprodukte. Der dargestellte Stein mit Marterl existiert nicht mehr, er musste der Straßenverbreiterung weichen. Das dahinterliegende Haus indes scheint sich seit damals kaum verändert zu haben. Gurks Position konnten und wollten wir dieses Mal nicht einnehmen, es wäre die Straßenmitte der heutigen B 20 gewesen, andernfalls wäre dieser Beitrag vermutlich nie erschienen, an anderer Stelle aber vielleicht ein Nachruf.


Marktl bei Lilienfeld © Land Niederösterreich,
Landessammlung Niederösterreich, Eduard Gurk, 1833


aktuelles Bild Marktl bei Lilienfeld,
Foto: Monika Schaar-Willomitzer

Der Schlaumeier Eduard Gurk hat nicht nur 40 Aquarelle entlang der Via Sacra von Wien nach Mariazell geschaffen, sondern in seinen Werken zusätzlich verschiedene Tageszeiten und Witterungsverhältnisse dargestellt. Auf unserem Bild geht gerade die Sonne auf. Als die Pilger vor zwei Stunden in St. Veit an der Gölsen zur zweiten Etappe der Wallfahrt aufbrachen, war es noch Nacht.


Stift Lilienfeld © Land Niederösterreich,
Landessammlung Niederösterreich, Eduard Gurk, 1833

Von Marktl bis zum Stift sind es nur mehr zwei Kilometer. Den Standort für die Aquarellskizze zu finden, gestaltete sich mühsam. Wenn wir das Blatt „Stift Lilienfeld“ betrachten, erkennen wir am rechten unteren Bildrand zwei Männer (einer davon vermutlich der Abt, der andere möglicherweise Eduard Gurk) auf einem Bankerl sitzend. Wir wollen wissen, ob es heute noch besteht und nehmen den steilen Aufstieg zur Schrittwieser-Ruhe in Kauf. Dort angekommen taucht ein Problem auf: Bankerl ist da, aber das Stift sieht man nicht mehr. Es ist gerade noch ein kleiner Teil der Stiftskirche sichtbar, der Rest ist von Bäumen verdeckt. Die Beschreibung des Reiseschriftstellers F. X. Schweickhardt von 1836, „von der Anhöhe hat man den besten Überblick“, kann als überholt betrachtet werden. Die Vegetation im Biedermeier unterscheidet sich von der heutigen deutlich.

Die heutige Anhöhe, Foto: Monika Schaar-Willomitzer
Stift Lilienfeld. Foto vor dem Zdarsky-Museum
von: Monika Schaar-Willomitzer

Dafür gibt es freilich eine plausible Erklärung: während zu Beginn der 19. Jahrhunderts der Holzverbrauch durch die aufkommende Industrie intensiv war, sind Maßnahmen zur Aufforstung in den letzten 20 Jahren heute schon deutlich spürbar.

Aber zurück zu unserem Thema, dem Pilgern mit Eduard Gurk und der Spurensuche im Heute. Die historischen Fakten zu Stift und Stadt sind überall nachlesbar, das schenken wir uns also und fragen den Lilienfelder Bürgermeister, Herbert Schrittwieser, zur aktuellen Situation. 

Worauf sind Sie in Ihrer Gemeinde besonders stolz?


Bürgermeister Herbert Schrittwieser,
Foto: Stadtgemeinde Lilienfeld


Lilienfeld ist als kleine Bergstadt in einer wunderschönen Lage zentraler Ort des Bezirkes und mit dem Zisterzienserstift auch geistiges und kulturelles Zentrum des oberen Traisentales. Ich bin stolz, dass wir über viele Jahre in dieser schönen Stadt eine zukunftsorientierte Entwicklung betreiben konnten und die Positionierung als Bezirksstadt festigen und ausbauen konnten.
Welchen Stellenwert hat die Wallfahrt für Lilienfeld heute?
Als Obmann der Region Traisen- Gölsental war ich auch Initiator zur Wiederbelebung des Wallfahrerweges VIA SACRA. Es war eine große Herausforderung rund 30 Gemeinden über mehrere Bezirke und Regionen für das Projekt zu begeistern und auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Inzwischen kann man von einer Erfolgsgeschichte sprechen die bestens funktioniert.

Wenn Sie sich was wünschen dürften, was wäre es?
Der Stellenwert des Pilgerns ist sehr hoch und der Zuspruch steigend. Ich wünsche mir, dass dieser Trend anhält und viele Menschen durch das Pilgern an der VIA SACRA ihre Achtsamkeit stärken und die Schönheit der Landschaft und der Orte an der VIA SACRA sehr bewusst erleben und wahrnehmen können. Für Lilienfeld wünsche ich mir, dass wir von Katastrophen verschont bleiben und dass die Gäste bei uns immer freundliche Begegnungen vorfinden und so immer gute Erinnerungen gegeben sind.
Wir danken für das Gespräch!

Abseits der Wallfahrt: Der ehemalige Fußballspieler Toni Pfeffer und der Direktor des Circus Roncalli, Bernhard Paul, sind hier geboren, die Doppelolympiasiegerin Michaela Dorfmeister hat hier die Schihauptschule absolviert, seit 2006 ist sie deren Namenspatronin. Und nicht zu vergessen, der Schöpfer des modernen Schilaufs, Mathias Zdarsky, hat in Lilienfeld gewirkt.

Text: Gerhard Hintringer
Fotos: Mag. Monika Schaar-Willomitzer

Sonderausstellung „Malerische Wallfahrt nach Mariazell in Aquarellen von Eduard Gurk“, 26. Oktober 2014 bis 22. März 2015

Das empfehlenswerte Buch zur Ausstellung ist 2014 im Residenzverlag erschienen, es kostet 35 Euro und ist u.a. im Shop des Landesmuseums erhältlich.

Film des Monats Februar 2015: Via Sacra von Wien nach Mariazell (Gemeinschaftsproduktion von Zisterzienserstift und Bezirksheimatmuseum Lilienfeld). Die DVD ist im Stift und im Landesmuseum erhältlich.

Links zu Lilienfeld:
www.lilienfeld.at
www.cisto.at/stift/
www.kloesterreich.at/unsere-kloester/stift-lilienfeld/stift-lilienfeld
www.zdarsky-ski-museum.at
www.viasacra.at

Link zum Beitrag der Wiener Zeitung vom 19. März 2015:
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/museum/740504_Rettung-eines-Guetigen.html 

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